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Landkreis Günzburg: Wirtschaftslage im Kreis Günzburg ist schlimmer als im Corona-Lockdown

Landkreis Günzburg

Wirtschaftslage im Kreis Günzburg ist schlimmer als im Corona-Lockdown

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    Stellten in Günzburg die Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage vor: Regionalgeschäftsführer Oliver Stipar, Regionalvorsitzender Hermann Hutter und Vizepräsident Roland Kober.
    Stellten in Günzburg die Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage vor: Regionalgeschäftsführer Oliver Stipar, Regionalvorsitzender Hermann Hutter und Vizepräsident Roland Kober. Foto: Sophia Huber

    Eine Abwärtsspirale, die tiefer geht als in den schlimmsten Corona-Phasen. So würde Geschäftsmann Hermann Hutter die aktuelle Lage der Unternehmen im Landkreis Günzburg beschreiben. Hutter ist nicht nur Geschäftsführer der gleichnamigen Firma für Büro und Lifestyle, sondern auch Regionalvorsitzender der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwaben und Vizepräsident des Handelsverbands Deutschland.

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    Die Erwartungen sind schlechter als im Frühjahr 2022

    Hutter hat kürzlich zusammen mit Oliver Stipar, IHK-Regionalgeschäftsführer und Roland Kober, Vizepräsident der IHK Schwaben, die Ergebnisse der Herbstumfrage vorgestellt. Und diese sind alarmierend. Zwar gaben im Herbst 2022 noch 47 Prozent der teilnehmenden Firmen an, dass die aktuelle Geschäftslage "befriedigend" , 43 Prozent, dass sie "gut" und nur zehn Prozent an, dass sie "schlecht" sei. Doch im Vergleich zeigt sich: Im Frühjahr 2022 gaben damals nur vier Prozent an, dass die aktuelle Lage schlecht sei.

    Die Erwartungen an den Winter sind noch dramatischer. 68 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gehen davon aus, dass sich ihre Geschäftslage verschlechtern wird. Das sind 24 Prozent mehr als bei der Umfrage im Frühjahr 2022. "Die Situation hat sich verändert", sagt Hutter. "Während der Corona-Lockdowns haben viele Firmen die Lage als gefährlich eingestuft, hatten aber Erwartungen an eine bessere Zukunft. Jetzt ist es eher so, dass es in vielen Bereichen volle Auftragsbücher gibt, aber der Ausblick negativ ist." Grund sei die extreme Überlagerung der verschiedenen Krisen.

    Die Energiekosten setzen allen Unternehmen im Kreis Günzburg zu

    Die Industrie leidet beispielsweise unter den extremen Preissteigerungen bei Energie und stockenden Lieferketten. In vielen Branchen ist der Fachkräftemangel ebenfalls ein Grund für pessimistische Aussichten. Und im Handel zeigt sich der negative Trend zusätzlich durch die zurückhaltende Kaufbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger. Keine Branche bleibt von der schlechten Stimmung verschont, resümiert die IHK in Günzburg. Der IHK-Konjunkturindex für Bayerisch Schwaben ist um 25 Punkte eingebrochen, auf einen Wert von 85. Der Index ist das geometrische Mittel aus Geschäftslage und Erwartungen. Der langjährige Durchschnittswert beträgt 115, ein neutraler Wert wäre 100. Den schlechtesten Index mit 78 gab es in den vergangenen 20 Jahren im Frühjahr 2009, während der Finanzkrise.

    IHK Schwaben fordert die Politik auf, zu reagieren

    "Die Unternehmen sind ausgeliefert. Es ist wichtig, dass die Politik jetzt reagiert", sagt Stipar. Kober betont die Gefahr, wenn Wirtschaftsbereiche in Existenznot geraten oder notwendige Investitionen nicht mehr in unserer Region getätigt werden. Politische Maßnahmen müssten schnell, effizient und bürokratiearm umgesetzt werden, fordert die IHK. Um die Energiekrise zu meistern, wird als kurzfristige Maßnahme die Strom- und Gaspreisbremse genannt. Eine langfristige Maßnahme wäre die Steigerung der Energieproduktion und Senkung des Verbrauchs. Um Fachkräfte zu sichern, sollten Aus- und Weiterbildung gefördert werden, außerdem fordert die IHK eine qualifizierte Zuwanderung in den Arbeitsmarkt, um wettbewerbsfähig zu bleiben. "Bei jeder Umfrage bekommen wir das Feedback, dass die bürokratischen Anforderungen immer mehr und komplizierter werden", erklärt Stipar. Zusätzlich zu den vielen EU-Vorgaben, werde es für die Firmen immer schwieriger, bei den Vorgaben durchzublicken.

    Unsicherheit treibt die Abwärtsspirale weiter voran

    Wie eine Kerze, die von zwei Seiten brennt, fasst Hutter die aktuelle Wirtschaftslage in der Region zusammen. Auf der einen Seite, der stockende Konsum, da die Menschen im Alltag sparen wollen (und müssen), auf der anderen Seite die hohen Energiekosten, die die Unternehmen belasten. Solche unsicheren Zeiten führen dazu, dass Unternehmerinnen und Unternehmer ihre Investitionen stark zurückschrauben. Das beweisen die Zahlen aus der Umfrage.

    Im Landkreis Günzburg ist vor allem die Industrie stark vertreten, sie macht laut dem Regionalvorsitzenden rund 48 Prozent der Wertschöpfung aus. Die aktuellen Zeiten sind eine harte Herausforderung für den Wirtschaftsstandort. Diese Unsicherheit sei "Gift für die wirtschaftliche Entwicklung und treibt die Abwärtsspirale weiter voran", ist sich Hutter sicher.

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