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Landkreis Günzburg: Tag des Bieres: Wie geht es den Brauereien im Landkreis Günzburg?

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Tag des Bieres: Wie geht es den Brauereien im Landkreis Günzburg?

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    Brauereichef Georg Bucher merkt, dass das helle Bier der Radbrauerei immer mehr gefragt ist.
    Brauereichef Georg Bucher merkt, dass das helle Bier der Radbrauerei immer mehr gefragt ist. Foto: Bernhard Weizenegger (Archivbild)

    Am 23. April, dem Tag des bayerischen Bieres, wird heuer an den Erlass des Reinheitsgebots vor 508 Jahren erinnert. Im bundesweiten Vergleich erzielten die bayerischen Brauereien im Jahr 2023 mit 23,4 Millionen Hektolitern mengenmäßig zum zehnten Mal in Folge den höchsten Bierabsatz, wie das Bundesamt für Statistik am Montag mitteilte. Das damit eingefahrene Minus von 2,5 Prozent liegt zwar unter dem Bundesdurchschnitt von 4,5 Prozent – zufrieden sind die bayerischen Bierbrauer aber nicht. 

    "Das Problem ist, dass wir auch längerfristig mit sinkenden Absätzen zu tun haben werden", prophezeit Rudolf Feuchtmayr von der Schlossbrauerei Autenried. Das habe mehrere Gründe. Einerseits werde die Gruppe der regelmäßigen Biertrinker, die der Geschäftsführer grob zwischen 55 und 70 Jahren eingrenzt, älter und damit nehme der Konsum langsam ab. Bei der jungen Generation gebe es eine bunte Mischung. "Da gibt es die, die viel, andere, die wenig und solche, die gar keinen Alkohol trinken." Viele junge Autofahrer etwa würden auch nach ihrer Probezeit vernünftigerweise nicht vor der Fahrt trinken: Ein positiver Trend, der sich allerdings umsatztechnisch bemerkbar machen könne.

    Großbrauereien wie Paulaner und Franziskaner machen kleineren zu schaffen

    Zusätzlich hätten es die mittelständischen Brauereien schwer, auch im Hinblick auf das Ende von Corona. "In der Pandemie haben wir einen Aufwind erlebt, die Leute haben gemerkt, dass wir eine tolle Biervielfalt haben – das ist einzigartig hier daheim." Jetzt sei der Geldbeutel eng und die Großbrauereien machten den kleineren mit Dumpingangeboten zu schaffen. Mit dieser Konkurrenzsituation ist auch die Günzburger Radbrauerei konfrontiert. "Die Großbrauereien, die über den Preis verkaufen, stehen regelmäßig für 12, 13 Euro pro Kiste im Supermarkt und wir stehen für 19 Euro daneben", sagt Geschäftsführer Georg Bucher. Feuchtmayr ergänzt: "Wir Mittelständler brauchen bestimmte Preise, damit wir leben und existieren können. Wir können nicht zaubern." Mit all diesen Themen müsse man sich auseinandersetzen. "Ich glaube, dass das, was wir jetzt haben, nicht das Ende der Fahnenstange ist."

    Beim Autenrieder Hoffest wurde am Sonntag wegen des schlechten Wetters drinnen gefeiert, was der Stimmung keinen Abbruch tat.
    Beim Autenrieder Hoffest wurde am Sonntag wegen des schlechten Wetters drinnen gefeiert, was der Stimmung keinen Abbruch tat. Foto: Katrin Prestele, Schlossbrauerei Autenried

    Trotz allem will sich der Geschäftsführer der Schlossbrauerei Autenried nicht beklagen. Vergangenes Jahr habe man im Gastronomieverkauf zugelegt, die Vereinsgastronomie habe aber gelitten. Am positivsten sei die Festsaison gewesen: "Es ist ein super Sommer gewesen, fast jedes Wochenende war gutes Wetter. Wir hatten bessere Absätze als 2019." Die Schwierigkeit sei, der Verlagerung beim Getränkekonsum Rechnung zu tragen. Auch deswegen hat die Brauerei aus Autenried die 0,33-Liter-Flasche eingeführt. "Die hat super Zuwachszahlen verzeichnet, gerade bei Jugendfeten." Die Flasche liege gut in der Hand und treffe den Trend. 

    Brauereichef: "Viele sagen: Bier trink' ich nur noch auswärts"

    Diese Entwicklung stellt auch Bucher fest. "Viele sagen: Bier trink' ich nur noch auswärts." Als Familie habe man früher Bier in der Kiste gekauft und die in den Keller gestellt. Heute werde dagegen öfter zu einzelnen Flaschen gegriffen. "Der Demokratie geschuldet haben wir deswegen jetzt auch Sixpacks mit verschiedenen Sorten drin", sagt Bucher.

    Nach der Zeit und dem veränderten Konsumverhalten gehen beide Brauereien auch beim Thema alkoholfrei. "Im Bereich alkoholfreies Helles und alkoholfreies Weizen haben wir vergangenes Jahr zweistellige Zuwachsraten gehabt", sagt Feuchtmayr. Eine neue Anlage habe die Autenrieder Brauerei dafür angeschafft. Man habe Glück, mit dem Mineralbrunnen ein zweites Standbein zu haben, so der Geschäftsführer. Seine Aussicht für dieses Jahr: "Wenn wir den Bierumsatz halten können, steigen wir bei den alkoholfreien Getränken wie Mineralwasser und den Saftschorlen um drei bis fünf Prozent."

    Steigender Absatz bei alkoholfreiem Bier

    Ähnliches berichtet Bucher von der Günzburger Radbrauerei. "Es verschiebt sich einfach. Unser alkoholfreies Weizen hat letztes Jahr neun Prozent Plus gemacht." Insgesamt liege die Brauerei beim Umsatzminus etwa im bayernweiten Durchschnitt. Bucher stimmt aber nicht überein mit einigen deutschen Brauereichefs, für die 2023 ein "historisch schlechtes Jahr" gewesen ist. "Das Jahr war nicht so berauschend, aber wir hatten in der Radbrauerei schon viel schlechtere Jahre." Heuer sei der März "grottenschlecht" gewesen, bis Ende April hofft Bucher wieder auf Vorjahresniveau zu sein. "Der Sommer fängt erst an. Wir müssen einfach am Ball bleiben." 

    Firmenchef Rudolf Feuchtmayr und Sohn Peter von setzen bei der Schlossbrauerei Autenried verstärkt auf 0,33-Liter-Flaschen.
    Firmenchef Rudolf Feuchtmayr und Sohn Peter von setzen bei der Schlossbrauerei Autenried verstärkt auf 0,33-Liter-Flaschen. Foto: Bernhard Weizenegger (Archivbild)

    Ein Thema belastet den Brauereichef allerdings: "Als Weizenbrauerei sind wir sehr stark bei Hefeweizen. Das ist aber nicht mehr so gefragt, es wird gerade wahnsinnig viel helles Bier getrunken." Das habe die Radbrauerei zwar schon immer auch im Sortiment, in der Vergangenheit werbetechnisch aber eher stiefmütterlich behandelt und als "Geheimtipp" versteckt. Seit dem Marken-Relaunch vor zweieinhalb Jahren sei man nun dabei, das zu ändern. Eine neue, dunklere Weißbiersorte gibt es seit zwei Monaten trotzdem im Sortiment.

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