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Landkreis Günzburg: Sportunterricht gerät zu einer immer größeren Herausforderung

Landkreis Günzburg

Sportunterricht gerät zu einer immer größeren Herausforderung

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    Sportunterricht an Grund- und Mittelschulen gestaltet sich zunehmend schwieriger. Es mangelt an Sportstätten und Fachlehrern. Immer mehr Schülerinnen und Schüler haben Defizite bei Motorik und Koordination.
    Sportunterricht an Grund- und Mittelschulen gestaltet sich zunehmend schwieriger. Es mangelt an Sportstätten und Fachlehrern. Immer mehr Schülerinnen und Schüler haben Defizite bei Motorik und Koordination. Foto: Hendrik Schmidt, dpa (Symbolbild)

    Martin Poppel treibt leidenschaftlich gerne Sport. Ob Mountainbiken oder Joggen,

    Dass der Sportunterricht an Grund- und Mittelschulen zu kurz kommt und im Fächerkanon keinen allzu hohen Stellenwert hat, das sei kein plötzliches Problem oder etwa mit der Corona-Pandemie entstanden, weiß Robert Kaifer. Bevor er zum Schulamt gewechselt ist, hat er als Lehrer, Konrektor und Rektor der Grundschule Ichenhausen hautnah mitbekommen, wie an dem Fach gekürzt wird. Zwei, maximal drei Stunden

    Rahmenbedingungen für den Sportunterricht haben sich verschlechtert

    Natürlich wolle niemand sein Kind mit Defiziten an eine höhere Schule schicken, aber "trotzdem und gerade deshalb" sei der Sportunterricht so wichtig: für das soziale Miteinander, die Bewegung, die Koordination und als Ausgleich zu Mathe oder Deutsch – und zur Digitalisierung. Das sei alles nichts Neues und durchaus bekannt, und trotzdem fehle es an allen Ecken und Enden, um vernünftigen Sportunterricht zu bieten. Die Rahmenbedingungen hätten sich zunehmend verschlechtert, Kaifer erinnert an das Platzproblem, zu wenige und oft überbelegte Sportstätten. 

    Vom Schwimmunterricht will der Schulrat gar nicht reden, da sehe es im Landkreis Günzburg "düster" aus. Da das Gartenhallenbad in Leipheim wegen Sanierungsarbeiten geschlossen ist, muss größtenteils auf Schwimmen verzichtet werden. Zweites Problem: fehlendes Personal. Auch Sportlehrer Martin Poppel beobachtet mit Sorge, dass immer weniger Lehrer Sport im Hauptfach studieren. Ältere Lehrer seien körperlich zum Teil nicht mehr in der Lage, Turngeräte aufzubauen, die Belastung in der Turnhalle sei zu hoch. Dies führe dazu, dass kein fundierter Sportunterricht mit Geräteaufbau und Technikvermittlung mehr gehalten werde. 

    Doch die größte Herausforderung liegt in den Augen Kaifers und Poppels an der Heterogenität der Kinder. Die Schere zwischen denen, die im Verein Sport treiben, und denen, die sich selten bis gar nicht in ihrer Freizeit bewegen und gar übergewichtig sind, gehe immer weiter auseinander. Poppel muss zunehmend Kinder unterrichten, denen es an grundlegenden motorischen Fähigkeiten fehlt. "Eine Rolle vorwärts mit einer Klasse zu machen, ist grenzwertig", sagt er. Eigentlich müsste der Sportunterricht in viel kleineren Gruppen stattfinden, um allen gerecht zu werden. Doch dazu bräuchte es mehr Lehrer. Robert Kaifer appelliert dringend an die Eltern, ihre Kinder frühzeitig an sportliche Aktivitäten heranzuführen, die Basis müsse im Elternhaus gelegt werden. "Die Schule kann viel, aber nicht alles kompensieren", sagt er. Martin Poppel ergänzt: "Der Effekt des Sportunterrichts verpufft, wenn daheim nichts gemacht wird." 

    Vorbilder und Sportprofis an die Schulen in den Kreis Günzburg holen

    Doch was schlagen Schulrat und Fachlehrer nun vor, um den Sportunterricht attraktiver zu gestalten, um die Kinder zu begeistern, sie dauerhaft zum Sport zu bringen? Geht es nach Poppel, müssen mehr differenzierte Angebote in kleinen Gruppen geschaffen werden, er denkt ganz klar auch an ein qualifiziertes Sportangebot am Nachmittag und in Ganztagsschulen. Es reiche nicht aus, die Kinder nur zu beaufsichtigen, es brauche gut ausgebildetes Personal. Er kann sich beispielsweise eine Kooperation mit Vereinen gut vorstellen. Oder die Zusammenarbeit mit Vorbildern, mit Prominenten, wirft Kaifer ein. Man sollte viel öfter Sportpromis in den Landkreis Günzburg lotsen, das sei für Schülerinnen und Schüler unglaublich motivierend. Das habe er im vergangenen Jahr beim Besuch des Ex-Fußballprofis Philipp Lahm an der Mittelschule Leipheim erlebt.

    Übergreifende schulische Veranstaltungen wie die Fußballkreismeisterschaft hätten auch einen anspornenden Effekt. Da sollte es seiner Meinung nach viel mehr geben. Von der Entscheidung, die Bundesjugendspiele seit dem Schuljahr 2023/24 nicht mehr als klassischen Wettkampf stattfinden zu lassen, hält er nicht viel. "Das ist kein guter Trend, wenn man die Schüler in Watte packt und nicht mehr die persönliche Leistung zählt." 

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