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Landkreis Günzburg: So startet das Experiment Bezahlkarte im Landkreis Günzburg

Landkreis Günzburg

So startet das Experiment Bezahlkarte im Landkreis Günzburg

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    Die Bezahlkarte für Geflüchtete im Landkreis Günzburg wird seit dieser Woche ausgegeben.
    Die Bezahlkarte für Geflüchtete im Landkreis Günzburg wird seit dieser Woche ausgegeben. Foto: Rebekka Jakob

    Sie ist 8,5 mal 5,4 Zentimeter groß und passt in jeden Geldbeutel - für das Landratsamt Günzburg ist die kleine Plastikkarte allerdings eine große Sache. Mehr als fünf Monate lang hat die Behörde die Einführung der Bezahlkarte für Geflüchtete vorbereitet, diese Woche wird sie nun ausgegeben. "Es steckt eine ganze Menge Vorbereitung in dieser kleinen Karte", formuliert es Landrat Hans Reichhart, als er im Rahmen eines Pressetermins im einen Tag nach der Pressekonferenz mit Ministerpräsident Markus Söder in München, der den Startschuss für das Pilotprojekt in Bayern gegeben hatte. Wenig später holten die ersten Asylbewerber im Bürgerbüro des Landkreises ihre Karten ab. Der Aufwand im Vorfeld war groß. 

    Bevor der Freistaat sich für das Modellprojekt entschieden hatte, dachte der Landkreis Günzburg bereits darüber nach, das Modell Bezahlkarte in Eigenregie einzuführen. Belinda Quenzer, bei der Kreisverwaltung unter anderem für Soziales zuständig, schaute sich unterschiedliche Zahlungssysteme an und beschäftigte sich intensiv mit den Regularien. "Es war ein komplexer Prozess, bei dem die Technik am Ende nicht einmal das schwierigste gewesen ist", sagt Landrat Reichhart. 

    Landtagsabgeordnete Jenny Schack, Belinda Quenzer (Landratsamt) und Landrat Hans Reichhart stellten die Bezahlkarte vor.
    Landtagsabgeordnete Jenny Schack, Belinda Quenzer (Landratsamt) und Landrat Hans Reichhart stellten die Bezahlkarte vor. Foto: Rebekka Jakob

    Der Freistaat hat sich nun für das Mastercard-System entschieden, mit dem neben Günzburg die Landkreise Fürstenfeldbruck, Traunstein und die kreisfreie Stadt Straubing das Pilotprojekt beginnen. Damit soll die Karte problemlos überall da funktionieren, wo mit Karte bezahlt werden kann. Allerdings gelten für die Bezahlkarte einige Einschränkungen, für Glücksspiel etwa.

    Pilotprojekt Bezahlkarte im Kreis Günzburg ist gestartet

    Bayern geht damit einen Sonderweg, wie berichtet führen 14 von 16 Bundesländern in Deutschland das System gleich flächendeckend ein. In Günzburg und den drei anderen Modellkommunen soll das System vor der flächendeckenden Einführung erst einmal getestet werden. "Wir schauen uns an, wo es noch ruckelt", so Landrat Reichhart - wobei er hofft, dass das Ruckeln aufgrund der intensiven Vorbereitung nur sehr gering ausfallen möge. 

    Die Ausgabe der Bezahlkarte im Landreis Günzburg hat großes Medieninteresse ausgelöst.
    Die Ausgabe der Bezahlkarte im Landreis Günzburg hat großes Medieninteresse ausgelöst. Foto: Rebekka Jakob

    Genau hinschauen will die Landkreisverwaltung beispielsweise, wo die Geldabhebungen mit der Bezahlkarte stattfinden. "Wenn wir etwa merken, dass sich die Abhebungen in der Nähe von Spielhallen häufen, können wir diese Ausgabestelle sperren." Im Rahmen des Pilotversuchs soll sich auch herausstellen, welche Online-Bezahlungen sinnvoll sind. Einzelne Onlinefunktionen, wie etwa der Kauf des Deutschlandtickets, wurden freigeschaltet. 

    Der Landkreis Günzburg zahlte bislang 257.000 Euro monatlich in bar aus

    Begleitet von großem Medieninteresse haben am Donnerstagvormittag die ersten Asylbewerber ihre Karten abgeholt - das Landratsamt in Günzburg hatte dazu eigens die Schalter zur Verfügung gestellt, an denen sonst die Kfz-Zulassung abgewickelt wird. Für das Landratsamt ist die Ausgabe der Karten an zwei Tagen zwar ein kleiner Kraftakt, dafür soll sich aber künftig eine spürbare Erleichterung ergeben. Bislang mussten die Mitarbeitenden jeden Monat innerhalb einer Woche rund 257.000 Euro Bargeld an die Berechtigten auszahlen - das erforderte eine aufwendige Logistik, Sicherheitsmaßnahmen eingeschlossen. 

    Künftig werden die Asylbewerber zwar weiterhin einmal im Monat ins Landratsamt kommen müssen, auch um nachzuweisen, dass sie weiterhin in der Region sind. Doch diese Termine können nun über den Monat verteilt werden. "Wir erhoffen uns davon wirklich eine Entlastung für unsere Verwaltung", sagt CSU-Landtagsabgeordnete Jenny Schack, die das Projekt begleitet hatte. Andere Kommunen in Deutschland, die das System schon nutzten, hätten dadurch bereits Personal einsparen und wieder anderweitig einsetzen können. 

    So sieht die Bezahlkarte für Geflüchtete aus.
    So sieht die Bezahlkarte für Geflüchtete aus. Foto: Rebekka Jakob

    Die fast 600 Karten, die der Landkreis Günzburg ausgibt, können in der kommenden Woche erstmals genutzt werden - die Gelder werden erst dann auf die jeweiligen Karten überwiesen, das Geld für den Monat März hatte das Landratsamt bereits Ende Februar noch in bar ausbezahlt. An der Kasse wird dann für Außenstehende nicht erkennbar sein, dass jemand mit der Bezahlkarte für Geflüchtete den Einkauf tätigt. Zuvor hatten verschiedene Organisationen eine Stigmatisierung befürchtet, wenn die Nutzer am Aussehen der Karte als Asylbewerber erkennbar sein könnten. Das sei durch die Optik der Karte ausgeschlossen, sagte Landrat Hans Reichhart. Das Wort "Bezahlkarte" ist nur als kleiner Schriftzug auf der Plastikkarte aufgedruckt. 

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