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Landkreis Günzburg: So ist die Personal-Situation in den Kreisaltenheimen im Landkreis

Landkreis Günzburg

So ist die Personal-Situation in den Kreisaltenheimen im Landkreis

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    Das Isabella-Braun-Heim in Jettingen-Scheppach gehört zu den vier Kreisaltenheimen.
    Das Isabella-Braun-Heim in Jettingen-Scheppach gehört zu den vier Kreisaltenheimen. Foto: Bernhard Weizenegger (Archivbild)

    Das Wahl-Lindersche Altenheim in Günzburg, das Burgauer Kreisaltenheim, das Isabella-Braun-Heim in der Marktgemeinde Jettingen-Scheppach und das Stadlerstift in Thannhausen haben mindestens eine Sache gemeinsam: Sie sind unter dem Dach der kommunalen Eigenbetriebe vereint. Der Landkreis

    Vor den Kreisrätinnen und Kreisräten, die zu einer gemeinsamen Sitzung von Senioren- und Kreisausschuss zusammengekommen waren, machte er den Fachkräftemangel an der Zusammenarbeit mit Zeitarbeitsfirmen deutlich. Noch vor Jahren, bestätigte er später auf Nachfrage unserer Redaktion, habe es das Narrativ gegeben, dass Leiharbeitende schlechter behandelt würden als die Stammbelegschaft. Für den Pflegebereich gelte das, wenn überhaupt, schon lange nicht mehr. Die ausgeliehenen Beschäftigten wüssten um die starke Nachfrage. "Und manchmal", so Mayer, "glauben sie, in uns den Goldesel gefunden zu haben". Das bedeutet in der Folge Bedingungen zu formulieren, die beispielsweise Wochenendarbeit oder Schichtdienste ausschließen. Zuweilen werde "ein überaus hoher Stundensatz gefordert, der in keinem Verhältnis zu den anderen Beschäftigten steht". Würde die Werkleitung darauf eingehen, "würden wir unsere eigenen Beschäftigten benachteiligen", sagt Mayer. Eine Zwei-Klassen-Gesellschaft innerhalb des Personals hat der diplomierte Betriebswirt aber nicht im Sinn. Auch wenn es schwerfalle: "Dann können wir dieses Angebot einfach nicht wahrnehmen." 

    Zeitarbeitsfirmen haben in der Pflege die Trümpfe in der Hand

    Bereits einige Male hat die Werkleitung deshalb auf an sich geeignete Bewerberinnen verzichten müssen. Dass sie anderswo unterkommen, hält Mayer für wahrscheinlich, da Zeitarbeitsfirmen permanent Anfragen nach Fachkräften im Pflegebereich erreichten. Wörtlich sagte Mayer: "Auf Zeitarbeit zurückzugreifen, ist die Ultima Ratio." Es sei nicht einzusehen, wenn sich Geschäftsführer solcher Unternehmen, "den vierten, fünften oder sechsten Porsche kaufen oder eine weitere Villa". 

    Ziel der Eigenbetriebe bleibt es, so viele Plätze wie möglich von den insgesamt 349 Betten anzubieten. Im Augenblick sind 25 Betten unbesetzt, das entspricht einem Anteil von 7,2 Prozent. Ein Großteil dieser nicht belegten Betten ist auf Personalmangel zurückzuführen. Größer soll die Lücke nicht werden. Schließlich gebe es Wartelisten. Anfragen aus über 100 Kilometern Entfernung seien keine Seltenheit. Mayer nannte als Beispiele die Städte Garmisch-Partenkirchen und Ingolstadt. 

    Der Günzburger Landrat Hans Reichhart betonte, man habe mit der in Krumbach angesiedelten Pflegefachschule "einen Akzent gesetzt". Das Personal in den Kreisaltenheimen beschrieb er mit dem Wort "hoch motiviert".

    Mehr als sieben Prozent der Betten sind derzeit nicht belegt

    Auf die maximal 349 belegbaren Betten kommen 350 Mitarbeitende in Voll- und Teilzeit in den Kreisaltenheimen. Allerdings sind da Frauen und Männer in der Verwaltung und der "Produktionsküche" eingerechnet. Ohne Beschäftigte aus dem Ausland wäre die Pflege der Menschen in dieser Form nicht aufrechtzuerhalten, wie Mayer einräumt. Und so sind zumeist Frauen aus Polen, der Türkei und dem Balkan (zum Beispiel Albanien, Serbien und dem Kosovo) zur nicht verzichtbaren Helfenden geworden. Aktuell ist neues Personal aus Nordmazedonien hinzugewonnen worden. Bei der Anwerbung von Fachkräften wolle man in Europa bleiben. Vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien seit Jahresbeginn für die Teams in den Kreisaltenheimen gewonnen worden. "Und jetzt sind wir gerade einmal über der Monatshälfte", sagte der Werkleiter und sah darin eine positive Entwicklung. Einen "krisensicheren Job" in unsicheren Zeiten anbieten zu können, sei nicht das schlechteste Argument. 

    Werkleiter des Eigenbetriebs Seniorenheime im Landkreis Günzburg ist Max Mayer.
    Werkleiter des Eigenbetriebs Seniorenheime im Landkreis Günzburg ist Max Mayer. Foto: Gabi Haid-Mayer

    Freilich ist das auch eine herausfordernde Arbeit. Die Zusammensetzung der Bewohner hat sich binnen eines Jahrzehnts unter anderem wegen der Bevorzugung ambulanter Angebote und entsprechender gesetzlicher Vorgaben dramatisch verändert. Max Mayer macht das am Beispiel des Wahl-Linderschen Altenheims fest: 2013 habe sich der Anteil der pflegebedürftigen und der rüstigen Bewohner dort in etwa die Waage gehalten. Als "rüstig" gelten Personen ohne Pflegegradeinstufung. Inzwischen gebe es in diesem Günzburger Seniorenheim gerade noch einen rüstigen Bewohner. Das Durchschnittsalter betrage "85 plus". 

    Ein Platz im Heim ist besser als Einsamkeit zu Hause

    Das bedeutet nicht, dass die Seniorenheime die letzte Station vor dem Friedhof seien. Max Mayer berichtete unserer Redaktion gegenüber von betagten Menschen, die bereits palliativ betreut ins Heim gekommen seien. Dort hätten sie Kontakt zu Mitbewohnern geknüpft "und sind regelrecht aufgeblüht". Ihre Einsamkeit zuvor habe sie verarmen lassen. "Einsam zu sein, das ist ein ebenso großes wie trauriges Thema", sagt der Werkeiter. 

    Bürgermeister aus dem gesamten Landkreis merkten, dass es dringenden Handlungsbedarf bei der Versorgung älterer und alter Menschen gebe. Das Interesse, aufeinander abgestimmte Strukturen zu schaffen, ist groß, fasste Mayer zusammen. Der Landkreis, versicherte Landrat Reichhart auf Nachfrage, wolle ein entsprechendes Konzept erarbeiten.

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