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Landkreis Günzburg: Sind es jetzt zu viele Störche im Landkreis Günzburg?

Landkreis Günzburg

Sind es jetzt zu viele Störche im Landkreis Günzburg?

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    Das Storchennest auf dem Dach der Burgauer Stadtpfarrkirche. Die "Storchenstadt" heißt nicht umsonst so. Burgau hat gleich elf Paare und somit eine große Kolonie im Landkreis.
    Das Storchennest auf dem Dach der Burgauer Stadtpfarrkirche. Die "Storchenstadt" heißt nicht umsonst so. Burgau hat gleich elf Paare und somit eine große Kolonie im Landkreis. Foto: Ulrich Wagner

    Es müsste exorbitant viel Nachwuchs geben dieses Jahr im Landkreis Günzburg, wenn man einem gewissen Aberglauben Bedeutung schenkt. Der besagt, dass sich ein Baby ankündigt, sobald man einen Storch fliegen sieht. Und davon gibt es dieses Jahr im Landkreis Günzburg viele. Gleich 49 Brutpaare haben sich im Landkreis dieses Jahr niedergelassen, das sind etwa sieben mehr als im Vorjahr. Der Weißstorch fühlt sich wohl in der Region. Das ist für den Landkreis Günzburg die Weiterführung einer Erfolgsgeschichte. Doch an manchen Orten fühlt er sich etwas zu wohl. Das stellt die Storchenexperten vor nicht nur eine Herausforderung.

    Dass es in manchen Ortschaften im Landkreis mittlerweile große Storchenkolonien gibt, hätten Ottmar Frimmel von der Unteren Naturschutzbehörde und Anton Burnhauser, Weißstorchexperte, vor 30 Jahren nicht erwartet.

    Storchenexperte Anton Burnhauser hat mit dem Weißstorch in Schwaben allerhand zu tun. Besonders im Landkreis Günzburg.
    Storchenexperte Anton Burnhauser hat mit dem Weißstorch in Schwaben allerhand zu tun. Besonders im Landkreis Günzburg. Foto: Marcus Merk

    Schon oft wurde in Bayern über das Weißstorchenprogramm gesprochen, das 1984 eingeführt wurde, um die Art zu retten. Denn in den 80er-Jahren gab es in der Region noch keinen einzigen Storch. Das Programm hat schließlich nicht nur dem Storch geholfen. Biotope wurden geschaffen, die zum einen die Nahrung für den Storch sichern sollten, aber dadurch auch vielen anderen Arten einen Raum gaben. "Der Storch war schon immer ein Sympathieträger", blickt Frimmel zurück. "Hätten wir eine hässliche Unke retten wollen, hätte das Programm vermutlich nicht so einen Hype ausgelöst."

    Weißstorchprogramm für Bayern ist 2017 ausgelaufen

    Seit 2017 gibt es das Programm nicht mehr. Und dadurch auch keine Gelder mehr vom bayerischen Umweltministerium. Die Unterstützung und der Rückhalt durch ein solches Programm wären nun aber nötig im Landkreis Günzburg. Der Storchen-Hype könnte kippen.

    Burnhauser hat eine lange, handgeschriebene Liste dabei. Darin dokumentiert er die Brutpaare in ganz Schwaben. Aktuelle Zahlen hat er ebenfalls, auch wenn er die Auflistung noch bis in den Winter vervollständigen wird. "Knapp 230 Brutpaare gibt es heuer in

    Die Trockenheit und Hitze in diesem Jahr konnte der Storch noch einigermaßen gut überwinden, indem er schon Ende März brütete. Auch wenn es in einem trockenen Sommer weniger Futter wie Regenwürmer gibt, schafft es der Storch dennoch seine zwei bis drei Jungvögel durchzubringen. "Wichtig ist, dass der Junge in den ersten Wochen genug Futter bekommt, wenn er dann stehen kann, schafft er es auch mal einen Tag ohne." Die Entwicklung des Klimas könnte in Zukunft dafür sorgen, dass die Brutzeit sich noch weiter nach vorne verschiebt. Als Futterreserve hat der Weißstorch in der Region glücklicherweise die feuchteren Biotope als "Lebensversicherung".

    Der Storchen-Hype im Landkreis Günzburg ist noch da

    "In solchen Jahren zahlen sich unsere Bemühungen aus", sagt Burnhauser. Trotzdem ist die Arbeit mit dem Auslaufen des offiziellen Storchenprogramms nicht getan. "Naturschutz braucht einen langen Atem. Und jetzt ist es Zeit für den 'dreckigen' Naturschutz", wird Frimmel direkt. Burnhauser nickt zustimmend. Nach 32 Jahren Storchenschutz ziehen die beiden ein Fazit: "Die Euphorie ist noch da, aber mit der Koloniebildung kommen einige Probleme auf." Als Kolonie wird bezeichnet, wenn es pro Ort vier Nester beziehungsweise Brutpaare gibt. Das ist mittlerweile in Scheppach, Jettingen, Burgau und Münsterhausen der Fall. In

    Der Hintergrund ist der Siedlungsdruck. Vereinfacht gesagt ist es wie mit beliebten Bauplätzen. "Dort, wo schon viele sind, geht man gerne hin", erklärt Burnhauser. Allerdings hat das zur Folge, dass Störche in den beliebten Orten gerne auf Kaminen von Wohnhäusern oder auf Türmen ein Nest bauen. Von den elf Nestern in Burgau gibt es drei, die für Probleme sorgen – bisher sind dafür keine Lösungen in Sicht. Dass sich die einfachsten Dinge nicht lösen lassen, liegt daran, dass es keinen Beauftragten und keine Förderung dafür gibt. "Es bräuchte eine Art Landkreistopf, mit den Geldern könnte man kleinere Aktionen in Angriff nehmen", findet Frimmel. Doch es fehlen noch Ehrenamtliche. "Am besten Leute, die ein technisches Verständnis haben und mit anpacken können", appelliert Burnhauser an die Bürgerinnen und Bürger.

    Die beiden denken beispielsweise an Mitarbeitende vom Bauamt. Man sollte abschätzen können, wo eine Ansiedlung Probleme macht, mit dem Tier umgehen können und im besten Fall gute Vernetzungen im Ort haben. Die Freiwilligen werden vorab natürlich geschult. Wer sich angesprochen fühlt, kann sich bei Ottmar Frimmel per Mail unter o.frimmel@landkreis-guenzburg.de melden.

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