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Landkreis Günzburg: Schweinepest bedroht die Existenz von Bauern im Kreis Günzburg

Landkreis Günzburg

Schweinepest bedroht die Existenz von Bauern im Kreis Günzburg

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    Der Hof der Familie Löhle im Donauried hat für einen Mastbetrieb genügend Fläche, um in getrennten Ställen 2400 Plätze für die Aufzucht von Schweinen zu betreiben.
    Der Hof der Familie Löhle im Donauried hat für einen Mastbetrieb genügend Fläche, um in getrennten Ställen 2400 Plätze für die Aufzucht von Schweinen zu betreiben. Foto: Bernhard Weizenegger

    In den Schweinestall darf kein Besucher mehr. Ein stabiler, engmaschiger Metallzaun sichert die Hoffläche zwischen den Ställen vor dem Eindringen von Wildtieren. Die Schweineproduktion läuft im Krisenmodus seit erste Fälle der Afrikanische Schweinepest (ASP) bei Wildschweinen in Brandenburg auftraten. Angetrieben durch die Corona-Erkrankungen von Personal in Schlachtbetrieben führte dies zu einem dramatischen Verfall der Fleischpreise – und gefährdet damit die Existenz vieler Betriebe.

    Die Landwirte Sybille und Stefan Löhle haben sich eine gemeinsame Existenz als Schweinemäster im Donauried bei Günzburg aufgebaut.
    Die Landwirte Sybille und Stefan Löhle haben sich eine gemeinsame Existenz als Schweinemäster im Donauried bei Günzburg aufgebaut. Foto: Bernhard Weizenegger

    Für Sybille und Stefan Löhle aus Günzburg gibt es keine Alternative. Vor neun Jahren entschied sich das Ehepaar dazu, den Schweinemastbetrieb auf eine Größe von 2400 Plätzen zukunftsfähig auszubauen. Dafür haben sie viel investiert und dies über Banken finanziert. „Dafür müssen wir noch ein paar Jahre arbeiten“, sagt Löhle, der Vorstandsmitglied in der Erzeugergemeinschaft ist. „Wer kurz vor dem Rentenalter steht und die Ställe abbezahlt hat, steht vor der Entscheidung aufzuhören oder weiter zu machen“, weiß Löhle von vielen kleinen und mittleren Betrieben.

    Der Schweinemastbetrieb Löhle im Donauried 13 in Günzburg liegt in idyllischer Umgebung.
    Der Schweinemastbetrieb Löhle im Donauried 13 in Günzburg liegt in idyllischer Umgebung. Foto: Bernhard Weizenegger

    Die beiden Landwirte leben mit ihren drei jugendlichen Kindern am Betrieb. „Ich glaube nicht, dass meine Kinder in der Mast so weitermachen können wie heute“, sagt Stefan Löhle. Die Rahmenbedingungen sind vor allem derzeit schwierig. Denn die bundesweit bekannt gewordenen Corona-Erkrankungen von Personal in Schlachthöfen in Norddeutschland haben auch Auswirkungen für die Landwirte in unserer Region. „Derzeit arbeiten die Schlachthöfe nur mit etwa 70 Prozent ihrer ursprünglichen Kapazität. Weil der Zyklus in der Schweinemast eine Dauer von etwa einem Jahr hat, bis ein Tier geschlachtet wird, wurden die schlachtreifen Tiere von Norddeutschland auch in Schlachtbetriebe im Süden der Republik gebracht.

    Engpässe an den Schlachthöfen

    Der Kapazitätsengpass der zu schlachtenden Tiere führte dazu, dass die Schweine weiter gemästet werden mussten und so „überschwer“ wurden, also aus dem geforderten Qualitäts- und Gewichtskorridor fielen. Damit einher ging ein Preisabschlag von mehreren Prozent. Das traf dann auch die regionalen Schweinemäster.

    Um die Schweineställe im Donauried in Günzburg wurde ein stabiler Zaun zum Schutz vor Wildtieren gezogen.
    Um die Schweineställe im Donauried in Günzburg wurde ein stabiler Zaun zum Schutz vor Wildtieren gezogen. Foto: Bernhard Weizenegger

    Die Situation verschärft hat nun der erste Fall von Schweinepest in Deutschland, der am 9. September bei einem verendeten Wildschwein in Brandenburg nahe der polnischen Grenze aufgetaucht war. Die für den Menschen ungefährliche, aber für Schweine lebensgefährliche Krankheit führte zu gravierenden Konsequenzen. Deutschland war von einem Tag auf den anderen nicht mehr „seuchenfrei“ – der Export in außereuropäische Länder wurde gestoppt. „Am asiatischen Markt sind vor allem Nebenprodukte des Schweins gefragt, die in Deutschland nur in geringen Mengen Abnehmer finden“, erklärt Stefan Löhle. Als direkte Konsequenz fiel der Erzeugerpreis von über zwei Euro auf inzwischen unter 1,30 Euro je Kilogramm Fleisch.

    Das Qualitätssiegel Geprüfte Qualität Bayern.
    Das Qualitätssiegel Geprüfte Qualität Bayern. Foto: Qualitätssiegel Bayern

    Zum börsennotierten Preisdruck von Angebot und Nachfrage kommt die Abhängigkeit des Lebensmittelhandels, der „Hauspreise“ mit den Landwirten verhandelt. „Die Erzeugerschiene muss sich besser organisieren“, sagt Löhle, der auch Vorsitzender der Schweineprüfung Günzburg/Neu-Ulm ist. „Und wir brauchen die Sicherheit, dass unsere regional gemästeten Tiere auch geschlachtet werden“, fordert Löhle.

    Das kann auch der Verbraucher unterstützen, indem er auf die Herkunftsbezeichnung achtet mit dem Siegel „Geprüfte Qualität Bayern“. Diese Tiere sind dann in Bayern geboren, gewachsen und geschlachtet.

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