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Landkreis Günzburg: Schule via Internet: Der Unterricht in Corona-Zeiten

Landkreis Günzburg

Schule via Internet: Der Unterricht in Corona-Zeiten

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    Die Klasse 5a des Maria-Ward-Gymnasiums hat für ihre Lehrer eine Collage erstellt, um Mut zu machen.
    Die Klasse 5a des Maria-Ward-Gymnasiums hat für ihre Lehrer eine Collage erstellt, um Mut zu machen. Foto: Madeleine Ritter

    Seit mehr als vier Wochen hat in keinem Klassenzimmer mehr Unterricht stattgefunden – also schon weit vor den Osterferien. Doch auch, wenn die Schulgebäude leerstehen – der

    Ja, sagt Sandra Quarta, Lehrerin für Deutsch, Geschichte und Sozialkunde am Maria-Ward-Gymnasium in Günzburg. „Das Wichtigste ist, die Schüler weiterhin motiviert zu halten“, erklärt sie. Daher ist es für sie selbstverständlich, immer für ihre Schüler da zu sein – und zwar auch, wenn diese abends um acht Uhr eine Frage haben. „Online-Präsenz fängt die fehlende Interaktion auf. Bei zu wenig Kontakt kann schnell der Mut sinken und dann baut sich Frust auf.“ Denn anders als im Klassenzimmer seien die Schüler zu Hause ständig gefordert. Und es kommt auch Dankbarkeit zurück. So haben die Schüler einer fünften Klasse für ihre Lehrer ein Mutmach-Bild erstellt.

    Lehrer und Schüler können miteinander chatten

    Das Online-Programm, das die Schule nutzt, bietet verschiedene Funktionen. Die Lehrkraft kann Aufgabenblätter hochladen, die die Kinder zuhause herunterladen, bearbeiten und wieder einstellen. Der Lehrer wiederum gibt den Schülern Feedback auf ihre Lösungen. Über einen Chatraum können Lehrer und Schüler auch direkt in Kontakt treten. Doch Quarta kennt auch die andere Seite: Als Mutter von zwei schulpflichtigen Kindern setzt sie darauf, dem Nachwuchs im Familienalltag die Anspannung zu nehmen.

    So werden etwa Arbeiten für die Schule gemeinsam besprochen. Wichtig sei auch Freizeit mit der Familie. „Wir essen zusammen, machen regelmäßig Spieleabende.“ Solche gemeinsamen Aktivitäten seien feste Bestandteile im „Schule-daheim-Alltag“ geworden. Und auch wenn die Arbeitszeit durch die individuellen Tempi der Schüler länger und intensiver sei, sei das kein Problem: „Für den Lehrberuf misst sich der Erfolg an der Motivation der Schüler, nicht am Zeitaufwand“, betont Quarta.

    Ist das Abitur in Gefahr?

    Doch auch die technische Umsetzung des Unterrichts kostet Zeit. „Was vorher eine Stunde Aufwand für das Korrigieren war, dauert jetzt oft drei bis vier Stunden“, sagt Michael Schmid, Lehrer für Mathematik und Informatik am Dossenberger-Gymnasium Günzburg. Als stellvertretender Systembetreuer sieht er jedoch auch die Vorteile, die die neuen Unterrichtsmethoden mit sich bringen. „Die technischen Möglichkeiten begeistern mich. Dass der Online-Unterricht so gut funktioniert, ist die beste Werbung für technische Aufrüstung von Schulen.“ Über die Osterferien gibt es für die Jüngeren freiwillige Übungsblätter, die Abiturienten müssen dagegen auch in den Ferien pauken.

    Die 18-jährige Madeleine Ritter macht dieses Jahr Abitur.
    Die 18-jährige Madeleine Ritter macht dieses Jahr Abitur. Foto: Madeleine Ritter

    Das Abitur sieht Schmid nicht in Gefahr: „Unsere Turnhalle ist groß genug, um den notwendigen Sicherheitsabstand zu halten“, erklärt er. Darum solle auch in den Osterferien weiter gelernt werden. Aus Schmids Sicht sei es grundsätzlich machbar, das Schuljahr bis zu den Sommerferien online zu bestreiten, da die technischen Möglichkeiten die Voraussetzungen bieten. Das Dossenberger-Gymnasium will das genutzte Programm dann auch im nächsten Schuljahr parallel zum normalen Unterricht weiterführen. In seinem aktuellen Unterrichtsalltag setzt auch Schmid auf viel Kontakt mit den Schülern. Da schriftliche Erklärungen oft nicht ausreichen, mache er Erklärvideos, die er dann für seine Schüler hochlädt. „Besonders die jüngeren Schüler schätzen das, sie brauchen noch mehr Unterstützung als die höheren Klassen.“

    Es fehlt auch der soziale Kontakt mit den Mitschülern

    Doch nicht nur die Kleinen freuen sich über diese Videos. Auch Tom Neumann, der die zwölfte Klasse am Dossenberger-Gymnasium besucht, behält gehörte Informationen am besten. „Ich höre lieber zu, als aus einem Buch auswendig zu lernen“, sagt er. Um motiviert zu bleiben, hat der 17-Jährige sich eine tägliche Routine erstellt, nach der er arbeitet. „Für das Abitur muss man ja sowieso viel selbstständig lernen.“ Doch vielen Mitschülern falle es trotzdem schwer, zu Hause die notwendige Motivation fürs Lernen aufzubringen. Und auch Tom gibt zu: „Schule wäre schon besser.“ Denn neben dem Unterricht im Klassenzimmer fehle auch der soziale Kontakt mit den Mitschülern.

    Das findet auch die 18-jährige Madeleine Ritter, die in diesem Jahr am Maria-Ward-Gymnasium ihr Abitur macht. „Die Lehrer geben sich aber wirklich große Mühe. Wenn man mal eine Frage hat, bekommt man innerhalb der nächsten halben Stunde auch eine Antwort.“ Von dem Vorschlag des sogenannten „Durchschnittsabiturs“, das sich ohne Prüfungen aus der Durchschnittsnote der vier Halbjahre in der Oberstufe errechnet, habe sie nichts gehalten.

    Das virtuelle Klassenzimmer ist kein Ersatz

    „Ohne eine richtige Prüfung hätte ich nicht das Gefühl, ein echtes Abitur zu haben.“ Am Maria-Ward-Gymnasium wird eigenständiges Lernen zudem in Projektarbeiten früh gefördert. Daher falle es ihr leicht, sich selbstständig vorzubereiten. Mit ihren Mitschülern hält sie weiterhin Kontakt, über Whatsapp-Gruppen kann man sich auch beim Schulstoff gegenseitig unterstützen. Alles in allem fühle sie sich trotz der besonderen Umstände gut auf das Abitur vorbereitet.

    Obwohl sich Lehrer und Schüler mit der Situation arrangiert haben, sind sich alle einig: Das virtuelle Klassenzimmer kann den herkömmlichen Unterricht nicht ersetzen. Ob nach den Osterferien wieder „normaler“ Unterricht stattfindet, ist noch nicht entschieden.

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