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Landkreis Günzburg: Maskenaffäre: Was passiert mit Sauters 470.000-Euro-Spende?

Landkreis Günzburg

Maskenaffäre: Was passiert mit Sauters 470.000-Euro-Spende?

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    Heinrich Lindenmayr ist der Vorsitzende der Bürgerstiftung Landkreis Günzburg. Im Zuge der Maskenaffäre erhielt die Stiftung ungewollt 470.000 Euro.
    Heinrich Lindenmayr ist der Vorsitzende der Bürgerstiftung Landkreis Günzburg. Im Zuge der Maskenaffäre erhielt die Stiftung ungewollt 470.000 Euro. Foto: Bernhard Weizenegger

    Wer unverhofft zu Geld kommt, freut sich in aller Regel darüber. Im Fall von Heinrich Lindenmayr sieht es anders aus. Er ist Vorstandsvorsitzender der Bürgerstiftung Landkreis Günzburg, auf deren Konto am 8. März 2021 ein Betrag von 470.000 Euro eingegangen ist. Und jenes Geld stammt von Maskendeals, aus denen unter anderem der hiesige Landtagsabgeordnete Alfred Sauter üppige Provisionen erhalten hat.

    Der Bundesgerichtshof hatte vor wenigen Tagen Beschwerden der Münchner Generalstaatsanwaltschaft gegen die Entscheidung des Oberlandesgerichts München verworfen, das in den hohen Provisionen Sauters und des ehemaligen Bundestagsabgeordneten Georg Nüßlein den Fall der Bestechung oder Bestechlichkeit als nicht erfüllt ansah. Nach Darstellung des BGH hatte eine GmbH, deren Geschäftsführer Nüßlein ist, 660.000 Euro erhalten. Eine Firma, auf die Sauter maßgeblichen Einfluss hat, erhielt mehr als 1,2 Millionen Euro.

    Spende von Alfred Sauter liegt bei Landesjustizkasse Bamberg

    Im Zuge dieser Maskengeschäfte landeten auch 470.000 Euro auf dem Konto der Günzburger Bürgerstiftung. Diese Spende lief anonym ab, lediglich der Stiftungsratvorsitzende Manfred Krautkrämer, ein enger Vertrauter Alfred Sauters, wusste vonseiten der Stiftung, wer dahintersteckt. Als der Vorstandsvorsitzende Heinrich Lindenmayr von der Herkunft des Geldes erfuhr, nahm er sofort Kontakt mit der Rechtsaufsicht des Landratsamts sowie der Stiftungsaufsicht bei der Regierung von Schwaben auf. Er wollte die Stiftung auf keinen Fall in irgendeiner Weise mit in die Nach Aufforderung der Generalstaatsanwaltschaft München überwies er diese Spende an die Landesjustizkasse Bamberg. Dort liegt das Geld seit inzwischen weit mehr als einem Jahr – noch.

    Nach dem Urteil des BGH scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis die 470.000 Euro wieder an die Bürgerstiftung fließen. Lindenmayr sagt gegenüber unserer Redaktion, ob und wann die Summe freigegeben wird, stehe nicht fest. Er habe noch nicht nachgefragt, werde das aber demnächst tun. Und damit beginnt für ihn und die Stiftung das Problem: Was tun mit so viel Geld?

    Bürgerstiftung Landkreis Günzburg will 470.000 Euro sinnvoll verwenden

    Lindenmayr sagte in der Vergangenheit mehrfach, dass er das Geld am liebsten wieder beim Steuerzahler und damit beim Freistaat oder Bund sehen möchte. Doch das sei satzungstechnisch nicht möglich. Das Geld der Stiftung muss im Landkreis ausgegeben werden. Bleiben also nur zwei Möglichkeiten: das Geld selbst nehmen oder es dorthin zurückgeben, wo es hergekommen ist – an den ehemals anonymen Spender Alfred Sauter. Lindenmayr bezeichnet das als "keine gute Alternative. Das würden die Menschen nicht verstehen. Wir müssen die kleinere Kröte schlucken". Und diese Kröte sei, das Geld, welches ein "Geschmäckle" hat, wenigstens sinnvoll zu verwenden.

    Ganz so leicht ist aber auch das nicht. Die Bürgerstiftung springt mitunter dort ein, wo staatliche oder sonstige Gelder nicht ausreichen. Projekte an Schulen und Kinderhorten wurden und werden ebenso finanziell unterstützt wie beispielsweise die Tafeln, der Kinderschutzbund oder der Malteser Hilfsdienst. Seit Monaten werde Lindenmayr immer wieder gefragt, ob das für ein Projekt angedachte Geld aus den dubiosen Maskengeschäften stamme. Denn wenn ja, wolle man keine Unterstützung. Aus diesem Grund hat die Bürgerstiftung überlegt, was sie mit den 470.000 Euro – falls sie diese wieder erhalte – anstellen könne. Die Lösung: Man möchte einen Sonderposten schaffen, mit dem das ganze Geld auf einmal ausgegeben werde. Lindenmayr hat eine Idee, die sowohl im Vorstand als auch im Stiftungsrat auf Wohlwollen stieß. Um was es sich genau handelt, möchte der Vorsitzende zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Aber so viel ist klar: Es soll sich um eine Zukunftsinvestition, ein Großprojekt im Bereich der Bildung handeln. Damit würde das Geld im Landkreis bleiben, aber auch Menschen außerhalb des Landkreises könnten davon profitieren.

    Ob das die Stiftung allerdings machen darf, ist noch nicht gesichert, denn: Als die 470.000-Euro-Spende auf dem Konto der Stiftung einging, lautete der Verwendungszweck: gemäß gesonderten Schreiben. Was der Inhalt dieser Schreiben sei, weiß Lindenmayr bis heute nicht. Er wisse von Krautkrämer lediglich, dass sich der Spender bezüglich der Verwendung noch per Schreiben äußern wolle, dieses aber wegen der Untersuchungen der Maskengeschäfte blockiert worden sei. Lindenmayr wartet jetzt ab, er wird sich an Krautkrämer wenden, sobald das Geld auf dem Konto der Stiftung eingegangen ist, und dann schauen, was in den besagten Schreiben steht. "Ich zerbreche mir jetzt nicht den Kopf über Dinge, die ich nicht weiß", sagt Lindenmayr. Ihm ist wichtig, dass die Stiftung ohne Schaden aus der Sache herauskomme. "Wir haben nie gemauschelt, haben alles offengelegt – auch die Finanzen – und wollten von Anfang an Klarheit schaffen."

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