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Landkreis Günzburg: Landratsamt Günzburg ist bestmöglich auf die Schweinepest vorbereitet

Landkreis Günzburg

Landratsamt Günzburg ist bestmöglich auf die Schweinepest vorbereitet

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    15000 Euro für 100 Meter Wildtier-Schutzzaun hat Familie Löhle investiert, um ihren Bestand an Mastschweinen vor der Übertragung der Afrikanischen Schweinepest zu schützen. Beim Vor-Ort-Termin versprach Landrat Hans Reichhart (rechts) finanzielle Hilfen für die Schweinehalter im Landkreis.
    15000 Euro für 100 Meter Wildtier-Schutzzaun hat Familie Löhle investiert, um ihren Bestand an Mastschweinen vor der Übertragung der Afrikanischen Schweinepest zu schützen. Beim Vor-Ort-Termin versprach Landrat Hans Reichhart (rechts) finanzielle Hilfen für die Schweinehalter im Landkreis. Foto: Bernhard Weizenegger

    Es war ein Szenario wie in einem Katastrophenfilm: Seit am 9. September im Landkreis Spree-Neiße in Brandenburg zum ersten Mal bei einem Tier die Afrikanische Schweinepest (ASP) bei einem Wildschwein diagnostiziert wurde, hat sich viel verändert: Deutschland ist nicht mehr seuchenfrei, der Preis für Schweinefleisch fiel in den Keller, der außereuropäische Export wurde verboten und viele Schweinehalter bangen um ihre Existenz.

    Der wertvolle Tierbestand wird durch einen Wildschutzzaun  gesichert.
    Der wertvolle Tierbestand wird durch einen Wildschutzzaun gesichert. Foto: Bernhard Weizenegger

    „Was sich da in Brandenburg abgespielt hat, kann sich hier niemand vorstellen“, sagt Jagdpächter Josef Mang. Was er am Donnerstagvormittag bei strahlendem Sonnenschein berichtet, ist keine Schwarzmalerei, es sind Tatsachenberichte aus dem Kerngebiet um die Fundstelle des infizierten Tiers in Brandenburg. „Wenn die Maschinerie in Gang kommt, dann geht so gut wie nichts mehr.“ Der Jäger erzählt, was es bedeutet, im Kerngebiet mit einem Radius von vier Kilometern um den Fundort zu leben: „Das Gebiet muss mit elektrischen Weidezäunen abgesperrt werden, damit sich möglicherweise infizierte Tiere nicht entfernen können. Es gibt Hygieneschleusen auf den Straßen und die Forst- und Landwirtschaft kommt völlig zum Erliegen, weil die Flächen nicht mehr bewirtschaftet werden dürfen.“

    Landkreis Günzburg will die Hälfte der Untersuchung zahlen

    Damit dieses mögliche Szenario für die Schweinehalter im Landkreis nicht zur Existenzbedrohung wird, versuchen die verantwortlichen Stellen im Landratsamt, gegenzusteuern. Im Rahmen einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz mit Vertretern von Behörden, Politik, Bauernverband und Jägern am Schweinemastbetrieb der Familie Löhle im Donauried am Stadtrand von Günzburg erläuterte Landrat Hans Reichhart die laufenden Maßnahmen. „Wir lassen unsere Landwirte nicht allein und wollen sicherstellen, dass die über 100 Schweinehalter im Kreis auch im Krisenfall weiterproduzieren dürfen.“ Darum will der Landkreis 50 Prozent der Kosten für die fortlaufende ASP-Statusuntersuchung des Tierbestands der Betriebe übernehmen. Wenn ein Landwirt nachweisen kann, dass seine Schweine virusfrei sind, kann er die Tiere auch dann noch weiterverkaufen, wenn der Stall im Risikogebiet liegen sollte.

    Der Schweinemastbetrieb Löhle im Donauried in Günzburg grenzt an Wälder und Seen.
    Der Schweinemastbetrieb Löhle im Donauried in Günzburg grenzt an Wälder und Seen. Foto: Bernhard Weizenegger

    Der Landrat erläuterte, dass derzeit viel unternommen werde, um auf einen Ausbruch der für Schweine tödlichen Seuche bestmöglich vorbereitet zu sein. „Für viele Schweinehalter geht es schon jetzt ans Eingemachte“, weiß der Landrat und lobt das Veterinärwesen für die laufenden Maßnahmen.

    „Wir schulen in diesen Tagen 13 Bergehelfer, die infizierte Tiere suchen, finden und mit Infektionsschutzkleidung bergen werden“, sagt Dr. Franz Schmid, Leiter Fachbereich Veterinärwesen und Verbraucherschutz am Landratsamt. Dieser feste Stamm an geschulten Helfern soll im Ernstfall schnell verfügbar sein und künftig von Hundeführern mit geschulten Suchhunden ergänzt werden. „Priorität hat das Auffinden und Beseitigen befallener Tiere, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern“, sagt Schmid.

    Es gibt einen fertigen Einsatzplan

    „Wir bereiten uns penibel darauf vor. Es gibt einen fertigen Einsatzplan“, ergänzt Landrat Reichhart. Im Landkreis stehen bereits mehrere Kühlcontainer bereit, um kontaminierte Tiere fachgerecht entsorgen zu können. Etwa 25 Kilometer engmaschiger, elektrischer Weidezaun mit einer Höhe von etwa einem Meter werden vom Landkreis vorgehalten, um einen möglichen Fundort abzusperren.

    Im Rahmen einer Pressekonferenz am Schweinemastbetrieb Löhle im Donauried in Günzburg informierte das Landratsamt über Maßnahmen gegen eine mögliche Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest und entsprechende Vorsorge.
    Im Rahmen einer Pressekonferenz am Schweinemastbetrieb Löhle im Donauried in Günzburg informierte das Landratsamt über Maßnahmen gegen eine mögliche Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest und entsprechende Vorsorge. Foto: Bernhard Weizenegger

    „Was können die Landwirte unternehmen, um ihren Tierbestand gegen die ASP zu schützen?“ Die Frage von Landtagsabgeordnetem Alfred Sauter beantwortet Stephan Bissinger, Kreisobmann des Bauernverbands (BBV): „Wer alle Hygienemaßnahmen an seinem Betrieb berücksichtigt, hat sein Möglichstes getan.“ Dazu zählen Hygieneschleusen oder die Errichtung von Wildtier-Schutzzäunen um die Stallungen – auf eigene Kosten.

    Landwirte sollen Versicherungen prüfen

    Andreas Letzing, Geschäftsführer des BBV Günzburg/Neu-Ulm, verweist auf den Arbeitskreis Schwarzwild. Dort gebe es gemeinsam mit Veterinäramt und Jägerschaft seit 12 Jahren einen regen Informationsaustausch. Die Haftungsfrage sei vielen Kollegen nicht bewusst, glaubt Letzing: „Die Landwirte sollten dringend prüfen, ob ihre Ertragsschaden-Versicherung bei ASP einspringt.“

    Für Jäger Josef Mang steht die intensive Bejagung des Schwarzwildbestands an oberster Stelle: „Im vergangenen Jagdjahr haben wir mit 1800 Stück mehr als doppelt so viele Wildschweine erlegt wie in den Vorjahren.“ Doch die Bejagung der intelligenten Tiere ist aufwendig und sollte auch über die Revier-, Landkreis- und Landesgrenzen erfolgen. Das sei nicht immer der Fall.

    Und dann richtet er eine dringende Bitte an jeden Naturliebhaber: „Entsorgen Sie keine Lebensmittel in der Natur, sondern nur in der Mülltonne.“

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