Startseite
Icon Pfeil nach unten
Günzburg
Icon Pfeil nach unten

Landkreis Günzburg: Landensbergs Bürgermeister sorgt sich um die dörfliche Struktur

Landkreis Günzburg

Landensbergs Bürgermeister sorgt sich um die dörfliche Struktur

    • |
    Bald macht die Dorfschänke Kreuz in Landensberg (hier die Rückseite mit Zugang zum Biergarten) zu. Das bedauert Bürgermeister Johannes Böse, der sich um die dörfliche Struktur sorgt.
    Bald macht die Dorfschänke Kreuz in Landensberg (hier die Rückseite mit Zugang zum Biergarten) zu. Das bedauert Bürgermeister Johannes Böse, der sich um die dörfliche Struktur sorgt. Foto: Bernhard Weizenegger

    Auf der Internetseite der Gemeinde Landensberg muss man nur den Reiter "Infrastruktur & Wirtschaft" anklicken, um zu erfahren, was in diesem Bereich für den 730-Einwohner-Ort wichtig ist. An erster Stelle wird auf den Landgasthof "Zum Adler" im Ortsteil Glöttweng verwiesen. Gleich darauf folgt die (wir berichteten).

    "Es geht ein Stück Heimat mit verloren", sagt der junge Landensberger Bürgermeister Johannes Böse, der sich um die "dörfliche Struktur" Sorgen macht. Zwei Wirtschaften in der Gemeinde, die funktioniert haben – die eine oben, die andere unten. Das sei eine gute Sache gewesen. Er habe bereits länger von den Plänen des Gastronomen gewusst, sagt der Rathauschef auf Nachfrage. "Peter Wagner ist auf uns zugekommen und hat uns das mitgeteilt." Dass übergangsweise, zumindest bis Ende des Jahres, die Eltern Wagners das Lokal übernehmen könnten, sei wohl angesprochen, aber nicht realisiert worden. "Beide sind ja auch schon in einem fortgeschrittenen Alter", zeigt Böse Verständnis.

    Am liebsten wäre dem Rathauschef ein neuer Pächter für das Kreuz

    Geredet worden ist im Gemeinderat noch anderes – etwa, ob die Kommune selbst die Immobilie erwerbe und dann verpachte. So hat es beispielsweise die wenige Kilometer entfernte Gemeinde Altenmünster im Landkreis Augsburg gemacht. Dem Bürgermeister wäre es wohl am liebsten, wenn sich ein Pächter finden würde, der die Gasthaus-Tradition in Landensberg fortsetzt. Die Option, dass sich die Gemeinde finanziell engagiert und zur Eigentümerin wird, ist nicht von Tisch. "Wir halten uns das offen." Aber ein privater Investor habe wohl mehr Möglichkeiten als eine Kommune, glaubt Johannes Böse. Die Gemeinde wolle daher erst einmal abwarten, was sich ergebe.

    Eines wünscht sich der Landensberger Bürgermeister aber ganz und gar nicht: dass die Dorfschänke in ein Gebäude mit Mietwohnungen verwandelt oder für Wohnbebauung abgerissen werde. Denn so würde der dörfliche Charakter des Ortsmittelpunktes zerstört. Dorfplatz, Spielplatz, Brunnen, Gemeindehaus mit Feuerwehr, Kirche, Vereinsheim und die

    Auch der Adler in Glöttweng hat am Donnerstag nicht mehr geöffnet

    "Es ist doch immer positiv, wenn jedes Dorf eine Wirtschaft hat", sagt Irmgard Fink, die Wirtin des Adler in Glöttweng. Jede Gaststätte habe ihr eigenes Klientel gehabt. "Für Stammäste ist das jetzt nicht toll", sagt sie über die Schließung der Dorfschänke, die vielleicht zwei Kilometer entfernt liegt. Ihr Stammtisch halte sich "mit fünf Gästen aus fünf verschiedenen Ortschaften" in Grenzen. Ob sie nach der Schließung der anderen Wirtschaft in der Gemeinde davon profitiert, vermag sie nicht zu sagen, und es sei auch nicht ihr Thema. Etwas anderes treibt die 65-Jährige um. "Die Gastronomie steht vor einem Generationswechsel. Es gibt viele um die 60 Jahre. Es ist ein hammerharter Job, zumal auf dem Land." Selbst musste der Adler die Öffnungszeiten weiter reduzieren. Denn die Bedienungen arbeiteten in anderen Branchen in Vollzeit und stünden nur begrenzt zur Verfügung. Deshalb wurde der Donnerstag gestrichen. Getränke und Speisen werden nur noch von Freitag bis Sonntag am Abend angeboten, sonntags zusätzlich während der Mittagszeit.

    Dass der Fachkräftemangel der Branche zusehends zu schaffen macht, weiß auch die Kreisvorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) im Landkreis Günzburg, Ingrid Osterlehner. Sie selbst betreibt den Gasthof "Zur Sonne" in Röfingen. Sie kennt zwei Kollegen aus dem Raum Dillingen und Augsburg, deren Restaurants mittlerweile am Sonntag geschlossen bleiben, weil die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht mehr gewillt sind, an diesem Tag jahrein, jahraus zu arbeiten. Die Überlegung: Lieber diesen ertragsreichen Tag streichen, um nicht die Angestellten und Aushilfskräfte ganz zu verlieren. Nicht wenige seien ohnehin schon in andere Berufsfelder während der Corona-Pandemie abgewandert.

    Gaststätten-Verband will für den Berufsstand werben

    Osterlehner will Ende November mit den Dehoga-Mitgliedsbetrieben aus dem Landkreis das regelmäßige Stammtisch-Treffen nutzen, um daraus eine "Ideenwerkstatt" zu machen. Ziel müsse dabei sein, aktiv zu werden "und bei Schülern, Kindern Jugendlichen für unseren Beruf zu werben. Das ist zwar ein Knochenjob, aber einer, der sehr abwechslungsreich ist und viele Aufstiegschancen bietet", sagt Osterlehner.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden