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Landkreis Günzburg: Läuft der "Mohr" noch bei den Sternsingern im Landkreis Günzburg mit?

Landkreis Günzburg

Läuft der "Mohr" noch bei den Sternsingern im Landkreis Günzburg mit?

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    Die Sternsinger der PG Ichenhausen verteilen auch in diesem Jahr den Segen.
    Die Sternsinger der PG Ichenhausen verteilen auch in diesem Jahr den Segen. Foto: Renate Krausenböck

    Es ist keine neue Debatte. Spätestens seit der Diskussion um die Umbenennung des ehemaligen Hotel Drei Mohren in Augsburg oder die Debatte um den schwarzen König in der Krippe im Ulmer Münster sind Gespräche um rassistische Abbildungen auch in der Region angekommen. Ist es rassistisch und diskriminierend, einen König als "Mohr" und somit als schwarze Person abzubilden? Oder bei der Sternsingeraktion sogar ein Kind schwarz anzumalen? Wir haben uns in den Pfarreien im Landkreis Günzburg umgehört.

    Das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" hat bereits im vergangenen Jahr eine Empfehlung herausgegeben: Kein

    Das sieht auch Regina Schury, die das Sternsingen in Krumbach organisiert, so: "Gott kam zu allen Menschen, egal welcher Rasse", sagt sie. Deshalb verstehe sie auch die Diskussion um den Mohr nicht. In Krumbach wurde schon in den vergangenen Jahren kein Sternsinger mehr angemalt, außerdem laufen auch dunkelhäutige Kinder mit. Geschminkte Sternsinger sollten laut Kommissionswerk den "afrikanischen König" darstellen Allerdings gehe die "Gleichung von Herkunft und Hautfarbe" nicht auf. "Wenn ein Mensch schwarz ist, bedeutet das eben nicht automatisch, dass er aus Afrika kommt", heißt es dazu.

    Schwarz anmalen bei den Sternsingern erinnert an einen rassistischen Brauch

    Auch wenn es damit nichts zu tun habe, wird das Anmalen von Sternsingern laut Kindermissionswerk häufig mit dem "Blackfacing" verbunden, ein rassistischer Brauch aus den USA. Im 18. und 19. Jahrhundert haben sich weiße Menschen in sogenannten "Ministrel Shows" schwarz angemalt, um Menschen mit schwarzer Hautfarbe abwertend darzustellen. "In Stereotypen und Klischees wurden die Nachkommen der Sklaven verunglimpft. Unterdrückung und Gewalt gingen mit dieser Diskriminierung einher". Es kann also für Menschen störend oder verletzend sein, wenn sie sehen, dass Sternsinger sich schwarz schminken." Sternsinger sollten deshalb so wie sie sind, nämlich vielfältig im Aussehen, zum Singen kommen, heißt es.

    Die Debatte um den Mohr ist auch an Gabi Pohl, Gemeindereferentin und Organisationsberaterin in der Pfarreiengemeinschaft Günzburg, nicht vorbeigegangen. "Wir hatten aber nie die Diskussion, ob es diskriminierend ist oder nicht. Bei uns ist der "Mohr" immer einer der Könige." Die Bedeutung des Wortes habe sich verändert. "Ich verstehe aber nicht, wie man das falsch deuten kann, wenn ein "Mohr" mitläuft. Es ist ein Zeichen der Solidarität. Wir vermitteln den Kindern immer, dass alle Nationen aus allen Kontinenten zur Krippe kommen." Der weltumfassende Gedanke sei wichtig bei der Nachricht, die die Sternsinger überbringen. Klar sei jedoch auch, dass sich kein Kind schwarz anmalen muss, wenn es nicht möchte. "Es ist ein Schauspiel, das die Tradition in Erinnerung rufen soll. Wir haben auch Mädchen, die sich als männliche Könige verkleiden. Wäre das dann auch diskriminierend? Auch der Mohr ist eine Verkleidung."

    Einige Ministrantinnen und Ministranten hätten auch eine andere Hautfarbe oder Herkunft - da ergebe sich die Diskussion gar nicht erst. In Gesprächen habe Pohl nie den Eindruck gehabt, dass sich Leute durch die schwarze Farbe diskriminiert fühlen. Wichtig sei ihr, dass vor allem die Kinder nicht in die Rassismusdebatte verwickelt werden: "Dass unsere Ministrantinnen und Ministranten sich rechtfertigen müssen, das geht nicht. Diese Diskussionen müssen woanders geführt werden."

    Manche Sternsingerkinder werden noch schwarz angemalt

    Klassisch von Haus zu Haus wird in der Stadt Günzburg dieses Jahr eh nicht gelaufen. In der Stadt und den Stadtteilen gibt es jedoch eine Lösung: In einer Sammeltüte gibt es den Aufkleber mit dem Segensspruch und einen Flyer - den Segen für zuhause sozusagen, erklärt Gabi Pohl. Ausgetragen werden die Postsendungen von Ehrenamtlichen oder auch Ministranten. In verschiedenen Läden, wie Apotheken und Bäckereien werden außerdem Sammeldosen aufgestellt.

    "Der wichtigste Gedanke ist für uns, dass es kein Exklusivsternsingen wird. Deswegen muss man sich auch nicht anmelden", sagt die Gemeindereferentin weiter. "Wir gehen direkt auch in die großen Wohnblöcke oder zu den Senioren. Viele Leute sind so weit weg von der Kirche - aber der Gedanke soll zu allen getragen werden: egal welche Konfession oder Herkunft."

    Pater Joachim von der Pfarreiengemeinschaft Ichenhausen sieht das ähnlich. Entgegen der Empfehlung des Kindermissionswerks werden in der PG

    Sternsinger sind im Landkreis Günzburg mit klaren Regeln unterwegs

    In Krumbach singen die Sternsinger nicht an den Haustüren, sondern laufen verschiedene Plätze an. Sie beginnen bei der Stadtpfarrkirche Maria Hilf und singen später auch bei der Kirche St. Ulrich und auf dem Parkplatz in der Robert-Steiger-Straße, sowie auf dem Spielplatz am Hedwig-Lachmann-Weg und enden am Hotel Gasthof Mundig.

    Im Pfarreiengebiet Ichenhausen laufen in diesem Jahr nicht alle Ministrantinnen und Ministranten: In Hochwang, Oxenbronn, Ellzee, Stoffenried und Autenried beispielsweise sind die Sternsinger aber unterwegs. Und dabei gibt es klare Regeln: Es laufen nur jeweils drei Kinder pro Gruppe, dabei ist jeweils ein Erwachsener als Sternträger. Die Corona-Lage erfordert auch, dass die Kinder sich vorher testen, Masken tragen und Kontaktlisten geführt werden. "Es werden auch nur die Erwachsenen klingeln und die Gaben einsammeln", erklärt Pater Joachim. Seine Bitte: "Menschen, die

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