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Klinikreform: Geburtenstation in Krumbach schließt
![In der Krumbacher Kreisklinik sollen ab 2025 keine Geburten mehr stattfinden. In der Krumbacher Kreisklinik sollen ab 2025 keine Geburten mehr stattfinden.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715673836705-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
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Ab dem neuen Jahr soll es keine Geburten mehr in der Krumbacher Klinik geben. Dafür soll die Geburtshilfe am Standort Günzburg gestärkt werden.
Es ist ein Paukenschlag für die geburtshilfliche und gynäkologische Versorgung im Landkreis Günzburg: Ab dem 1. Januar 2025 soll es keine Geburten mehr in der Klinik Krumbach geben. Gleichzeitig soll die Geburtsstation in Günzburg gestärkt werden. Wie unsere Redaktion im Gespräch mit den Kreiskliniken erfahren hat, sehen sich die Verantwortlichen durch die im Bundeskabinett verabschiedete Krankenhausstrukturreform zu diesem Schritt gezwungen. Bereits in den vergangenen Jahren kamen immer weniger Kinder in Krumbach zur Welt.
In den vergangenen Jahren ging die Zahl der Geburten an der Klinik in Krumbach demnach deutlich zurück. Wurden hier 2019 noch 424 Kinder geboren, waren es im Jahr 2023 nur noch 328. Im ersten Halbjahr dieses Jahres gingen die Geburtszahlen nochmals zurück auf 150 Geburten. Nicht einmal mehr die Hälfte der im Kernbereich der Klinik Krumbach lebenden Mütter nutzen damit die Geburtenstation in Krumbach, rechnen die Kreiskliniken vor. Damit gehört die Klinik in Krumbach zu den 40 kleinsten der insgesamt 607 Geburtenstationen in Deutschland.
Geburtsstation in Krumbach zählt zu den Kleinsten in Deutschland
Genau hier liegt die Schwierigkeit: Die Krankenhausreform sieht eine Kappungsgrenze für jede einzelne medizinische Leistung vor. Damit sollen die kleinsten Anbieter in der jeweiligen medizinischen Fachrichtung aus dem Markt verschwinden und laut Gesundheitsminister Karl Lauterbach sogenannte „Gelegenheitsversorger“ von der Leistungserbringung künftig ausgeschlossen werden. Fachleute erwarten, dass diese Kappungsgrenzen im Bereich der Geburtshilfe die 7,5 bis 20 Prozent der kleinsten Geburtshilfen in Deutschland betreffen wird. Das bedeutet, dass die Geburtskliniken, die in diesem Bereich liegen, kraft Gesetzes die Leistungen nicht mehr erbringen dürfen - und davon wäre die Geburtshilfe der Klinik in Krumbach betroffen.
„In anderen medizinischen Bereichen - wie der Orthopädie - ist es uns gelungen, den Standort Krumbach zukunftsfest aufzustellen, indem die Leistungen von Günzburg nach Krumbach verlagert wurden. Damit wurde der Standort Krumbach deutlich gestärkt, ja sogar ausgebaut. Dies ist uns in der zu erwartenden Gesetzeslage im Bereich der Geburtshilfe nicht möglich“, sagt Robert Wieland, Vorstand der Kreiskliniken Günzburg-Krumbach.
Suche nach neuen Fachärzten in Krumbach war vergeblich
Doch nicht nur die Geburtenzahlen sind ausschlaggebend: Künftig müssen mindestens drei gynäkologische Fachärzte pro Geburtenstation vorgehalten werden. Trotz intensiver Suche und der Beauftragung von Personalberatungsfirmen sei es nicht gelungen, die geforderte Anzahl der Fachärzte zu erreichen. Derzeit gibt es in Krumbach lediglich 1,4 Facharzt-Stellen, also weniger als die Hälfte wie notwendig.
Erste Gespräche mit den Hebammen, den Ärzten und dem weiteren Klinikpersonal zur Umstrukturierung der Geburtshilfe seien bereits geführt worden, heißt es aus der Kreisklinik weiter. In den kommenden Wochen sollen nun weitere intensive Gespräche stattfinden, sowohl mit den Hebammen, als auch mit den Krumbacher Gynäkologen, um zu klären, ob und wie weitere Angebote aufgebaut werden können, etwa ein Storchenmobil, um werdende Mütter gegebenfalls in Begleitung ihrer Hebamme von Krumbach nach Günzburg zu bringen.
Hebammen könnten Räume gegenüber dem Krankenhaus nutzen
Der Landkreis Günzburg habe bereits seine Bereitschaft erklärt, Räume für ein rein hebammengeleitetes Geburtshaus zur Verfügung zu stellen, sofern das gewünscht wird. Eignen würden sich dafür die Gebäude, die gerade gegenüber dem Krankenhaus in Krumbach gebaut werden, erfuhr unsere Redaktion. „Trotz widriger gesetzlicher Rahmenbedingungen und Vorgaben können wir damit die Geburtshilfe nachhaltig im Landkreis Günzburg aufrechterhalten“, sagt Klinikvorstand Wieland.
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Die Umstellung der Geburtshilfe im Landkreis Günzburg soll zum 1. Januar 2025 wirksam werden, um werdenden Mütter noch ausreichend Zeit zu geben, sich auf die neuen Gegebenheiten einzustellen. Gleichzeitig sollen weitere Maßnahmen die Geburtshilfe im Landkreis und die optimale Betreuung der werdenden Mütter und ihrer Kinder sicherstellen. „Der größte Unterschied der Geburtshilfen im Landkreis Günzburg zu den Kliniken in Augsburg und Ulm ist die aktuell nicht vorhandene kinderärztliche Betreuung. Durch viele Gespräche in den vergangenen Monaten ist es uns gelungen, Kinderärzte für einen kinderärztlichen Bereitschaftsdienst im Rahmen der Geburtshilfe zu gewinnen. Damit werden wir das volle Spektrum an ärztlichen und pflegerischen Leistungen im Landkreis Günzburg anbieten können”, sagt Verwaltungsratsvorsitzender Landrat Hans Reichhart.
Kompetenznetzwerk für Frauen- und Kindergesundheit soll entstehen
Auch der Verwaltungsrat der Kreiskliniken Günzburg-Krumbach hat sich in einer außerordentlichen Sitzung mit der Zukunft der Geburtshilfe im Landkreis Günzburg befasst. Die neue deutschlandweite Krankenhausstrukturreform zwinge die Kreiskliniken Günzburg-Krumbach, die Geburtshilfe im Landkreis Günzburg umzugestalten. Diese Strukturveränderung wird aber dazu genutzt, ein landkreisumspannendes Kompetenznetzwerk für Frauen- und nun auch Kindergesundheit aufzubauen. Der Standort Günzburg werde gestärkt, die kinderärztliche Betreuung ausgebaut und der Standort Krumbach wird als Portalklinik weiterhin eine wichtige Anlaufstelle für die werdenden Mütter bleiben. Außerdem wird dort weiterhin tagsüber eine gynäkologische Grund- und Basisversorgung durch Fachärzte sichergestellt. Operative Leistungen im ambulanten Bereich sollen in Krumbach auch in Zukunft möglich bleiben. (mit AZ)
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