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Landkreis Günzburg: Gerd Mannes verliert Kampf um AfD-Spitzenkandidatur in Schwaben

Landkreis Günzburg

Gerd Mannes verliert Kampf um AfD-Spitzenkandidatur in Schwaben

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    Für den Stimmkreis Günzburg ist Gerd Mannes bereits vor gut zwei Wochen von der AfD zum Direktbewerber gewählt worden.  Die Spitzenkandidatur in Schwaben für die Landtagswahl hat er allerdings nicht erreicht.
    Für den Stimmkreis Günzburg ist Gerd Mannes bereits vor gut zwei Wochen von der AfD zum Direktbewerber gewählt worden. Die Spitzenkandidatur in Schwaben für die Landtagswahl hat er allerdings nicht erreicht. Foto: Sven Hoppe, dpa (Archivbild)

    Der schwäbische Spitzenkandidat der Alternative für Deutschland (AfD) heißt Christoph Maier. Er wurde am Sonntag in Mindelheim gewählt. 189 Mitglieder sprachen sich für den Rechtsanwalt aus. Er sitzt seit 2018 im Landtag und ist Vorsitzender der AfD im Kreisverband Memmingen–Unterallgäu. Mit dem Heimspiel war für den Rechtsanwalt, der dem rechten Flügel zugerechnet wird, ein Heimvorteil verbunden. Der Unterlegene um den Spitzenplatz ist Gerd Mannes aus Leipheim-Riedheim, der 135 Stimmen auf sich vereinen konnte. "Mehr war heute nicht drin", sagte er einen Tag später auf Nachfrage. 

    Die schwäbische Liste wird nicht, wie in anderen Parteien, mithilfe von Delegierten aufgestellt. Jedes Parteimitglied konnte am Sonntag ins Forum der Stadt Mindelheim kommen und seine Stimme abgeben. Von den etwa 750 schwäbischen Mitgliedern, die es nach Mannes' Angaben (er ist für die Mitgliederverwaltung in ganz Bayern verantwortlich) bei der AfD gibt, waren rund 250 anwesend. Das sei ein "hoher Mobilisierungsgrad" befand Mannes, der gegen Maier im vorigen Jahr schon einmal verloren hatte, als es um den Posten des Bezirksvorsitzenden ging. 

    Frauen auf der Schwaben-Liste der AfD? Fehlanzeige!

    Der Riedheimer setzte sich im Kampf um Platz drei mit 156 Stimmen durch. Raimond Scheirich (Augsburg) wählten 138 Stimmberechtigte. Den zweiten Rang nahm in der Reihung Ulrich Singer (Kreis Donau-Ries) ein. Um diese Position hatte sich außerdem Andreas Jurca (

    Doch vor einer Rangliste der AfD-Landtagsbewerber auf schwäbischer Ebene müssen zunächst einmal die Direktkandidaten in den jeweiligen Stimmkreisen gewählt sein. Das schien ein Ding der Unmöglichkeit im Falle von Gerd Mannes. Noch vor Wochen hatte der als gemäßigt geltende Landtagsabgeordnete gegenüber unserer Zeitung angekündigt, am 29. Januar gleich mehrere AfD-Veranstaltungen in Günzburg zu bündeln: die Nominierung des Direktbewerbers für die Landtagswahl am 8. Oktober, den Neujahrsempfang der AfD im Landkreis Günzburg und die Wahl der Delegierten zur Europawahl im kommenden Jahr. Doch das konnte nicht funktionieren angesichts einer Terminkollision mit der schwäbischen Nominierungsveranstaltung am selben Tag in Mindelheim. Das räumte auch Mannes auf Nachfrage vor wenigen Tagen ein. Als dies bemerkt wurde, habe er das Forum am Hofgarten als Versammlungsort wieder storniert. Die Angaben stimmen. Vier Tage vor Heiligabend hatte der Günzburger AfD-Kreisverband das Forum reservieren lassen. Am 9. Januar schließlich war abgesagt worden. 

    Das hat Mannes in einem Telefonat in der vergangenen Woche gesagt

    Damit ist aber noch nicht die Frage beantwortet, wie Gerd Mannes das Kunststück bewerkstelligen wollte, rechtzeitig vor der Nominierung in Mindelheim dort als AfD-Direktkandidat des Stimmkreises Günzburg aufzutreten. In einem Telefongespräch in der vergangenen Woche hat er gegenüber der Redaktion erklärt, man müsse das dann eben noch vorher erledigen. Damit alles korrekt ablaufe, müsse er sich noch Rechtsbeistand holen. 

    Mannes hatte schlicht gelogen. Denn zu jenem Zeitpunkt, als er das Telefonat führte, war er bereits über eine Woche als Direktbewerber gekürt. In Waldstetten hatten sich in einem Gasthaus um die 40 Mitglieder, Förderer und Sympathisanten am 15. Januar, wie sich jetzt herausstellt, getroffen. 27 davon durften den Kandidaten wählen. 26 Stimmberechtigte votierten für den Landtagsabgeordneten Mannes, einer war dagegen. Der AfD sind nach eigenen Angaben im Landkreis Günzburg 120 Personen als Mitglieder angeschlossen. Zwischen 20 und 30 befänden sich noch in einem Prüfverfahren, ehe sie die Mitgliedschaft erhielten.

    Keine Öffentlichkeit – angeblich, weil Gastwirte geschützt werden sollen

    Die Unwahrheit gesagt zu haben, erklärte Mannes am Montag mit den Worten: "In diesem Teil des Telefongesprächs war ich offensichtlich nicht konzentriert genug." Er entschuldigte sich dafür. Dass Stimmberechtigte und Anhänger der rechtspopulistischen Partei per Mail und Brief zur Nominierung auf Kreisebene eingeladen worden waren, die Öffentlichkeit aber nichts davon erfuhr, erklärte der AfD-Fraktionschef des Günzburger Kreistages damit, die Gastwirte schützen zu wollen. Bereits mehrfach seien Wirte, die ihr Lokal für AfD-Veranstaltungen im Landkreis zur Verfügung stellen wollten oder es gestellt haben, angefeindet worden. Auf Großveranstaltungen 2018 in Breitenthal (mit Alice Weidel) und in Günzburg (mit Beatrix von Storch) haben jeweils mehrere hundert Menschen mit Demonstrationen reagiert. Nicht die Demonstrationen an sich, aber all die Begleitumstände und Schikanen hätten ihn "ein wenig traumatisiert", sagt Mannes, der am Montag ankündigte: "Wir planen, zur Landtagswahl öffentliche Veranstaltungen im öffentlichen Raum zu machen." 

    Inhaltlich fordert Mannes rund zwei Wochen nach seiner Kandidatenwahl im Landkreis eine "sofortige energiepolitische Kehrtwende hin zur Vernunft". Dazu gehörten Ausweitungen des Energieangebots und eine Wiederaufnahme günstiger Energielieferungen aus dem Ausland. In der Wirtschafts- und Industriepolitik sind nach Angaben des 54-jährigen Landtags-Direktbewerbers die Standortbedingungen in Bayern "durch eine ideologische und vor allem teure Klimapolitik sowie überbordende Bürokratie systematisch verschlechtert" worden. Im Wahlkampf und im Rahmen eines möglichen erneuten Landtagsmandats will Gerd Mannes sich "dafür einsetzen, dass diese selbstzerstörerische Wirtschaftspolitik ein Ende findet. Nur mit einer leistungsfähigen Industrie wird Bayern auch in Zukunft ein attraktives Land für Familien und qualifizierte Arbeitskräfte bleiben", teilte der Politiker mit. Mit dem schwäbischen Listenplatz drei und aktuellen Umfragewerten für seine Partei ist er zuversichtlich, zum zweiten Mal nach 2018 den Sprung in den Landtag zu schaffen. 

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