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Landkreis Günzburg: Geht dem Glasfaserausbau im Landkreis die Energie aus?

Landkreis Günzburg

Geht dem Glasfaserausbau im Landkreis die Energie aus?

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    Die Deutsche Telekom wollte bis zum Jahr 2025 Glasfaserkabel in der gesamten Kernstadt Ichenhausen sowie den Ortsteilen Deubach und Hochwang verlegen. Jetzt hat das Unternehmen mitgeteilt, dass der Ausbau auf Eis gelegt wird.
    Die Deutsche Telekom wollte bis zum Jahr 2025 Glasfaserkabel in der gesamten Kernstadt Ichenhausen sowie den Ortsteilen Deubach und Hochwang verlegen. Jetzt hat das Unternehmen mitgeteilt, dass der Ausbau auf Eis gelegt wird. Foto: Sina Schuldt/dpa (Symbolbild)

    Es war keine gute Nachricht, die Ichenhausens Bürgermeister Robert Strobel bei der ersten Bürgerversammlung in Deubach im Gepäck hatte. Die Deutsche Telekom, die bis zum kommenden Jahr ein Glasfasernetz für 3750 Haushalte in Ichenhausen und Umgebung kostenlos ausbauen wollte, hat überraschend mitgeteilt, dass sie den eigenwirtschaftlichen Ausbau auf Eis legen müsse. Erst im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen die Werbetrommel gerührt und bekräftigt, dass die Telekom viel Geld in die Hand nehme. Dass jetzt alles auf unbestimmte Zeit ins Stocken kommt, ist für Robert Strobel „absolut enttäuschend“.

    Was die Deutsche Telekom im Januar 2023 im Stadtrat verkündet hatte, klang wie ein Traum. Ein Vertreter des Unternehmens teilte damals mit, dass bis 2025 für mehr als 3500 Privathaushalte und Gewerbebetriebe in der Kernstadt sowie Hochwang und Deubach ein Glasfaseranschluss gelegt werde. Und das zum Nulltarif. Das Unternehmen übernehme die komplette Summe von 6,5 Millionen Euro, weder die Stadt noch die Bürgerinnen und Bürger müssten einen Cent dafür bezahlen und bekämen im Gegenzug auch noch schnelle Datenverbindungen, erklärte Regionalmanager Andreas Schnelle. Die Stadträte nahmen dankend an.

    Das sagt die Telekom zum Stopp beim Glasfaserausbau in Ichenhausen

    Im Februar 2023 unterzeichneten die Stadtverwaltung und das Telekommunikationsunternehmen eine gemeinsame Absichtserklärung. Jetzt kam ohne Verwarnung das Aus. Strobel bezeichnete das Verhalten der Telekom als nicht tragbar, er sei verärgert. „Wir haben uns große Hoffnungen gemacht, und jetzt schauen wir in die Röhre“, sagte er auf der Bürgerversammlung in Deubach. Der Glasfaseranbau sei der Stadt ein „Riesenanliegen“, doch ohne das Angebot der Telekom könne sich die Stadt diesen nicht leisten. Berechnungen hätten ergeben, dass Ichenhausen zwölf Millionen Euro in die Hand nehmen müsste, um Glasfaseranschlüsse für sämtliche Ortsteile zu realisieren. Er habe sich nach Zuschüssen erkundigt, doch darauf habe Ichenhausen kein Anrecht. Auf die Frage eines Bürgers, ob ein anderes Unternehmen einspringen könnte, antwortete Strobel: „Das ist nicht zu erwarten.“

    Telekom-Sprecher Markus Jodl führt auf Nachfrage unserer Redaktion höhere Material- und Lohnkosten, steigende Zinsen und Fachkräftemangel als Gründe dafür an, dass es beim Glasfaserausbau zu Engpässen komme. „Wir bauen rund 300.000 Glasfaseranschlüsse pro Jahr in Bayern. Aber wir können nicht überall zur gleichen Zeit sein. Und wir können jeden Euro auch nur einmal ausgeben. Wir haben uns aktuell also nicht gegen Ichenhausen entschieden, sondern für eine Kommune, die keine so gute Netzinfrastruktur hat.“

    Auch in Thannhausen hält sich die Telekom nicht mehr an Versprechen zum Glasfaserausbau.

    Auch in Thannhausen hatte die Telekom einen Vertrag mit der Stadt unterzeichnet. In der Stadt und dem Ortsteil Nettershausen sollten rund 3300 Haushalte angeschlossen werden. 2024 sollte es schon mit den Verlegungsarbeiten losgehen. Doch auch hier stockt die Sache. Man habe sich im Stadtrat für die Telekom entschieden, „damit der Ausbau auch klappt“, hatte Bürgermeister Alois Held seinerzeit erklärt. Inzwischen ist er ernüchtert. Die Vermarktung verschiebe sich aufs Jahresende oder auch Anfang 2025, hieß es noch im Januar. Vor gut zwei Wochen hatte Held ein Gespräch mit Telekomvertretern. Dabei kam heraus, dass die Telekom auch hier das Projekt auf unbestimmte Zeit verschoben habe. „Das ist für mich ein schlichtweg unbefriedigender Zustand“, so Held. Es sei schon kurios, dass jetzt die kleinen Dörfer ausgebaut würden und in den Städten dadurch der Ausbau gebremst werde, so Held.

    Die Verwaltungsgemeinschaft Krumbach ist da schon einen Schritt weiter: Die Mitgliedsgemeinden sollen nach und nach mit einer Millionenförderung ans Glasfasernetz angeschlossen werden. Zugesagte Fördermittel von 8,85 Millionen Euro sollen für den Anschluss von rund 2000 Haushalten reichen, die restlichen Haushalte sollen von den Netzbetreibern eigenwirtschaftlich angeschlossen werden. Anbieter Clevernet etwa hat bereits in Wiesenbach, Breitenthal und Ebershausen die Leitungen verlegt, dort sind die Anschlüsse bereits in Betrieb. In Aletshausen hat die Firma Leonet bereits die Tiefbauarbeiten abgeschlossen, die Anschlüsse im Hauptort sollen heuer noch in Betrieb gehen. Die Ortsteile wurden bereits in einem früheren Förderverfahren versorgt. In Waltenhausen ist bereits der halbe Ort durch Inexio angeschlossen ans schnelle Internet, die andere Hälfte soll durch DSLmobil im Laufe des Jahres 2025 versorgt sein. Dieselbe Firma baut auch Deisenhausen aus, wo im Herbst die Tiefbauarbeiten beginnen sollen. Ende 2025 solle dann jedes Grundstück in der VG Krumbach über einen Glasfaseranschluss verfügen, wie Geschäftsstellenleiter Dieter Gumpinger auf Anfrage sagte.

    In der Verwaltungsgemeinschaft Krumbach sind kleinere Anbieter am Werk

    In Krumbach läuft der eigenwirtschaftliche Ausbau des Glasfasernetzes seitens der Telekom eigentlich bereits. Über 5700 Haushalte sollen vom Ausbau profitieren, der östlich der Kammel im Frühjahr beginnen sollte und anschließend westlich der Kammel weitergehen soll. Allerdings sei die Tiefbaufirma, die für den Ausbau in Krumbach vorgesehen war, in die Insolvenz gegangen. Dadurch verzögere sich der Ausbau. Die Telekom müsse jetzt erneut in die Ausschreibung gehen, erklärte Pressesprecher Markus Jodl. „Wenn wir eine neue Tiefbaufirma gefunden haben, mit der wir das Projekt durchführen können, werden wir mit dem Ausbau beginnen“. Alle Verträge behielten ihre Gültigkeit und es könne auch weiter gebucht werden im Internet. Das Unternehmen bedauere diese Verzögerung und bittet die Kunden um Verständnis. Die vorgesehene Firma hatte mit dem Ausbau noch nicht begonnen, so Jodl weiter.

    Auch in Jettingen-Scheppach wurde im Mai 2023 mit der Telekom ein Vertrag zum eigenwirtschaftlichen Ausbau abgeschlossen, informiert Bürgermeister Christoph Böhm. Aufgrund dieses Vertrages seien bisher keine Baumaßnahmen zum Ausbau des Glasfasernetzes erfolgt. „Der Vertrag wurde von der Telekom aber auch nicht gekündigt“, sagt Böhm. Der Ausbau ist in den Ortsteilen Freihalden, Schönenberg, Eberstall und Teilen von Jettingen und Scheppach in vollem Gange. Die ersten Grundstücksbesitzer haben im Frühjahr einen Glasfaseranschluss erhalten. „Aufgrund der sehr guten Zusammenarbeit mit der Telekom bin ich zuversichtlich, dass der Ausbau nach dieser Förderrichtlinie bis in das Frühjahr 2025 abgeschlossen ist. Ein Jahr früher, als vertraglich vereinbart wurde“, so Böhm.

    Gemeinde Kammeltal will im kommenden Jahr mit dem Ausbau starten

    Im Juni 2020 waren Vertreter der Telekom im Kammeltal und haben mündlich eine Ausbaumöglichkeit aufgezeigt und angeboten, berichtet Bürgermeister Thorsten Wick. „Ende 2020 teilte uns das Unternehmen dann mit, dass der Ausbau im Kammeltal nicht rentabel wäre und die Telekom derzeit keinen Eigenausbau durchführt.“ Die Gemeinde hat die Förderung des Bundes beantragt und die Zusage der Förderung erhalten. Die Gemeinde hat den Ausbau ausgeschrieben, die Frist zur Abgabe der Angebote endet am 10. Oktober. Ende des Jahres soll die Vergabe dem Gemeinderat vorgelegt werden. Der Ausbau beginnt voraussichtlich im ersten Halbjahr 2025 .

    Im Gemeindegebiet Bibertal war keine Ausbauzusage für einen Eigenausbau vorhanden. Daher wurde der Glasfaserausbau über das Förderprogramm des Freistaates Bayern ausgeschrieben, teilt Bürgermeister Roman Gepperth mit. Die Gemeinde rechnet täglich mit dem Zuwendungsbescheid aus dem Förderprogramm. Im Anschluss daran wird der Vertrag über den Ausbau geschlossen. „Ab Vertragsabschluss hat der Ausbau innerhalb von drei Jahren zu erfolgen, daher rechnen wir mit der Fertigstellung bis Ende 2027 für Glasfaser bis ins Haus.“

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