Ein durchschnittlicher Pendler in Deutschland steht nach einer Auswertung des Verkehrsdaten-Dienstleisters Inrix 40 Stunden pro Jahr im Stau. Wer in den vergangenen Wochen im Kreis Günzburg mit dem Auto unterwegs war, hat wahrscheinlich schon einen großen Teil dieser Stauzeiten absolviert. Zahlreiche Baustellen machen Verkehrsteilnehmern aktuell das Leben schwer. Und die Reaktionen der Leserinnen und Leser auf unsere Frage der Woche, „Wie genervt sind Sie von den Baustellen im Landkreis?“ zeigen, dass der Frust nicht nur eine Momentaufnahme ist.
Der Günzburger Unternehmer Peter Schleifer sieht besonders die Günzburger Unterstadt durch die vielen Baustellen belastet. „Man kann trefflich über baustellenbedingte Straßensperrungen, speziell im nördlichen Landkreis Günzburg, streiten. Ob hier eine räumliche sowie zeitliche Abstimmung erfolgt, kann man getrost infrage stellen. Eines haben jedoch alle diese Maßnahmen gemeinsam. Beim Neubau Bahnbrücke B16, Sperrung Munasenke, flutbedingte Sperrung Günzbrücke Wasserburg, Autobahnsperrungen nach Unfällen usw. führt die Umfahrung so gut wie immer durch die Günzburger Unterstadt nebst Wasserburg. Hier ist die Dauer St(B)austelle“, so Schleifer in seinem Leserbrief. Speziell der Abschnitt Ulmer Straße vom Pfarrhofplatz bis Weißenhorner Straße liege deutlich über der Grenze der tragbaren Verkehrsbelastung und sei absolut unzumutbar für die Menschen, die dort wohnen.
Für Fahrradfahrer wird es durch die Umleitungen noch gefährlicher
„Angesichts der Zukunftspläne auf dem Areal Pro, dem Wohnquartier am Auweg, aber auch dem dreispurigen Ausbau der B16 wird mit einer weiteren Erhöhung der Verkehrsbelastung in der gesamten Unterstadt geplant. Es gab in den letzten Jahrzehnten etliche Workshops, Arbeitskreise sowie daraus resultierende Gutachten. Das Letzte der Bernard Gruppe (Aktualisierung der Verkehrsuntersuchung im nordwestlichen Landkreis Günzburg) im Übrigen vom Oktober 2021. Dass dessen teure Existenz, ganz zu schweigen vom Inhalt, Günzburger Stadträten bekannt ist, muss bezweifelt werden“, findet Schleifer. Eines hätten aber alle Empfehlungen der Gutachter gemein: Nordumfahrung, Kreisverkehre und Zebrastreifen statt Ampelanlagen sowie die teilweise Sperrung für den Schwerverkehr. „Einiges davon wäre aus dem Stand kostengünstig umsetzbar.“
Zudem werde der Begriff „Fahrradstadt“ in der Unterstadt ad absurdum geführt. „Die akute Lebensgefahr für Rad- und Scooterfahrer beim Benutzen der Fahrbahn im Bereich Ulmer Straße führt dazu, dass 90 Prozent dieses Verkehrs auf dem Fußweg stadteinwärts rechts abgewickelt werden.“ Schleifers Fazit: „Dauerstaus mit den sich daraus ergebenden Umweltschäden in der Unterstadt sowie katastrophale Wohngegebenheiten machen viele Unterstädter nicht glücklich.“
Mit Motorroller und E-Bikes ans Ziel
Auch der Rettenbacher Georg Kaltwasser ärgert sich mehr über die Baustellen innerhalb Günzburgs als außerhalb: „Als einigermaßen ortskundiger kenne ich Umleitungsmöglichkeiten. Anders sieht es in Günzburg aus. Parken ist nur noch im Parkhaus möglich. Dazu Dauerstau am Polizeiohr und auf der Schlachthausstraße. Viele Punkte sind nur noch über verstopfte Umwege zu erreichen, manches geht nur noch zu Fuß.“ Aber es gebe auch Möglichkeiten, die Probleme zu umgehen, schreibt Kaltwasser. „Schon vor Beginn der großen Baustelle fahren wir von Remshart nur noch mit den E-Bikes nach Günzburg. Wenn es schnell gehen muss, auch mal mit dem 125er-Motorroller, aber mit den E-Bikes kommen wir überall bis zum Ziel. Als Schwerbehinderter sind längere Fußmärsche nicht mehr so einfach zu meistern. Zum Glück können wir noch gut Rad fahren.“
Eine andere Schwierigkeit bringt Gerhard Burch aus Krumbach ins Spiel: Er ärgert sich, wenn eine wichtige Straße durch eine Baustelle gesperrt ist und eine Ausweichroute durch die Feuerwehr für eine Übung gesperrt wird. „Ja, die Baustelle ist wichtig, ja, die Feuerwehrübungen sind auch wichtig“, macht er deutlich. „Aber es ist in den letzten Jahren im Raum Krumbach und Thannhausen ein paar mal vorgekommen, dass man eine durch Baustelle gesperrte Straße hatte und zur Berufsverkehrszeit macht dann die Feuerwehr an der einzigen Ausweichroute eine Übung.“ Er habe in diesem Fall einen Umweg von 20 Kilometern fahren müssen. „Da läuft doch dann was ganz gewaltig schief, oder?“
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