Etwas mehr als 100 Mitglieder in einer Zweigstelle des katholischen Frauenbunds – das dürfte auch über den Landkreis hinaus eine Seltenheit sein. Dass der katholische Frauenbund Unterknöringen so erfolgreich ist, liegt vor allem an ihr: Helga Bolg, 67 Jahre alt, seit der Gründung vor 25 Jahren dabei und aktuell Zweite Vorsitzende. Das ist längst nicht ihr einziges ehrenamtliches Engagement in ihrer Heimat. Vielleicht gingen deswegen 506 von insgesamt 1484 abgegebenen Stimmen beim Voting zur/zum Ehrenamtler/-in des Monats der Günzburger Zeitung und der Mittelschwäbischen Nachrichten an Bolg. Damit hat sie unter den fünf Nominierungen mit 34 Prozent der Stimmen den ersten Platz erreicht. Der Gewinn ist für sie nicht nur ein persönlicher, wie sie bei einem Besuch erzählt.
"Für mich war es wirklich der Ansporn, dass mal eine Frau gewinnt. Es gibt so viele Frauen, die oft auch im Hintergrund ehrenamtlich aktiv sind", sagt Bolg. Auch ihre Töchter hätten fleißig in ihrem Umfeld zum Abstimmen mobilisiert. Sie wissen, was ihre Mutter alles leistet. Im Frauenbund organisiert Bolg regelmäßig gemeinsame Ausflüge, die Busse sind meistens schnell ausgebucht, wenn es nach Berlin, Dresden oder ins Elsass geht. "Wir Frauen wachsen dabei richtig zusammen. Und es ist einfach etwas anderes, sich mal ohne die Männer auszutauschen", erzählt die vierfache Mutter und lacht. "Trotzdem, ohne Familie geht nichts." Sie blickt zu ihrem Ehemann Heinrich. Der ist regelmäßig als Sekretär tätig und nimmt Anrufe für seine Frau entgegen, wenn diese gerade außer Haus ist. Im Schnitt sind die Mitglieder im Frauenbund zwischen 60 und 65 Jahre alt, geleitet wird der Verband als Team. Die Frauen treffen sich allerdings nicht nur zum gemeinsamen Reisen. Wenn an Fronleichnam Blumenteppiche gelegt werden müssen oder andere Veranstaltungen anstehen, helfen alle zusammen. Eine der vergangenen Aktionen sei besonders berührend gewesen, so Bolg. Frauen aus vielen unterschiedlichen katholischen Verbänden haben Tausende Kissen und Kissenhüllen in Herzform für Brustkrebspatientinnen genäht.
Wir suchen auch wieder neue Ehrenamtliche des Monats im Kreis Günzburg
Die Arbeit im Frauenbund nimmt viel Zeit in Anspruch, berichtet die 67-Jährige. Dennoch lag es ihr am Herzen, sich auch nach dem Renteneintritt weiterhin im Krankenpflegeverein Burgau zu engagieren. Nach ihrer Pensionierung ist sie Zweite Vorsitzende geworden, wenn man sie in Burgau antrifft, dann vor allem in der Seniorenwohnanlage. "Mir ging das schon immer sehr nahe, zu sehen, wie einsam die alten Leute teils sind", sagt sie. Deswegen kümmert sie sich unter anderem um einen Seniorenstammtisch oder gemeinsame Aktivitäten wie Yoga oder Gedächtnistraining. Durch den Stammtisch hat Bolg, die früher hauptberuflich in der Tagespflege gearbeitet hat, eine Hürde abgebaut: Inzwischen treffen sich die älteren Leute selbstständig im Aufenthaltsraum, etwa wenn ein Geburtstag oder Ähnliches ansteht.
Auch im Trachtenverein Burgau ist Bolg aktiv. Dort zeigt sie weniger ihre soziale, sondern ihre kreative Ader. Schon als Kind hatte sie Freude an Volkstänzen, später wurde sie Erste Vortänzerin. Eine Leidenschaft, die die ganze Familie zu den "Trachtlern" brachte. "Ich glaube, ein Geheimnis, warum unsere Vereine so gut da stehen, ist, dass wir das gemeinsame Erleben in den Vordergrund stellen", meint Bolg. Und für sie sei auch klar: "Ohne Familie geht das nicht." Inzwischen ist sie sechsfache Oma, neben den vielen Stunden, die sie in die Arbeit im Frauenbund, in den Krankenpflegeverein und den Trachtenverein steckt, nutzt sie die Zeit auch gerne mit der ganzen Familie. "Ich glaube, viele jüngere Menschen wollen sich heutzutage nicht mehr gerne an ein Amt binden", antwortet sie auf die Frage, was sich im Ehrenamt verändert habe. Sie selbst habe keine einzige Stunde bereut. Das beweisen auch die Reaktionen auf den Gewinn zum Ehrenamtstitel. "Mir haben so viele Leute geschrieben, wie schön das sei und dass ich das wirklich verdient hätte", sagt sie. Ihr Mann und ihre Tochter nicken.
Kennen Sie auch eine Person, die es verdient hätte, für ihr Engagement geehrt zu werden? Dann schicken Sie uns gerne einen Vorschlag per E-Mail an redaktion@guenzburger-zeitung.deoder anredaktion@mittelschwaebische-nachrichten.de mit dem Namen des oder der Nominierten und einer kurzen Begründung. Nominiert werden kann nur eine Person und keine ganze Gruppe. Hängen Sie bitte auch ein Foto mit an, auf dem zu sehen ist, wie derjenige oder diejenige so richtig anpackt.