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Landkreis Günzburg: Arbeiten für Jettinger Medizinzentrum ruhen

Landkreis Günzburg

Arbeiten für Jettinger Medizinzentrum ruhen

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    Die Baugrube am Ortseingang von Jettingen ist derzeit verwaist. Das Grundstück hat mit der PS-Finanz GmbH einen neuen Eigentümer. Zuvor gehörte es Dr. Michael Lyhs, dessen St.-Martins-Apotheke das Landratsamt schließen will.
    Die Baugrube am Ortseingang von Jettingen ist derzeit verwaist. Das Grundstück hat mit der PS-Finanz GmbH einen neuen Eigentümer. Zuvor gehörte es Dr. Michael Lyhs, dessen St.-Martins-Apotheke das Landratsamt schließen will. Foto: Bernhard Weizenegger

    Ein Eilantrag soll – so er Erfolg hat – verhindern, dass die St.-Martins-Apotheke in Jettingen-Scheppach schließen muss. Die baldige Schließung aber verfolgt das Landratsamt als Aufsichtsbehörde mit dem Widerruf der Betriebserlaubnis. Das Amt hält, wie berichtet, dem Apotheker vor, nicht zuverlässig zu sein, um sein Geschäft korrekt führen zu können.

    Der von dem Anwalt des Jettinger Apothekers Dr. Michael Lyhs angekündigte Eilantrag lag dem Verwaltungsgericht Augsburg zufolge bis Freitagmittag noch nicht vor. Behördenakten schon. Die Sammlung des Landratsamtes Günzburg umfasst über 800 Seiten. Darunter sind auch einige Fotos, die von Behördenvertretern während der Razzien im Juli gemacht worden waren.

    Zeitnahe Entscheidung, sorgfältige Prüfung

    Die 1. Kammer des Verwaltungsgerichts ist unter anderem mit dem Vollzug des Arzneimittelgesetzes betraut. Sie wird sich des Falles annehmen. Nur wann, das ist die Frage. „Über einen Eilantrag müsste zeitnah entschieden werden. Aber es ist auch sorgfältig zu prüfen“, sagt Wolfgang Miller, der Sprecher des Verwaltungsgerichts. In der Hauptsache ist von Lyhs’ Augsburger Rechtsanwalt Christoph Mayer bereits Klage eingereicht worden.

    Während also verwaltungsrechtlich in den nächsten Tagen etwas geschehen könnte, werden sich die unter Umständen strafrechtlich relevanten Ermittlungen noch länger hinziehen. Thomas Hörmann, Sprecher der Staatsanwaltschaft Memmingen, hat sich auf Nachfrage unserer Zeitung beim zuständigen Sachbearbeiter umgehört. Und der nannte als Zeitrahmen „vier bis fünf Monate“. Dann sollen die Ermittlungen spätestens abgeschlossen sein und dann soll entschieden werden, ob die

    Staatsanwaltschaft: Vollständiges Gutachten liegt noch nicht vor

    Entgegen einer früheren Ankündigung des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) liegt der Staatsanwaltschaft offenbar noch nicht das vollständige Gutachten der Landesbehörde vor. Bei Durchsuchungen der drei relevanten Apotheken – zwei davon in Jettingen-Scheppach – waren unter anderem Proben von 60 Präparaten mitgenommen worden, um sie im Landesamt zu analysieren. Einer der Vorwürfe gegenüber dem Apotheker lautet, er habe selbst hergestellte Präparate als Nahrungsergänzungsmittel deklariert, obwohl sie dem Arzneimittelgesetz unterlägen.

    Die Expertise über etwa die Hälfte dieser Produkte sei abgeschlossen. Außerdem sollen noch Zeugen vernommen werden – zum Beispiel Abnehmer der Ware. Auch die Vertriebswege etwa der Ausgangsstoffe sollen nachvollzogen werden. Nach Informationen unserer Zeitung stammen sie zum Teil jedenfalls aus dem Ausland.

    Eine Welle der Solidarität

    Das LGL hatte zwei Präparate mit den Wirkstoffen Procain und Roter Reisschalenextrakt nach einer Anzeige, die im Günzburger Landratsamt eingegangen war, nach den erwähnten Razzien und nach entsprechenden Laboranalysen als „gesundheitlich bedenklich“ eingestuft. Aus der Bevölkerung schlug und schlägt dem Apotheker eine Welle der Solidarität und Sympathie entgegen.

    Entsprechende Bezeugungen haben in dieser Zeitung Leserbriefspalten gefüllt. Vor wenigen Tagen hatte Lyhs angekündigt, dass wohl am 24. Oktober Schluss sein werde. Erst steht ein Betriebsurlaub an. Und dann hängt die Weiterführung der Apotheke wohl vom Beschluss des Verwaltungsgerichts über den noch einzureichenden Eilantrag ab.

    PS-Finanz GmbH hat den Grund gekauft

    Folgen hat die Auseinandersetzung schon jetzt. Noch vor Wochen wurde am Ortseingang von Jettingen vor dem Edeka-Markt eine Baugrube ausgehoben. Doch plötzlich hatten die Baumaschinen dort, wo ein Medizinisches Versorgungszentrum entstehen soll, ihre Arbeit eingestellt und waren abgezogen worden. Grundstückseigentümer war Lyhs. Inzwischen sind die knapp 3000 Quadratmeter an Johann und Georg Schlachter von der PS-Finanz GmbH verkauft worden. Ein Immobilienmaklerbüro als „Vollsortimenter“, wie

    Die wesentlich größere Fläche, auf dem auch der Supermarkt steht, gehört den beiden Gesellschaftern der PS-Finanzgesellschaft bereits. Dass nun der Grund in einer Hand liegt, hat Vorteile: zum Beispiel, was die Abstandsflächen anbelangt, erklärt Geschäftsführer Johann Schlachter am Telefon. Jetzt ließen sich besser Parkmöglichkeiten schaffen.

    Die Brüder wollen das Gesamtkonzept überarbeiten – und die Ideen und Entwicklungsmerkmale, die bislang schon Teile des Planungsprozesses waren, miteinbeziehen. Das Ziel der Investoren ist es, den Mietern eines möglichen Medizinischen Versorgungszentrums eine „maximale Ertragsmöglichkeit“ zu schaffen (Johann Schlachter) – und für die Marktgemeinde Jettingen-Scheppach eine besondere Entwicklungsmöglichkeit im Eingangsbereich des Ortes.

    Neue Apotheke bleibt Teil des Gesamtkonzepts

    An Lyhs’ Lauterkeit zweifelt der Geschäftsführer von PS-Finanz nicht. Der Mann sei beliebt. Er werde wegen seiner Kompetenz geschätzt, die auch für das Bauprojekt genutzt werden solle. „Und eine Apotheke ist und bleibt auch Inhalt des Gesamtkonzepts“, sagt Johann Schlachter. Ob sie Lyhs betreiben wird, vermag er nicht zu sagen. Bauabschnitte sollen nacheinander verwirklicht werden. Die zeitliche Zielmarke ist das Ende des Jahres 2022. Dann sollen alle Bauten auch stehen.

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