Am Gemeindehaus, vor dem Tor, wo die Feuerwehr untergebracht ist, steht ein Zelt. Für die vielen Menschen, die am Samstagvormittag gekommen sind, wäre die Pfarrkirche Heilig Kreuz bei Weitem zu klein gewesen. Es wird wenig gesprochen, über dem Kirchplatz verbreiten sich die Melodien eines Dudelsackspielers. Auffallend viele junge Menschen sind da, Angehörige, Freunde, Bekannte oder solche, die mit ihm durch die Vereine in der Gemeinde verbunden waren. Aber auch zahlreiche Bürgermeisterkollegen aus dem Landkreis sind gekommen: Sie alle wollen Abschied von Johannes Böse nehmen, Abschied vom Bürgermeister der Gemeinde Landensberg.
Das Schweigen wird von Gitarrenklängen unterbrochen, bevor sich Pater Ibekwe Polykarp, an seiner Seite die Diakone Ferdinand Birzele und Josef Mayer, an die Menschen wendet: Man habe nicht das Recht, andere oder sich selbst für etwas zu verurteilen. Es sei der Augenblick gekommen, nicht mehr nach vorne und nicht mehr zurück sehen zu wollen. Es sollte sein Wille sein: "Ich will daheim sein – daheim bei Gott, wo es keine Belastungen gibt, wo Frieden und Gelassenheit herrschen." Johannes habe sich so entschieden.
Johannes Böse übernahm mit 23 Jahren große Verantwortung in Landensberg
Johannes Böse war ein freundlicher und aufgeschlossener Mensch. Dennoch macht es keinen Sinn, Antworten zu suchen, denn es gibt nur eine Antwort: Es war seine Entscheidung, Ruhe zu finden – verbunden mit dem Wunsch, das zu respektieren. "Amazing Grace" und "Von guten Mächten treu und still umgeben" klingt von der Empore herab – Gesang, Gitarre und Dudelsack. Eine Gemeinde dankt aber auch dafür, dass sie Johannes Böse, nämlich "ihren" Johannes und "ihren" Bürgermeister hatte, der mit 23 Jahren das Amt und damit große Verantwortung übernommen hat. Er hat in die Zukunft geblickt, nach Lösungen gesucht und überzeugt, bis jeder wusste, dass es Lösungen gibt.
Böse wollte "seine" Gemeinde in die Zukunft führen und nicht, dass sie nur verwaltet werde. Er war stolz, dass er in dieses Amt getragen wurde, aber auch stolz darauf, dass er sich auf die Bürgerinnen und Bürger verlassen konnte. Man hatte ihn als einen immer lachenden Menschen kennengelernt, nicht mit irgendeinem Lachen, sondern mit einem Lachen, welches die Sorgen vergessen scheinen ließ. Weder als Leiter des Raiffeisenlagerhauses in Jettingen noch in den Vereinen, in denen er aktiv war: Er hatte sich nie gescheut, Anliegen oder Probleme anderer über die eigenen zu stellen.
Emotionaler Abschied vom verstorbenen Bürgermeister Johannes Böse
Bei der Abschiedsandacht wenden sich der Bruder und die Lebensgefährtin von Johannes Böse an die Menschen. Unter anderem Landensbergs Zweiter Bürgermeister Fritz Grasberger sowie Landrat Hans Reichhart und Gundremmingens Bürgermeister Tobias Bühler für alle anderen Bürgermeister im Landkreis sprechen zu den Menschen. Von der Empore herab füllt am Ende ein Trompetensolo den Kirchenraum, die Fahnen der Fahnenabordnungen verneigen sich an dem Bild vor dem Altar hinter dem Blumengesteck. Es zeigt Johannes Böse. Er lacht.
Zu "Hymn – Valley's deep and the Mountains so high" leert sich die Kirche. Traurig, schmerzhaft, emotional und dennoch: Es ist ein Abschied, der für jeden an diesem Vormittag wichtig ist. Bis zum 19. März, 20 Uhr, liegt im Windfang am Eingang des Gemeindehauses ein Kondolenzbuch aus. Es ist ein Wunsch der Familie, sich darin einzutragen, gerne auch mit einer persönlichen Widmung.