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Kreis Günzburg: Haben Vereinsgaststätten noch eine Zukunft?

Kreis Günzburg

Haben Vereinsgaststätten noch eine Zukunft?

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    „Prost!“ heißt es im Sportheim Offingen: Jeden Freitag treffen sich dort seit ungefähr 18 Jahren 15 ehemalige Fußballer und Funktionäre des TSV zu ihrem Stammtisch. Diskutiert werden die üblichen Themen aus dem Alltag, Politik und natürlich auch Sport und Fußball.
    „Prost!“ heißt es im Sportheim Offingen: Jeden Freitag treffen sich dort seit ungefähr 18 Jahren 15 ehemalige Fußballer und Funktionäre des TSV zu ihrem Stammtisch. Diskutiert werden die üblichen Themen aus dem Alltag, Politik und natürlich auch Sport und Fußball.

    Händeringend hat die Gemeinde Dürrlauingen einen neuen Pächter für ihr Vereinsheim gesucht. Seit Ende April. Man habe sich umgehört und Anzeigen geschaltet, aber zunächst ohne Erfolg, sagt Bürgermeister Edgar Ilg enttäuscht. Lange habe er nicht eine Rückmeldung erhalten. Dann Ende Juli die Erlösung: Eine Dame habe sich gemeldet, sagt Ilg, ab 1. Oktober wird es in

    Viele haben ein Problem, Nachfolger zu finden, beobachtet Ingrid Osterlehner, Kreisvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes in Günzburg. „Es sind nicht mehr die Idealisten am Werk wie früher.“ Die, die es aus „Spaß an der Freud“ machten. Ihrer Einschätzung nach werden die, die zum Beispiel nur zu Trainingszeiten aufhaben, eher Probleme haben, sich zu halten. „Aus meiner Erfahrung stirbt manches aus“, sagt sie. Welche Erfahrungen machen die Vereine im Landkreis?

     Dürrlauingen: Drei Monate lang hatte Bürgermeister Edgar Ilg einen Nachfolger für das jüngere Ehepaar gesucht, das die Gastronomie in Dürrlauingen vor vier Jahren übernommen hatte. Der Mann war Metzger, es sei gut gelaufen. Aber ein Vereinsheim bei Vollzeit-Arbeit nebenher zu betreiben, sei schwierig. In Dürrlauingen nutzen es immerhin zehn bis zwölf Vereine. Hinzu kommen Veranstaltungen. Platz gibt es für etwa 100 Leute. Doch davon leben könne ein Pächter nicht.

    In Dürrlauingen habe man gute Bedingungen geschaffen: Es gibt eine ausgebaute Küche, das Vereinsheim liegt an Radwegen, der Wirt kann flexibel arbeiten und hat die Unterstützung der Gemeinde. Und die Pacht beträgt nur einen Euro im Jahr – denn keine dürfe man rechtlich nicht verlangen. Dennoch sei lange „nicht einmal eine Anfrage“ gekommen. Eine Bewirtung durch Vereinsmitglieder, wie man sie schon einmal hatte, sei schwierig. Die Menschen seien anspruchsvoller und kritisierten schneller als früher, sagt Ilg. Das sei für Ehrenamtliche frustrierend.

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    Fremdvergeben wolle er es auf keinen Fall. „Wir wollen keinen Pächter, die wollen die Wirtschaftlichkeit ausloten“, sagt Schuster. Die Interessen von Verein und Wirt auf einen Nenner zu bringen, sei schwierig. Außerdem bleibe alles, was reinkomme, in der Kasse und werde aufgeteilt. So gebe es von den Einnahmen durch die Bewirtung zum Beispiel neue Trikots oder Getränke zum Training. „Es ist eine sehr lukrative Sache, muss ich ehrlich sagen.“ Hinter allem stehe der Vereinsgedanke: Wenn jeder etwas dazu tue, funktioniere das auch.

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    TC Günzburg: Für einen Pächter hat sich der TC Günzburg entschieden: Seit Oktober 2016 bewirtet Christoph Welzhofer die Gaststätte. Bis dahin sei es eine Katastrophe gewesen, sagt Vorsitzender Peter Dirlmeier. Er freut sich: „Wir haben einen Glücksgriff gemacht.“ Beim Tennis sei man relativ saisonabhängig. Nur vom

    Welzhofer selbst verspürt „große Dankbarkeit“. Die Atmosphäre sei angenehm, es mache Spaß und die Menschen seien freundlich. Aber: „Du musst da sein. Die Gaststätte kann man nicht als Hobby betreiben.“ Von Mai bis August hat er an sieben Tagen geöffnet, ansonsten ist Montag und Samstag Ruhetag. Welzhofer will, dass sich die Leute gerne bei ihm aufhalten und „nebeneinander Karten spielen und Garnelen essen“. Er wolle eine gute Mischung bieten. Dirlmeier und Welzhofer gehen davon aus, dass Vereinsgaststätten eine Zukunft haben – sofern man das wolle und die Rahmenbedingungen stimmten.

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    TC Ichenhausen: Für ein anderes Modell hat sich der TC Ichenhausen entschieden. Bis vor zehn Jahren habe man einen Pächter gehabt, doch das habe sich nicht rentiert: „Zu wenig los“, sagt der Vorsitzende Martin Schneider. Circa 2005 sei man auf Ehrenamt umgestiegen, das habe aber nicht so gut funktioniert: zu viele zwischenmenschliche Diskussionen. Da wolle jeder nach seinem eigenen Kopf handeln.

    Inzwischen habe man keine Gaststätte mehr. Unter der Woche schenken die Mitglieder die Getränke selbst aus. Jeder könne sich etwas nehmen und aufschreiben, das laufe auf Vertrauensbasis, erklärt der Vorsitzende. Anders sei das bei kleineren Vereinen seiner Meinung nach nicht möglich. Stehe eine Veranstaltung an, werde die Verpflegung vom Vorstand organisiert und von den Mitgliedern angeboten. Das funktioniere auch ohne Streitereien, sagt Schneider. Ob sich eine Vereinsgaststätte halten könne, hänge vor allem von der Größe des Vereins ab.

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