Das Schwäbische Bauernhofmuseum Illerbeuren gehört zu den identitätsstiftenden Einrichtungen in der Region. Es darf auch etwas kosten, diese Aufgabe zu erfüllen.
Selbstverständlich darf die Frage gestellt werden, ob Maß und Ziel verfehlt werden, wenn für den Abbau, die Restaurierung und den Wiederaufbau der Remsharter Dorfschule, in der die bereits seit über 60 Jahren nicht mehr unterrichtet wird, eineinhalb Millionen Euro aufgebracht werden müssen. Die Größenordnung gibt der Leiter des Bauernhofmuseums in lllerbeuren an.
Machen wir die Sache mal ein paar Nummern größer: Die Untertanen des bayerischen "Märchenkönigs" Ludwig II. waren über die Abgaben sicher nicht amused, die sie wegen des bauwütigen Monarchen zu entrichten hatten. Heute blickt jeder sehnsuchtsvoll gen Neuschwanstein und Co. und klopft sich stolz auf die Brust, weil Bayern eben doch der Vorhof zum Paradies ist. Der Finanzminister hat das Defizit für die Schlösser längst eingepreist. Für diese immerwährende Imagekampagne zugunsten des Tourismuslandes Bayern ist das Geld gut angelegt.
Die Remsharter Dorfschule steigert die Attraktivität des Schwäbische Bauernhofmuseums
Jetzt kann man solch ein Schloss nicht ohne Weiteres mit einem Freilichtmuseum vergleichen. Doch auch das hat seine Berechtigung, zeigt es doch gerade, wie die Lebensbedingungen des Volkes waren. Wie liebevoll und detailgetreu das alles aufbereitet ist, können nur diejenigen ermessen, die sich einmal nach Illerbeuren aufgemacht haben. Wer mit offenen Augen die Vergangenheit betrachtet, den könnte Demut beschleichen ob der Probleme der Gegenwart, die wir zu meistern haben und die wir so lauthals beklagen.
Das Schwäbische Bauernhofmuseum muss sich weiterentwickeln, um attraktiv zu bleiben: Das ist kürzlich mit dem Haus der Schützenkultur geschehen. Neuerwerbungen wie eine Dorfschule aus dem Landkreis Günzburg steigern ebenfalls die Attraktivität. Es ist ein gelungener Zukauf verbunden mit der Hoffnung, mit spannenden Aktionen und einem gelungenen Gebäude-Ensemble die jährliche durchschnittliche Besucherzahl der Vor-Corona-Jahre von etwa 55.000 wieder zu erreichen und dann zu steigern.
Der Bezirk Schwaben tut gut daran, sich für die Kultur starkzumachen
Ein letzter Gedanke gilt dem Bezirk Schwaben, der auch einer der beiden Träger des Zweckverbandes Schwäbisches Bauernhofmuseum Illerbeuren ist. Der Bezirkstag (der übrigens am Tag der Landtagswahl ebenfalls gewählt wird) bestimmt zwar mit 972 Millionen Euro über ein gewaltiges Haushaltsvolumen. Wobei das mit dem "Bestimmen" nicht so weit her ist. Denn der Löwenanteil "Soziales" (weit über 90 Prozent des Etats) fußt in der Regel auf gesetzlichen Vorgaben. Hier ist der Bezirk gewissermaßen nur Durchlauferhitzer, hat sehr wenig bis keinen Spielraum. Eine Verwaltung ohne Kommunalpolitiker könnte das vermutlich auch hinbekommen.
Doch es gibt noch andere Betätigungsfelder – mit deutlich weniger Geld ausgestattet, dafür von großer Bedeutung. Neben Europa (Stichwort: Partnerschaft mit der Mayenne und der Bukowina, ein Verdienst des früheren Bezirkstagspräsidenten Georg Simnacher) ist das vor allem die Kultur. Es ist die Pflege der eigenen Wurzeln. Und identitätsstiftend obendrein. Weltoffen und bodenständig zugleich zu sein und sich dafür starkzumachen, ist eine Kernaufgabe dieses weithin unbekannt gebliebenen Wesens Bezirk. Der Bezirk Schwaben sollte das gut hinbekommen. Denn es macht einen Teil seiner Existenzberechtigung aus.
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