Das kranke System hat Gründe

03.08.2022

Selbstverständlich ist es wichtig, Fachkräfte zu gewinnen. Aber wie wäre es, zunächst den bereits Beschäftigten genügend Aufmerksamkeit zu schenken, anstatt sie zu überfordern?

So funktioniert es nicht mehr. Staaten wetteifern mit Drohgebärden und mit hohem Blutzoll um ihre Einfluss-Sphären. Die sogenannte Globalisierung hat Wirtschaft und Politik gleichermaßen im Profitrausch leichtsinnig werden und in Abhängigkeiten geraten lassen, die uns nun teuer zu stehen kommen. Gestörte Lieferketten sind ein limitierender Faktor. Und noch viel mehr ist es der Mensch, Stichwort: Fachkräftemangel.

Es ist schlimm, wie es hinter den Kulissen der Grund- und Mittelschulen im Landkreis und in der Kreisklinik Dillingen im Nachbarlandkreis aussieht. Den Verantwortlichen ist dabei nichts anzulasten: Sie bemühen sich, ein krankes System am Laufen zu halten. Das ist ehrenwert, aber keine Lösung. Was wir mitbekommen, sind weder Einzelfälle noch Momentaufnahmen. Es ist ein bemitleidenswerter Dauerzustand in vielen Branchen, die ihren Weg im digitalen Zeitalter erst noch finden müssen. Ja, Corona hat vieles noch verstärkt oder erst sichtbar werden lassen. Strukturelle Mängel waren jedoch bereits vorhanden, noch ehe das Virus seine verheerende Reise um die Welt angetreten hat.

Was muss besser werden? Da können Verwaltungen, Betriebe und der Gesetzgeber ihre Beiträge leisten. Erstens: Man sollte weniger Bürokratie nicht nur im Mund führen. Zweitens: Man sollte das Personal nicht mit immer neuen Projekten und/oder einem stetig wachsenden Arbeitsumfang überfrachten. Sonst ist es kein Wunder, sondern die logische Folge, dass die Gesundheit auch bei verhältnismäßig stressresistenten Mitarbeitenden abhandenkommt. Den Fachkräftemangel verstärkt dann eine höhere Krankheitsquote, zunehmende Fluktuation oder Flucht in Altersteilzeit. Das ist selbst verschuldet auf den Führungsetagen dieser Republik.

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