Das Leben und die Liebe schreiben die schönsten Geschichten. Selbst eine noch so ausführliche Recherche könnte manche Geschichten nicht so nacherzählen, wie die, die sie erlebt haben. Darum ist es heute einmal nicht die Aufgabe der Redaktion, die Kennenlerngeschichten des Landkreises nachzuerzählen. Keine Erinnerung, kein Gefühl sollte anders gewichtet oder beschrieben werden, als die beiden Paare es uns selbst berichtet haben. Darum gehört am Tag der Liebe das Wort den Liebenden, die teilweise seit Jahrzehnten mit ihren Partnerinnen und Partnern durchs Leben gehen.
Sie erzählen von Umwegen, bis man die große Liebe fand und beweisen, wie man manchmal ganz ohne Navigation den Weg zum vielleicht wichtigsten Ziel finden kann. Das zweite Paar musste sich nicht einmal sehen, um sich zu verlieben, und hat dann doch eine Portion Mut gebraucht, um aus einer kindlichen Liebe die Liebe des Lebens zu machen. Aber lesen Sie selbst.
Robert Wiedenmann aus Ettenbeuren

„An einem Samstagabend im November 1984 besuchte ich die damalige Diskothek Queens Pub in Nattenhausen. Mir fiel auf der Tanzfläche ein junges Mädchen auf, das viele Runden zu Soulmusik tanzte. Nach Abschluss der Tanzrunde musste sie auf dem Weg zu ihrem Sitzplatz an mir vorbeilaufen. Ich sprach sie spontan an und fragte, ob sie nicht Lust hätte, mit mir zur folgenden Foxrunde auf die Tanzfläche zu gehen. Ihre Antwort war nein, weil sie schon so lange getanzt habe. Nach dem Korb, den sie mir gegeben hatte, ging sie dann auf ihren Platz.
Eine Weile später, als ich mir gerade während einer Unterhaltung mit Bekannten eine Zigarette angezündet hatte, klopfte mir jemand auf die Schulter. Ich drehte mich um und erkannte die junge Tänzerin. Nach Ihren Worten „Jetzt hätte ich Lust zu tanzen“ überreichte ich die gerade angezündete Zigarette einer neben mir stehenden Bekannten und ging auf die Tanzfläche.
Bei super Tanzmusik und toller Unterhaltung verging die Zeit wie im Fluge, und weil sie mit ihren beiden jüngeren Brüdern da war und einer noch nicht volljährig war, musste sie die zwei um Mitternacht nach Hause bringen. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag zu einem Treffen. Da sie nicht aus dem Landkreis war, erklärte sie mir so gut es ging den Weg zu ihrem Heimatdorf und dem Wohnhaus ihrer Familie. Also war die Verabredung ausgemacht.
Am darauffolgenden Tag war ich mittags bei meiner Tante zum Essen eingeladen, und ich schwärmte schon ausgiebig vom Kennenlernen der super netten jungen Frau und dem Wiedersehen am Abend. Ich konnte es kaum erwarten, bis es Zeit war, am Abend loszufahren.
Da es ja November war, hatte es an diesem Sonntag eine dicke Nebelsuppe und man konnte gefühlt nur 20 Meter weit sehen. Meine Ortskunde beschränkte sich wie schon erwähnt auf den Landkreis Günzburg und ab einer gewissen Strecke war ich auf unbekannten Wegen unterwegs. Auf jeden Fall fuhr ich an einer wichtigen Abzweigung zum Zielort dank des Nebels vorbei und landete irgendwann in einem kleinen Dorf, in dem der Weg endete.
Traurig und hoffnungslos kehrte ich um in Richtung Heimat. Glücklicherweise entdeckte ich dann doch noch den Wegweiser Richtung Ziel. Etwas verspätet wurde ich dann schon von ihr an der Haustür erwartet und nach freudiger Begrüßung musste ich mich ihrem Vater vorstellen: Er wollte wissen, mit wem er seine Tochter bei dem starken Nebel mitschickte. Nach einem wunderschönen Tanzabend in einer Disko brachte ich sie wieder sicher nach Hause und beim Abschied gab es dann den ersten Kuss – jedoch nicht ohne ein erneutes Treffen auszumachen.
Im darauffolgenden Jahr haben wir dann am Nikolaustag 1985 geheiratet und sind später stolze Eltern von zwei Kindern geworden. Das ist jetzt schon über 40 Jahre her und wir sind sehr glücklich, dass ich damals auch ohne Navigation mein Ziel erreicht habe.“
Andrea Hofmann aus Haldenwang

„Es war im Jahr 2005, ich war zarte 13, als mich mein heutiger Mann Alex, damals 14, ganz klassisch fragte, ob ich seine Freundin sein möchte. Damals noch über das Chat-Portal Aooa, wo wir uns auch kennengelernt haben. Ich hatte ein Foto von einer Kuh als Profilbild, weil meine Eltern mir nicht erlaubten, ein echtes Bild von mir zu posten. Alex‘ Bild zeigte einen Motorradfahrer. Wir hatten also eigentlich keine Ahnung, wie wir überhaupt aussehen. Als ich ihn darauf ansprach, sagte er: „Wenn deine Beschreibung stimmt, dann wird das schon passen“. Augenfarbe und Haarfarbe konnte man nämlich angeben.
Wir hatten uns noch nie vorher getroffen und haben uns schließlich im Eisstadion in Burgau für ein erstes Treffen verabredet – und vor lauter Schüchternheit noch gar nicht miteinander gesprochen. Immer wenn ich aufs Eis bin, ist er vor Aufregung runter vom Eis. Irgendwann ist er mit dem Fahrrad von Burgau zu mir nach Hochwang gefahren, und wir haben uns dann sogar getraut, auch miteinander zu reden.
Am Anfang war das natürlich alles noch kindlich, fast wie eine Sandkastenliebe. Wie es eben mit 13 so ist, wenn man vor Verliebtheit noch ganz rot anläuft. Irgendwann ist dann aber doch etwas Ernstes daraus geworden.
Dieses Jahr im Oktober sind wir 20 Jahre zusammen, beide mittlerweile 33 Jahre alt und haben zwei Kinder. Im Dezember 2022 haben wir auch geheiratet. Wir waren keinen Tag getrennt, haben immer zusammengehalten und viel erlebt. Heute sind wir ein unschlagbares Team. Unsere Freunde nennen uns wegen unserer Vornamen sogar das A-Team.“
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