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Kammeltal: Von Existenzkampf ist in diesem Verein aus Ettenbeuren nichts zu sehen

Kammeltal

Von Existenzkampf ist in diesem Verein aus Ettenbeuren nichts zu sehen

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    Im 151. Jahr seines Bestehens wird der Soldaten- und Kameradschaftsverein  Ettenbeuren von Heiko Westphal (links) und Erich Neuburger geleitet, hier am Kriegerdenkmal.
    Im 151. Jahr seines Bestehens wird der Soldaten- und Kameradschaftsverein Ettenbeuren von Heiko Westphal (links) und Erich Neuburger geleitet, hier am Kriegerdenkmal. Foto: Wolfgang Kahler

    In Frankfurt nimmt die erste Pferdestraßenbahn ihren Betrieb auf, im erst vor einem Jahr gegründeten Deutschen Reich werden alle Spielbanken geschlossen, in Amerika wird erstmals eine Frau als Präsidentschaftskandidatin nominiert: Alle diese Ereignisse geschehen 1872. Und genau in diesem Jahr gründen in Ettenbeuren 16 Teilnehmer des Deutsch-Französischen Krieges den Kriegerverein. Heute stehen beim etwa 240 Personen zählenden Soldaten- und Kameradschaftsverein Brauchtumspflege und die Beteiligung am dörflichen Gemeinschaftsleben im Vordergrund. 

    Ähnlich wie in vielen anderen Dörfern kämpfen alteingesessene Vereine um ihre Existenz. Der Soldaten- und Kameradschaftsverein Ettenbeuren ist stolz, dass ihm trotz aller Erschwernisse dieses eindrucksvolle Gründungsjubiläum mit immerhin aktuell 240 Mitgliedern gelungen ist. Dazu hat nicht zuletzt vor etwa 40 Jahren die Öffnung des Vereins auch für solche Personen beigetragen, die weder im Krieg noch in der Bundeswehr aktiv waren. Und sogar Frauen wurde die Eingliederung ins Vereinsleben ermöglicht. Das trug zu einer beachtlichen Entwicklung mit einem Anstieg der Mitgliederzahl um mehr als 100 Prozent innerhalb von zwei Jahren bei, wie aus der Vereinschronik hervorgeht.

    Aus zwei Vereinen wird 1919 der Krieger- und Soldatenverein in Ettenbeuren

    1903 gründeten 25 Männer den Soldatenverein, 1919 schlossen sich beide Vereine zum Krieger- und

    
1912 entstand dieses historische Foto des Ettenbeurer Soldaten- und Kameradschaftsvereins zum 40-jährigen Bestehen.
    1912 entstand dieses historische Foto des Ettenbeurer Soldaten- und Kameradschaftsvereins zum 40-jährigen Bestehen. Foto: Verein/Repro: Wolfgang Kahler

    Bereits 1986 organisierte Wolfgang Windrich, der sieben Jahre später das Vorstandsamt übernahm, für Sportbegeisterte erstmals eine mehrtägige Radwanderung. Diese besondere Freizeitsparte fand so viel Interesse im Kammeltal, das mit den "Gigadampf'r" sogar eine eigene Radelgruppe zusammenkam, die bis heute fast 50.000 Kilometer zurücklegte. Weitere beliebte Aktionen der Veteranen waren Firmenbesichtigungen mit Bustouren am Kirchweihmontag zu Besuchen bei BMW, Mercedes, Audi und Fendt.

    Jubiläumsfeier mit einem Jahr Verspätung

    Kein Wunder, dass der damalige Kammeltaler Bürgermeister Klaus Katschmarek zum 125-jährigen Gründungsfest mit der restaurierten Fahne die Aktivitäten hervorhebt: "Die Veranstaltungen sind stets gut besucht und der Verein hat auch keine Nachwuchsprobleme." Und Hubert Hafner, heute Altlandrat, betonte die wichtige Aufgabe der Kameradschaftsvereine im kulturellen Bereich. Ebenso wichtig sei jedoch der Erhalt der Denkmäler für die Opfer der Kriege. Am Sonntag steht für den Ettenbeurer Verein nun die wegen der Corona-Pandemie verschobene Jubiläumsfeier im 151. Jahr seines Bestehens an. Sie beginnt mit einem Gottesdienst in der Pfarrkirche und wird anschließend mit einem Festakt im Gasthof Schweimeier abgeschlossen, an dem auch eine Abordnung der Bundeswehr-Patenschaftssanitätskompanie aus Dornstadt/Ulm teilnehmen wird.

    Zum Schluss noch ein paar weitere wichtige Eckdaten in der Chronik des Vereins: 1920 wurde mit dem Bau des Kriegerdenkmals an der Pfarrkirche begonnen, sieben Jahre später wurde die erste eigene Vereinsfahne, die im Kloster Wettenhausen angefertigt wurde, eingeweiht. 1953 folgte die Wiedergründung des Vereins mit 40 Mitgliedern, nachdem zehn Jahre zuvor alle Krieger- und Soldatenvereine durch das Naziregime verboten wurden. 1961 wurde das Kriegerdenkmal mit Nachbarvereinen renoviert, 2010 wurden die Mitglieder des Veteranenvereins aus den Ortsteilen Egenhofen-Unterrohr aufgenommen. Seit dem Vorstandswechsel 2017 führen Heiko Westphal und Erich Neuburger den Verein ins Jubiläumsjahr. 

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