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Nach dem Jahrhunderthochwasser beginnt im Kammeltal das große Aufräumen
![Das Ausmaß des Jahrhunderthochwassers zeigt sich allmählich in Wettenhausen. Bei vielen Anwohnern sind etwa die Keller voll Wasser gelaufen. Das Ausmaß des Jahrhunderthochwassers zeigt sich allmählich in Wettenhausen. Bei vielen Anwohnern sind etwa die Keller voll Wasser gelaufen.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674144167-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Das Ausmaß der Verwüstung zeigt sich nun bei den Aufräumarbeiten im Kammeltal. Es wurden 55 Kälber und Rinder gerettet, manche Firma hat es schlimm erwischt.
Die Wassermassen haben sich aus dem Kammeltal zurückgezogen und zutage kommen die massiven Schäden, die das Hochwasser hinterlassen hat. Die große Welle der Verwüstung hat die Gemeinde im Herzen des Landkreises am Samstag schwer getroffen. Bürgermeister Thorsten Wick hat sich am Montag ein Bild von der aktuellen Lage gemacht und mit Betroffenen gesprochen. "Die Lage ist die, dass wir beim Aufräumen sind", erklärt Wick zum Stand der Dinge am Montag. Seit Sonntag können flächendeckend im Gemeindegebiet Aufräumarbeiten stattfinden. Über den "lobenswerten Zusammenhalt" in der Gemeinde zeigt sich der Bürgermeister sichtlich erfreut.
"Die Schäden sind immens", sagt Wick über den Zustand. Neben vielen Wohnhäusern sind auch Straßen und Brücken im Gemeindegebiet durch die Fluten beschädigt worden. Wie hoch die Schäden sind, lasse sich derzeit aber noch nicht beziffern. So viel sei aber sicher: Von Behlingen und Ried im Süden bis Hammerstetten im Norden sei kein Ortsteil verschont geblieben.
Florian Miller aus Wettenhausen: "So etwas habe ich noch nicht gesehen"
"So etwas habe ich noch nicht gesehen", bestätigt Florian Miller, der in Wettenhausen wohnt und dort bei der Feuerwehr im Einsatz ist. Am Samstagvormittag sei im Ort noch alles ruhig gewesen, dann sei das Wasser innerhalb von einer halben Stunde da gewesen. Erstmals habe die Kammel auch das innere Dorf überflutet: "Es kam von überall", erzählt Miller. Sogar das Gerätehaus der Wehr stand bis zu Hüfthöhe unter Wasser, "die Privatfahrzeuge der Kameraden sind abgesoffen". Der Feuerwehr-Stützpunkt musste deshalb kurzfristig in die Grundschule verlegt werden. Besonders heftig betroffen war ein am Kammelkanal gelegener Bauernhof. Dort wurden etwa 55 Kälber und Rinder vor den Fluten gerettet und bei einem anderen Landwirt im Ort untergebracht.
![In Wettenhausen wurden einige Anwesen nahe der Kammel von den Fluten besonders betroffen wie diese Treppenbaufirma von Peter Schwarz. In Wettenhausen wurden einige Anwesen nahe der Kammel von den Fluten besonders betroffen wie diese Treppenbaufirma von Peter Schwarz.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674144167-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Trotz des Katastrophenalarms im Landkreis und der rechtzeitigen Vorwarnung durch die Feuerwehren hat es die Treppenbaufirma Schwarz nahe der Kammel extrem erwischt. "Büro, Maschinen und eine gerade neu vorbereitete Ausstellung sind fast völlig zerstört", sagt Inhaber Peter Schwarz. Das Wasser sei rasend schnell gekommen, glich einem reißenden Fluss. Selbst Sandsäcke an einigen Eingangstüren halfen da nicht mehr. Ein frisch mit Heizpellets gefülltes Lager explodierte förmlich durch den Wassereinbruch und demolierte stabile Mauerwände. Schwarz kalkuliert mit mehreren 100.000 Euro Schaden. Wann es im Handwerksbetrieb weitergeht, ist noch völlig offen. Eine Versicherung gegen derartige Folgen sei am Standort der Firma nicht möglich.
Alles, was sich im Keller einer 71-jährigen Wettenhauserin befand, wurde zerstört
Die Kellerräume eines Hauses am Angerweg wurden von der Flutwelle komplett überschwemmt. Die 71-Jährige, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, war selbst noch auf einer Reise, als der Alarm kam. Ihr Bruder hatte sicherheitshalber alles kontrolliert und eine Pumpe bereitgestellt, aber als die Wassermassen kamen, war nichts zu machen. Alles, was im Keller gelagert war, sowie das Auto in der Garage wurden zerstört.
![Dramatische Bilder vom Hochwasser im Landkreis Günzburg Gundremmingen hat das Hochwasser schwer getroffen. Das Neubaugebiet steht unter Wasser.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674144167-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Mit Notstromaggregaten versorgt wurden seit dem Wochenende das Kloster und das St.-Thomas-Gymnasium. Schulleiter Andreas Eberle musste sich am Samstag selbst in Sicherheit bringen, als er noch einen Kontrollbesuch im Gebäude gemacht hatte und dann innerhalb von Minuten das Wasser kam. Kellerräume und der komplette Schulpark waren überflutet, dort kamen in einem Pferch drei Schafe ums Leben. In Abstimmung mit der Schulbehörde wurden die mündlichen Abiturprüfungen kurzfristig abgesagt, ab Dienstag soll es Distanzunterricht geben. Wie groß der Schaden im Gymnasium ausgefallen ist, vermochte Direktor Eberle noch nicht zu überblicken.
Wasser- und Energieversorgung sind im Kammeltal wieder stabil
Laut dem Bürgermeister wurden am Montag noch Keller ausgepumpt. Während der akuten Hochwasserlage waren die Bürgerinnen und Bürger am Samstag dazu angehalten, nicht zu duschen, das ist mittlerweile nicht mehr Stand der Dinge. "Die Wasserversorgung steht", so der Bürgermeister. Das Wasser sei sauber, lediglich zur Sicherheit würden Wasserproben ins Labor geschickt.
![Auch Straßen wurden durch die Wassermassen beschädigt, wie etwa die Staatsstraße 2023 von Ettenbeuren nach Ichenhausen. Auch Straßen wurden durch die Wassermassen beschädigt, wie etwa die Staatsstraße 2023 von Ettenbeuren nach Ichenhausen.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674144167-1/ver1-0/img/placeholder/1x1.png)
Nach Sicherheitsabschaltungen am Wochenende steht die Energieversorgung mittlerweile wieder flächendeckend. Am Montagvormittag seien noch etwa acht Haushalte, das Gymnasium und das Kloster in Wettenhausen von Stromausfällen betroffen gewesen. Doch die LEW arbeitete laut Wick mit Hochdruck daran, die Versorgung wieder mit dem Mittag sicherzustellen. Dass der Strom im Kloster ausgefallen ist, sieht Hubert Hafner, Geschäftsführer der Kloster Entwicklungs GmbH, relativ gelassen. "Klar ist es eine Einschränkung, aber nichts im Vergleich zu dem, womit andere hier kämpfen müssen", sagt Hafner.
Kaum Schaden: Kloster Wettenhausen habe "Segen von oben" gehabt
Dennoch habe das Kloster viel Glück und "Segen von oben" gehabt, so der Geschäftsführer. Vor allem um die neue Heizanlage hätten sich die Verantwortlichen des Klosters Sorgen gemacht, da sie "im Tal drunten" liegt. Vorsorglich habe es dort in Schichten einen Dienst gegeben, um ein Auge darauf zu haben. Doch auch dort habe es keinerlei Schäden gegeben. "Andere im Dorf hat es viel schlimmer getroffen", sagt Hafner und zeigt sich betroffen.
![Im Klosterweg, der von den Fluten zum Teil zerstört wurde, haben bereits erste Reparaturarbeiten begonnen. Im Klosterweg, der von den Fluten zum Teil zerstört wurde, haben bereits erste Reparaturarbeiten begonnen.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674144167-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Bayernweite Schlagzeilen machte am Wochenende ein Brautpaar aus Kammeltal, das eigentlich am Samstag seine Hochzeit feiern wollte. Doch anstatt zu feiern, befüllte das Paar Sandsäcke und packte mit dem Radlader an. "Wir helfen, wo es nur geht", sagt Bräutigam David Schwegler. Er und seine Partnerin haben sich dazu entschieden, den Medien kein Interview zu geben, denn es gebe so viele Helfer, die genauso viel leisteten wie sie selbst. Die Hochzeit sei jetzt nicht so wichtig. "Hier geht es um Menschenleben."
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