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Kammeltal: Bauernhöfe im Kreis Günzburg werden zu Erlebnisorten

Kammeltal

Bauernhöfe im Kreis Günzburg werden zu Erlebnisorten

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    Immer mehr Bauernhöfe setzen auf das Konzept Erlebnisbauernhof.
    Immer mehr Bauernhöfe setzen auf das Konzept Erlebnisbauernhof. Foto: Matthias Becker (Symbolbild)

    Es gibt viele Gründe, warum Landwirte in der Region sich dazu entschließen, ihren Hof auf mehr Standbeine zu stellen. Bei Kathrin Stempfel und Sebastian Hornung etwa war der Brand ihres Betriebes in Hartberg bei Goldbach der Auslöser: Sie mussten sich Gedanken machen, wie sie in Zukunft Landwirtschaft betreiben wollen, um weiter von ihrem Betrieb leben zu können. Sie entschieden sich für das Konzept der Erlebnisbäuerin. Ein Modell, das auch andere Betriebe im Landkreis nutzen - und das Kindern und Erwachsenen zugute kommt.

    Die Betriebsfläche auf dem Hof der Hornungs ist zu klein, um ein Familieneinkommen im Vollerwerb zu erzielen. Daher geht Sebastian Hornung außerhalb der Landwirtschaft einem Nebenerwerb nach. Kathrin Stempfel wollte als ausgebildete Krankenschwester auf dem neu errichteten Aussiedlerhof zusätzliche landwirtschaftsnahe Einkommensalternativen schaffen. Das Angebot der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft zur Diversifizierung der Einkünfte, wie dies in Fachkreisen genannt wird, bietet die Möglichkeit für Landwirte je nach Betriebsstruktur Fortbildungen und Abschlüsse zu erwerben, die Angebote ermöglichen, um auf dem Betrieb weitere Einkommensquellen zu erschließen. 

    Im Kammeltal können Kinder das Leben auf dem Bauernhof erleben

    Das Angebot an Ausbildungsmöglichkeiten ist vielfältig. Kathrin Stempfel entschied sich dafür, Erlebnisbäuerin zu werden und auf dem Betrieb Raum für Kinder zu schaffen, um das Erlebnis Bauernhof im Kammeltal erfahrbar zu machen. Dazu nutzt sie zusammen mit ihrem Mann den zertifizierten Naturlandbetrieb als Lernort und Erlebnishof zu nutzen. Der Aussiedlerhof liegt nah am Wald, so dass auch dorthin regelmäßig Ausflüge gemacht werden können.

    Auch Gertrud Kempter ist als Erlebnisbäuerin in ihrem Milchviehbetrieb in Wettenhausen aktiv. Die beiden Höfe arbeiten zusammen und entwickelten darüber hinaus nun ihre Betriebe weiter im Rahmen der sozialen Landwirtschaft. Hinter diesem Begriff verbirgt sich ein breites Feld, bei dem der Hof als Grundlage für Begegnungen sozialer Art in verschiedensten Formen genutzt werden kann. Es kann das Wohnen auf dem Hof sein, mit oder ohne Versorgung, Betreuung mit Mitarbeit auf dem Betrieb und der Aufenthalt in der Natur und bei den Tieren. Sie kann bis zur Einbindung in feste Tages- und Familienstrukturen gehen. Dies wirkt besonders bei Menschen mit Handicaps verbessernd auf das Wohlbefinden und den Gesundheitszustand.

    Auszeit nehmen und den Alltag unterbrechen, das ist das Motto, dem sich Auszeithöfe wie der Natur- und Erlebnishof Hornung im Kammeltal verschrieben haben.
    Auszeit nehmen und den Alltag unterbrechen, das ist das Motto, dem sich Auszeithöfe wie der Natur- und Erlebnishof Hornung im Kammeltal verschrieben haben. Foto: Josef Wiedemann

    In Hartberg etwa geschieht dies in Form von Jahreskursen für Kinder. Das geht von Osternestbasteln über Gemüsegarten anpflanzen über Stockbrot backen und Kräuterbutter machen bis zum Barfußpfad und Spaziergängen im Wald.

    Auch ältere Generationen können eine Auszeit auf dem Hof nehmen

    Für die ältere Generation bieten die Erlebnisbäuerinnen im Rahmen der sozialen Landwirtschaft die Möglichkeit für Gruppen von behinderten Menschen und Demenzkranken, den Hof als Erlebnisfeld zu nutzen. Sie haben sich an der Aktion Auszeithöfe beteiligt und haben unter dem Motto „Die Auszeithöfe“ als Teil des bayernweiten Netzwerkes den 3. Platz bei der Aktion “Das gute Besipiel 2024“ des Bayerischen Rundfunks erreicht.

    Dazu sind auf dem Hornunghof die Hähnchenhaltung mit ihrem Freilandgarten, eine kleine Mutterkuhherde mit verschiedenen Rinderrassen und Bienenvölker vorhanden, bei denen man hautnah erleben kann, wie Landwirtschaft funktioniert und wie direkter Kontakt mit Tieren die man streicheln und beobachten kann dem Menschen gut tun. Für Treffen von Gruppen ist dazu die Maschinenhalle entsprechend vorbereitet, so dass man im Freien oder unter Dach sich zu einem Kaffeeplausch zusammensetzen kann und in Ruhe zu den Tieren gehen kann.

    Auch der Nachwuchs macht schon mit auf dem Erlebnisbauernhof

    Am Hornunghof traf sich etwa das Demenz-Cafe Krumbach und Umgebung. Die Besucher und ihre teilnehmenden pflegenden Angehörigen hatten so einen ruhigen Platz, der Kontakt und Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch bot. Sie wurden versorgt mit Kaffee und Kuchen, konnten die Tiere besuchen und streicheln und die Kühe mit Brot füttern. 

    Die beiden Erlebnisbäuerinnen stehen mit voller Kraft hinter ihrem Engagement, in das sie auch den Rest ihrer Familie mit einbinden. So führt der kleine Sohn Leonhard auch schon die Gäste über den Hof und erklärt worauf man achten muss, was eine Kuh und was ein Bulle ist und wo die Hühner sind und dass sie auf den Fuchs aufpassen müssen, weil er sie sonst holt. 

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