Startseite
Icon Pfeil nach unten
Günzburg
Icon Pfeil nach unten

Jettingen-Scheppach: Mindeltal-Schulen: Hier findet der komplette Unterricht digital und live statt

Jettingen-Scheppach

Mindeltal-Schulen: Hier findet der komplette Unterricht digital und live statt

    • |
    An den Mindeltalschulen in Jettingen-Scheppach wird seit Januar der komplette Unterricht digital vor den Computerbildschirmen gehalten. Realschullehrerin Katharina Huber unterrichtet an diesem Tag die achte Klasse in Englisch.
    An den Mindeltalschulen in Jettingen-Scheppach wird seit Januar der komplette Unterricht digital vor den Computerbildschirmen gehalten. Realschullehrerin Katharina Huber unterrichtet an diesem Tag die achte Klasse in Englisch.

    Seit über vier Wochen findet der Unterricht für die meisten Schüler nicht mehr in den Klassenzimmern, sondern zu Hause statt. Statt vor der Tafel sitzt ein Großteil der Kinder und Jugendlichen vor dem Computer und wird digital unterrichtet. Doch während an den meisten Schulen nur die Lehrer der Kernfächer „live“ in die Kinderzimmer senden, gehen die Mindeltal-Schulen in Jettingen-Scheppach einen anderen Weg: Hier wird sowohl an der Realschule als auch am Gymnasium von der fünften bis zur Abschlussklasse der komplette Unterricht gestreamt. Da es sich um Ganztagsschulen handelt, müssen Schüler und Lehrer bis zu acht Schulstunden täglich am Computer aushalten. Wie ertragen sie das, läuft das Homeschooling besser als an anderen Schulen und spielt die Technik überhaupt mit?

    Das sagen die Rektoren: Thomas Schropp ist seit 2018 Rektor des Mindeltal-Gymnasiums. Nach den Erfahrungen im ersten Lockdown im vergangenen Jahr setzt er jetzt auf kompletten Live-Unterricht am PC via Zoom. 182 Schüler von der fünften bis zur zwölften Klasse werden täglich nach Stundenplan unterrichtet, teilweise von 8.15 bis 16 Uhr, unterbrochen nur von kurzen Pausen und einer einstündigen Mittagspause. Lediglich der Sportunterricht fällt aus, aber auch nur, da die Kollegin derzeit in Mutterschutz ist. Schropp ist überzeugt: „Es ist viel effektiver, wenn ein Lehrer den Kindern vor dem Endgerät gegenüber sitzt, ihnen helfen und auf Fragen eingehen kann, als wenn er nur Arbeitsblätter bearbeiten lässt.“

    Mindeltal-Schulen und Internat wurden mit WLAN ausgerüstet

    Für weiterführende Schulen sei es die „bestmögliche Lösung und die größtmögliche Schadensbegrenzung in Corona-Zeiten“. Zum Glück spiele die Technik an der Schule mit, seit dem vergangenen Sommer ist neben den Schulgebäuden auch das Internat mit WLAN ausgerüstet. In den Klassenzimmern stehen 16 Laptops und 25 I-Pads zur Verfügung. Homeschooling laufe sehr gut, die Rückmeldungen von Lehrern, Schülern und Eltern seien durchwegs positiv. Er hofft, „dass wir den Eltern Arbeit abnehmen“.

    Sie leiten die Mindeltal-Schulen in Jettingen-Scheppach: Fikriye Bedir ist Chefin der Realschule, Thomas Schropp ist seit 2018 Rektor des Gymnasiums.
    Sie leiten die Mindeltal-Schulen in Jettingen-Scheppach: Fikriye Bedir ist Chefin der Realschule, Thomas Schropp ist seit 2018 Rektor des Gymnasiums. Foto: Heike Schreiber

    Von Konzepten ohne Digitalunterricht hält Schropp gar nichts, „mir tun Kinder und Eltern leid“. Realschulleiterin Fikriye Bedir ergänzt: „ Es kann nicht Aufgabe der Eltern sein, alles zu erklären.“

    Homeschooling an den Mindeltal-Schulen: Alle Lehrer unterrichten von daheim aus

    Das sagt die Lehrerin: Katharina Huber unterrichtet seit diesem Schuljahr Geschichte und Englisch an der Realschule. Nur wenige Monate hat sie ihre neuen Schüler persönlich im Klassenzimmer gesehen, bevor der Lockdown kam. Seit dem 10. Januar unterrichtet sie vom PC aus ihrem heimischen Büro. Bis auf die Lehrer der Abschlussklassen ist der Rest des 25-köpfigen Teams ins Homeoffice gewechselt. An diesem Montag sitzt die junge Lehrerin ausnahmsweise im Klassenzimmer vor Ort, allein vor einem Laptop, auf dem Bildschirm sind ihr die Schülerinnen der achten Klasse zugeschaltet.

    Realschullehrerin Katharina Huber macht mit der achten Klasse am Computer Englischaufgaben.
    Realschullehrerin Katharina Huber macht mit der achten Klasse am Computer Englischaufgaben. Foto: Heike Schreiber

    Sie verbessert mit ihnen Hausaufgaben, fragt Vokabeln ab, macht Übungen im Buch, lässt ein Video anschauen und stellt Fragen dazu. Nach 45 Minuten ist eine kurze Pause, dann kommt die nächste Klasse dran. Anstrengend sei das schon, die ganze Zeit vor dem Computer. Aber sie habe sich daran gewöhnt – ebenso wie an die Tatsache, dass manchmal die Technik bei den Schülern nicht mitspiele und sie dann kein Gesicht, sondern nur ein schwarzes Bild sehe. „Ich glaube, dass dieser Unterricht vor dem PC die einzige Möglichkeit ist, den Schülern etwas mitzugeben“, sagt Huber.

    Zwölfte Klasse befindet sich im Wechselunterricht

    Das sagt die Schülerin: Drei Wochen musste auch Zeynep Buttanri ausschließlich vor dem PC in ihrer Heimat in Erlangen lernen. Die 19-Jährige besucht das Internat in Jettingen-Scheppach, geht in die zwölfte Klasse, steht kurz vor dem Abitur. Sie sei „sehr dankbar“, dass sie seit 1. Februar wieder im Klassenzimmer sitzen darf, zumindest an jedem zweiten Tag. Denn die zehnköpfige Klasse muss geteilt werden, der andere Teil bekommt den Unterricht digital vermittelt.

    Sie selbst habe lieber Präsenzunterricht, wenn auch das ständige Tragen einer Maske unangenehm sei. Streamen sei eine riesige Umstellung gewesen, letztlich habe sie es sich aber „viel schlimmer vorgestellt“. Es sei anstrengend, sie habe viel öfter Kopfweh als früher, doch sie sei froh um jede digitale Unterrichtsstunde.

    Im ersten Lockdown war Homeschooling eine Zusatzbelastung

    Das sagt eine Mutter: An das Homeschooling im ersten Lockdown denkt Sabine Bayr mit Grausen zurück. Damals ging ihre Tochter Luna noch in die Grundschule, bekam keinen digitalen Unterricht, nur bergeweise Arbeitsblätter, „60 in der Woche waren normal“. Sie selbst musste gewaltig mithelfen. Für eine Berufstätige in Vollzeit – Bayr hat eine Heilpraktiker-Praxis in Konzenberg – sei dies eine unglaubliche Zusatzbelastung gewesen.

    Das jetzige Homeschooling laufe ganz anders ab. Denn seit September besucht Luna die fünfte Klasse der Mindeltal-Realschule und erlebt jetzt kompletten digitalen Unterricht. Für die Mutter ist dies „Gold wert“, der Unterricht sei optimal organisiert. Es sei eine riesige Entlastung für sie selbst und gebe ihr ein gutes Gefühl, dass die Tochter Unterricht unter Aufsicht und einen geregelten Tagesablauf habe. Dass sie stundenlang am PC sitzt, findet die Zehnjährige nicht „so schlimm“. Dann habe sie wenigstens keine Zeit, sich zu langweilen.

    Lesen Sie dazu auch:

    Notbetreuung: An Grundschulen im Kreis Günzburg sind immer mehr Kinder zu betreuen

    Faschingsferien gestrichen: Bei Betroffenen im Kreis Günzburg schrillen Alarmglocken

    Corona: Warum drei Kinder aus Edelstetten an Angela Merkel schreiben

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden