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Jettingen-Scheppach: Jettinger Störche werden samt ihrem Nest umgesiedelt

Jettingen-Scheppach

Jettinger Störche werden samt ihrem Nest umgesiedelt

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    Mitarbeiter des Bauhofs haben auf dem Marktplatz einen zwölf Meter hohen Masten mit dem Nest aufgestellt.
    Mitarbeiter des Bauhofs haben auf dem Marktplatz einen zwölf Meter hohen Masten mit dem Nest aufgestellt. Foto: Christoph Böhm, Gemeinde

    Das Storchenpaar auf dem historischen Jettinger Rathaus ist zweifellos ein Wahrzeichen des Marktes. Es soll sogar das älteste in ganz Schwaben sein. Für die Zeit, in der das Dach des

    Im Zuge der energetischen Sanierung des historischen Rathauses und dem damit verbundenen Rückbau der ausgebauten Dachgeschosse waren im vergangenen Jahr an verschiedenen Stellen im Dachstuhl irreparable Schäden festgestellt worden. Teile des Gebälks müssen ausgetauscht werden, auch das Dach wird neu eingedeckt. Damit stellte sich für Jettingen-Scheppachs Bürgermeister Christoph Böhm die Frage: Wie lässt sich dies mit dem Storchenpaar vereinbaren? In der Regel brüten Störche in der Zeit von März bis Juni. Die Brutdauer beträgt im Durchschnitt 32 Tage, die folgenden beiden Monate verbringen die Jungstörche ausschließlich im Nest.

    Zur Umsiedlung der beiden Störche wurde der Storchenhorst auf dem Jettinger Rathaus abgebaut. Anfang April soll mit den Sanierungsmaßnahmen am Dach begonnen werden.
    Zur Umsiedlung der beiden Störche wurde der Storchenhorst auf dem Jettinger Rathaus abgebaut. Anfang April soll mit den Sanierungsmaßnahmen am Dach begonnen werden. Foto: Jürgen Schenker

    „Eine Dachsanierung und daneben das Storchennest, das würde nicht nur die Störche selbst, sondern vor allem die Aufzucht ihrer Jungen in Gefahr bringen“, betont Bürgermeister Böhm. Bis spätestens Ende Februar habe man eine Lösung finden und diese umsetzen müssen. Andernfalls hätte sich der Beginn der dringend erforderlichen Sanierungsmaßnahmen bis in den Sommer verzögert. Man wäre in Gefahr gelaufen, dass sich diese bis in Wintermonate ziehen könnten.

    Wo sonst der Maibaum steht, wird das Storchennest aufgebaut

    Es folgten Gespräche mit dem Weißstorchexperten Anton Burnhauser. Eine artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung seitens der Regierung von Schwaben für eine Umsiedlung des Storchenpaars lag ebenfalls vor. Dann musste ein adäquater Standort für ein vorübergehendes Nest in entsprechender Höhe sowie in möglichst geringer Entfernung und mit dem Blick zum Rathaus gefunden werden. Es bot sich der Marktplatz an, dort, wo sonst der Maibaum steht. „Der perfekte Platz“, wie Burnhauser bestätigte. Inzwischen steht im Maibaumständer der Mast mit dem Nest – eine nicht nur unkomplizierte und kostengünstige, sondern vor allem eine stabile und sichere Lösung. Schließlich gehe es um das Wohl des Storchenpaars und dem Markt Jettingen-Scheppach liege sehr viel daran, so Bürgermeister Böhm.

    So überleben Störche den bitterkalten Winter:

    Viele Störche verzichten auf den langen Flug nach Afrika und überwintern in Bayern. „Dem Storch als großem Vogel macht die Kälte kaum etwas aus, da er die Wärme wesentlich besser speichern kann als kleine Singvögel, die immer bei uns überwintern“, sagt Weißstorch-Expertin Oda Wieding vom Landesbund für Vogelschutz.

    Wieding geht davon aus, dass etwa 200 Störche während der kalten Jahreszeit im Freistaat bleiben. Selbst mit zweistelligen Minusgraden kämen die Störche gut zurecht. „Die Tiere haben im Laufe der Zeit so ihre Eigenarten entwickelt: Wenn es ihnen an den Füßen zu kalt wird, setzen sie sich auf Kamine oder Straßenlaternen zum Aufwärmen.“

    Befürchtungen, dass überwinternde Störche erfrieren könnten, seien unbegründet. „Wird es wegen zugefrorener Seen und Flüsse für die Tiere zunehmend schwerer, Nahrung zu finden, fliegen die Störche einfach weiter umher“, erläutert die Expertin.

    Anfangs sollte eine Art Haube aus Metallstäben das bisherige Nest nicht mehr nutzbar machen und die beiden Störche zum Umzug in ihr neues Quartier bewegen. Stattdessen wichen diese an den Rand ihres Storchenhorstes aus und ließen sich nicht davon abbringen zu bleiben. Als einzige Möglichkeit blieb, dass die Mitarbeiter des Bauhofs den Horst komplett abbauten.

    Noch ist das Storchenpaar nicht in seine vorübergehende Bleibe eingezogen. Bleibt zu hoffen, dass dies möglichst bald geschieht, und es dann nicht mehr auf dem Rathaus, sondern auf dem Marktplatz klappert. Vielleicht sind die beiden Störche derzeit noch ein bisschen beleidigt. Anfang April wird mit der Dachsanierung begonnen, die Fertigstellung ist für September vorgesehen. Anschließend soll das Storchenpaar wieder zu seinem gewohnten Platz zurückkehren. (AZ)

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