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Interview: Robert Strobel: "Ich hatte nie eingeplant, Bürgermeister zu werden"

Interview

Robert Strobel: "Ich hatte nie eingeplant, Bürgermeister zu werden"

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    Robert Strobel ist seit 2014 Bürgermeister von Ichenhausen.
    Robert Strobel ist seit 2014 Bürgermeister von Ichenhausen. Foto: Bernhard Weizenegger

    Herr Strobel, Sie sind einer von fünf Bürgermeistern, die seit 20 Jahren im Amt sind. Aber Sie sind der einzige, der Chef in zwei verschiedenen Rathäusern war beziehungsweise ist - zwölf Jahre in der Gemeinde Bibertal, seit 2014 in der Stadt Ichenhausen. Was bedeutet Ihnen das?
    ROBERT STROBEL: Wegen den zwei Ämtern bedeuten mir die Zahlen zwölf und acht auch viel mehr als die "runde" Zahl 20. Aber richtig: Zwölf und acht geben auch 20. Eine andere "runde" Zahl ist mir dieses Jahr wichtig: die 30. Meine Frau und ich feiern im September unseren 30. Hochzeitstag. Dass jemand 20 Jahre oder länger den Beruf des Bürgermeisters ausübt, ist übrigens nichts Ungewöhnliches.

    Wie kam es eigentlich, dass Sie 2002 Bürgermeister wurden? Sie waren ja bis dahin Diplom-Verwaltungsfachwirt am Landratsamt in Neu-Ulm.
    STROBEL: Das ist richtig. Ich habe damals in Biberberg bei Pfaffenhofen gewohnt und war politisch ehrenamtlich aktiv im Gemeinderat. Diese Kombination aus Verwaltungsfachmann und politischem Engagement hat wohl den Ausschlag gegeben, dass die Bibertaler CSU mich angesprochen hat, ob ich mir vorstellen könnte, als Bürgermeister zu kandidieren. Bis dahin hatte ich nie eingeplant, Bürgermeister zu werden. Ich war gerne in der Verwaltung tätig und habe Politik als Hobby gesehen. Die Anfrage hat mein Interesse geweckt, meinen erlernten Beruf und die Freude an der Kommunalpolitik im Bürgermeisteramt zu verbinden.

    Wie hat Ihre Familie denn darauf reagiert?
    STROBEL: Meine Frau und ich haben diese Entscheidung gemeinsam getroffen. Es war keine leichte, denn uns war bewusst, dass damit ein Ortswechsel verbunden sein würde. Hätten wir weiterhin im Landkreis Neu-Ulm gewohnt, hätte ich als möglicher Bürgermeister von Bibertal nie die Chance gehabt, in den Günzburger Kreistag gewählt zu werden, um meine Gemeinde bestmöglich zu unterstützen. Für unsere Töchter, eine in der Grundschule, die andere im Kindergarten, lief der Wechsel Gott sei Dank problemlos.

    Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Sitzung, die Sie als Bürgermeister geleitet haben? Wie war das damals für Sie?
    STROBEL: Vieles war neu, aber mir kam zugute, dass mir die Arbeit im Gremium nicht fremd war, da ich die sechs Jahre vorher Mitglied des Marktgemeinderates Pfaffenhofen war. Spannend war die erste Sitzung insofern, weil ich vorgeschlagen hatte, dass die Bibertaler CSU-Fraktion trotz ihrer absoluten Mehrheit die Ämter des Zweiten und Dritten Bürgermeisters den Freien Wählern und der SPD überlässt. Dass ich es mit dem angekündigten "Miteinander" ernst gemeint habe und der Vorschlag auch angenommen wurde, hatten viele bis zuletzt nicht geglaubt.

    Gab es unter den vielen Sitzungen eine, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
    STROBEL: Die Abschluss-Sitzung in Bibertal im April 2014 war sehr emotional. Es war mein Abschied. Gleichzeitig durfte ich an diesem Tag dem langjährigen stellvertretenden Bürgermeister Otto Sailer die Medaille der Gemeinde in Gold verleihen. Er war der erste Bürger, der diese Auszeichnung bekommen hat.

    Sie haben einmal gesagt, dass Sie mit Leib und Seele Bürgermeister von Bibertal seien. Was gab denn 2014 den Ausschlag, für den Posten in Ichenhausen zu kandidieren?
    STROBEL: Ich habe das Angebot von CSU und Freien Wählern, den zwei großen Gruppierungen in Ichenhausen, erhalten, für das Amt zu kandidieren, nachdem Bürgermeister Hans Klement angekündigt hatte, altershalber nicht mehr anzutreten. Zunächst wollte ich fast schon abwinken, denn ich habe meine Arbeit in Bibertal sehr gerne gemacht. Aber ich habe damals, 2013/2014, in die Zukunft gedacht: Wenn ich 2014 für weitere sechs Jahre in Bibertal gewählt werde, dann bin ich bei der darauffolgenden Wahl 2020 bereits 53 und nach meinem Verständnis eher zu alt für eine Kandidatur für ein anderes Amt. Würde ich aber bis zu meinem Ruhestand und damit 30 Jahre lang Bürgermeister in Bibertal bleiben oder vielleicht dann doch noch gerne als Bürgermeister einer größeren Kommune arbeiten wollen? Wollen die Bürger nach 18 oder 24 Jahren nicht ein anderes Gesicht sehen und einen Wechsel? Das waren Fragen, die ich mir stellte. Die Entscheidung fiel mir nicht leicht. Am Ende war es eine Vernunftentscheidung. Und mir wichtig: Als Kreisrat kann ich mich ja auch für Bibertal einsetzen.

    Auch bei den Freien Wählern war die Freude über die Nominierung groß. Das Bild zeigt von links Fritz Prünstner, Robert Strobel, Iris Zimmermann und Franz Zenker.
    Auch bei den Freien Wählern war die Freude über die Nominierung groß. Das Bild zeigt von links Fritz Prünstner, Robert Strobel, Iris Zimmermann und Franz Zenker. Foto: Reinhold Lindner/FW (Archivbild)

    Hat der Überfall auf Sie im Jahr 2012, als Sie vor Ihrem Wohnhaus niedergeschlagen wurden, eine Rolle gespielt?
    STROBEL: Nachdem mich damals so viel Zuspruch und so viele Genesungswünsche erreicht haben, habe ich mich gefragt, ob ich mich überhaupt woanders bewerben darf oder ob es nicht irgendwie ein Verrat an den vielen Bibertalern wäre, die es so gut mit mir meinten. Ich habe mir das eine ganze Zeit lang überlegt und für mich dann beschlossen, die Attacke bei meiner Entscheidung, ob ich kandidieren will oder nicht, außen vor zu lassen. Ansonsten hätte ja letztlich der Täter über meinen Berufsweg entschieden.

    Inwieweit war dieser Vorfall eine Zäsur für Sie und Ihre Familie, aber auch für Ihr Leben als Politiker? Haben Sie nicht daran gedacht, Ihr Amt niederzulegen?
    STROBEL: Es hat mir bewusst gemacht, wie schlagartig sich das Leben massiv negativ verändern kann. Für eine kurze Weile habe ich darüber nachgedacht, ob es notwendig ist, als Bürgermeister aufzuhören, um meine Familie zu schützen. Diese Frage habe ich zusammen mit meiner Frau aber mit "Nein" beantwortet.

    Bürgermeister Robert Strobel in seinem Amtszimmer im Rathaus von Ichenhausen.
    Bürgermeister Robert Strobel in seinem Amtszimmer im Rathaus von Ichenhausen. Foto: Bernhard Weizenegger

    Das Amt eines Bürgermeisters ist sehr fordernd, wie schaffen Sie es denn, dass die Familie nicht zu kurz kommt?
    STROBEL: So wie andere Berufstätige auch, die bis zu 70 Stunden in der Woche arbeiten und das "gebacken" bekommen müssen. Hierzu braucht man nicht zuletzt eine Ehepartnerin, die das akzeptiert und mitträgt. Meine Frau hat dazu in den Jahren der Kindererziehung beruflich zurückgesteckt, wofür ich ihr dankbar bin. Schön ist für uns beide, wenn wir an den Wochenenden Veranstaltungen zum Beispiel der Vereine auch gemeinsam besuchen und so Zeit miteinander verbringen.

    Auf welche Leistung als Bürgermeister sind Sie besonders stolz?
    STROBEL: Auf den Ausbau und die Sanierung der Kindertagesstätten in Ichenhausen für rund sieben Millionen Euro seit drei Jahren. Genügend Plätze und eine gute Betreuungsqualität sind für junge Familien überaus wichtig. Außerdem haben wir in den vergangenen acht Jahren 100 Bauplätze in

    Und was ist mit dem leidigen Thema B16?
    STROBEL: Ich weiß, wie lange solche Verfahren dauern, und habe den nötigen langen Atem für dieses Projekt. Es ist für die künftige Entwicklung der gesamten Stadt Ichenhausen von entscheidender Bedeutung.

    Es gibt immer wieder Gerüchte, dass Sie höhere Ämter anstreben, möglicherweise sogar den Posten eines Landtagsabgeordneten ...
    STROBEL: Ich strebe nichts anderes an, als Bürgermeister zu sein. Und diese Arbeit möchte ich in Ichenhausen leisten. Ich werde mich für keinen anderen Posten bewerben.

    Zur Person

    Robert Strobel, 55, wurde in Ichenhausen geboren. Der gelernte Diplom-Verwaltungswirt arbeitete von 1991 bis 2002 beim Landratsamt Neu-Ulm. Von 2002 bis 2014 war er Bürgermeister in der Gemeinde Bibertal. Dann bewarb er sich um das Amt in Ichenhausen und wurde mit 92 Prozent der Stimmen zum Nachfolger des langjährigen Bürgermeisters Hans Klement gewählt.

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