Die Eisbären haben zum Abschluss der Bayernliga-Aufstiegsrunde ein gutes Eishockey-Spiel geboten und einen 9:4-Heimsieg gegen den ERC Lechbruck gefeiert. Was nehmen Sie als Vorsitzender des ESV Burgau aus dieser Begegnung mit, Herr Gebauer?
Werner Gebauer: Wir waren ja wieder bloß zwölf Feldspieler, wie bereits zwei Tage zuvor in Fürstenfeldbruck. Und dennoch bestand etwa ab Mitte des zweiten Drittels kaum noch ein Zweifel, dass wir gewinnen würden. Unser Sieg geht auch völlig in Ordnung. Es wäre sogar mehr drin gewesen. Wir haben, glaube ich, zweimal an die Stange geschossen. Insgesamt war es ein schöner Saisonabschluss und ein paar Spieler – namentlich möchte ich David Zachar, David Ballner und Zach Erhardt nennen – haben auch noch einmal gezeigt, was sie können.
Werner Gebauer: "Kein Freundschaftsspiel"
Haben die Kontrahenten die Sache überhaupt richtig ernst genommen? Immerhin war der Express Richtung Bayernliga für beide Teams schon zuvor aus dem Bahnhof gerauscht.
Gebauer: Es war definitiv kein Freundschaftsspiel, falls Sie das meinen. Und Lechbruck war auch nicht schlecht. Sagen wir es so: Jeder hat das Spiel ernst genommen, es gab ja auch ein paar Strafzeiten, aber es wurde natürlich kein großes Verletzungsrisiko mehr eingegangen.
Sehr gutes Verhältnis zu den Fans
Die Mannschaft hat hinterher noch lange mit den Fans gefeiert.
Gebauer: Unsere Spieler wollten sich mit einem Sieg vom Publikum verabschieden. Das Verhältnis zwischen der Mannschaft und den Fans ist wirklich sehr gut.
Apropos Fans: Wie haben sich die Besucherzahlen in dieser von der Corona-Pandemie so stark beeinflussten Spielzeit entwickelt?
Gebauer: Sie sind natürlich runter gegangen. Aber das war nicht nur bei uns so. Die Gründe sind vermutlich nicht nur bei Corona zu suchen. Aber ja: Manchen ist wegen der staatlichen Auflagen der Aufwand zu groß, ins Eisstadion zu kommen. Andere wollen keine Maske tragen.
Und wie macht sich das in der Vereinskasse bemerkbar?
Gebauer: Das hat natürlich finanzielle Auswirkungen. Aber wir kommen mit einem blauen Auge davon, weil wir vernünftig gewirtschaftet haben. Wahrscheinlich bekommen wir gerade so eine schwarze Null hin. Wobei das abschließend noch nicht zu sagen ist.
Sportlich wurde das Saisonziel Teilnahme an der Aufstiegsrunde erreicht. Darüber hinaus ging allerdings nichts mehr.
Gebauer: Wir sind zufrieden mit dem Erreichen der Aufstiegsrunde und wir hätten sie wohl auch ein bisschen besser als auf Platz vier beendet, wenn Corona nicht so zugeschlagen hätte in unserem Kader.
Für den Aufstieg "muss man Geduld haben"
Trotzdem: Was fehlt den Eisbären, um ernsthafte Anwärter für die Bayernliga zu werden? Und kommt man diesem Status in der kommenden Runde vielleicht etwas näher?
Gebauer: Mittelfristig streben wir das an. Der Aufstieg ist aber ganz bewusst mittelfristig ein Ziel. Dafür muss vernünftig geplant und aufgebaut sein. Du brauchst zum Beispiel vorher schon die entsprechende Mannschaft. Das wollen wir mit ein paar neuen, jungen Spielern erreichen. Es wird dann Aufgabe des Trainers sein, diese Leute solide weiterzubringen. Dafür muss man einem Trainer und einer Mannschaft auch Zeit geben. Dafür muss man Geduld haben.
Sie sprechen vom Trainer – der wird nach unseren Informationen nicht mehr Stefan Roth heißen. Stimmt es, dass er seinen Abschied angekündigt hat?
Gebauer: Ja. Und das allein aus zeitlichen Gründen. Er wohnt in Peißenberg. Das sind nach Burgau 260 Kilometer hin und zurück, eineinviertel Stunden pro Strecke. Für jedes Training, für jedes Spiel. Das macht 1000 Kilometer pro Woche. Da wird fast jedes Auswärtsspiel zum Heimspiel für ihn. Das hat er und das haben wir wohl unterschätzt. Wir waren sehr zufrieden mit Stefan Roth und hätten gerne mit ihm weitergemacht. Aber wir verstehen seine Entscheidung. Ich hatte sie, ehrlich gesagt, auch schon befürchtet.
Gibt es bereits ernsthafte Kandidaten für eine Nachfolge?
Gebauer: Nein. Wir fangen jetzt an, uns umzuschauen. Das geht auch gar nicht anders. Ich muss das Saisonende abwarten.
Hoffnung auf eine Rückkehr von Zach Erhardt
Und wie sieht es mit Spielern aus? Mit diesen jungen Talenten, von denen Sie sprechen?
Gebauer: Dazu kann ich noch nichts Konkretes sagen. Es gibt immerhin keinen, der geäußert hätte, dass er den Verein verlassen will. Allerdings: Zach Erhardt hat sich fürs Erste verabschiedet, reist wohl ein wenig durch Europa und geht dann zurück nach Kanada, so viel ich weiß. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass er zur neuen Saison zurückkommt. Ihm hat es hier gut gefallen und er ist auch total beliebt in der Mannschaft. Torhüterin Franziska Albl und Verteidiger Mantas Stankius versuchen natürlich, etwas Höherklassiges zu kriegen. Das ist verständlich. Aber es ist auch nicht so einfach. Und beide fühlen sich ebenfalls sauwohl bei uns.
Sie sind jetzt 66 Jahre alt. Vor der nun beendeten Spielzeit hatten Sie angekündigt, sich aus dem Eishockey-Tagesgeschäft weitgehend zurückzuziehen. Präsident des Vereins sind Sie aber geblieben, wurden erst im September 2021 wiedergewählt. Ist dieses Modell das Richtige für Sie?
Gebauer: Absolut. Ich bleibe auch im Eishockey mit hauptverantwortlich, wenn es um die Stadt Burgau, den Bayerischen Eissport-Verband, Spieler- und Trainerverpflichtungen geht. Ich mache nur dieses Tagesgeschäft nicht mehr; Spielberichtsbögen schreiben, Eiszeiten organisieren und dergleichen. Wobei ich gerne einspringe, wenn meine Hilfe gebraucht wird – aber nicht immer.
So haben sie gespielt
ESV Burgau – ERC Lechbruck 9:4 (3:2, 4:1, 2:1)
Tore 0:1 Köpf (10.), 1:1 Zachar (11.), 2:1 Zachar (11.), 2:2 Völk (15.), 3:2 Makovics (16.), 4:2 Zachar (29.), 5:2 Erhardt (31.), 6:2 Ballner (36.), 6:3 Dubitzky (40.), 7:3 Makovics (40.), 8:3 Makovics (55.), 8:4 Völk (58.), 9:4 Erhardt (59.)
Strafen Burgau 20 Minuten, Lechbruck 20 Minuten
Zuschauer 320