Wie so oft im Leben sind Zufall und Einfallsreichtum die Initialzündung für die Realisierung einer Vision und damit die Grundlage für das Schaffen einer zukunftsweisenden Institution. Ein Musterbeispiel dafür ist das Bayerische Schulmuseum in Ichenhausen, das am vergangenen Wochenende sein 40-jähriges Bestehen gefeiert hat. Das Museum, das zu je einem Drittel vom Bezirk Schwaben, dem Landkreis und der Stadt Ichenhausen finanziert wird, empfängt inzwischen etwa 14.000 Besucher pro Jahr.
Vor knapp einem halben Jahrhundert war es eine Banalität, die den Nürnberger Professor Max Liedtke dazu veranlasste mit der Sammlung von alten Schulmaterialien zu beginnen. Damals versuchte er vergeblich, eine Schiefertafel und einen Griffel zur Veranschaulichung eines Themenbereiches in einer Vorlesung zu kaufen. Daraus entwickelte er die Idee, die während des Krieges verloren gegangene Tradition eines Bayerischen Schulmuseums wiederzubeleben. Der damalige Kultusminister Professor Hans Maier ließ sich von der Vision überzeugen und gab den Auftrag dafür. Nach einer längeren Planungsphase wurde dieses am 16. Juli 1984 in der Heimatstadt des Kultusministers im Unteren Schloss in Ichenhausen eingeweiht.
Schulmuseum Ichenhausen ist praktisch „aus dem Nichts“ entstanden
Dass aus dieser „creatio ex nihilo“, wie Liedtke es titulierte, also praktisch aus dem Nichts, ein sehr gut besuchtes Schulmuseum entstehen würde, ist dem Einsatz derer zu verdanken, die sich hauptamtlich oder im Ehrenamt für das Museum engagierten. Der Generaldirektor des Bayerischen Nationalmuseums Dr. Frank Kammel würdigte dieses Engagement mit dem Hinweis, dass Ichenhausen zu den ältesten Zweigmuseen des Nationalmuseums gehöre, die heute noch existierten. „Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern das Durchhalten“ – mit diesem Zitat von Katharina von Siena unterstrich er die Leistung von Johanna Haug und ihrem Team, die ein wahres Feuerwerk an Aktionen initiiert habe, um das Museum zu beleben und noch bekannter zu machen. Hocherfreut wurde seine Ankündigung von allen Beteiligten zur Kenntnis genommen, dass aus dem Bundesförderprogramm für nationale Kultureinrichtungen ein sechsstelliger Betrag für die Neuaufstellung der jüdischen Schulgeschichte zur Verfügung gestellt werden kann. Die Bedeutung der Schule als die am stärksten prägende Kraft im ersten Lebensdrittel des Menschen betonte der inzwischen 93-jährige ehemalige Kultusminister und Ehrenbürger der Stadt Ichenhausen Professor Hans Maier und brachte seine Freude zum Ausdruck, dass das Schulmuseum zu einem wichtigen und weithin bekannten Ort geworden sei.
Johanna Haug würdigte in einem Lichtbildervortrag die Verdienste der Menschen, die seit der Gründung des Museums sich in beispielgebender Weise und mit viel Leidenschaft eingebracht haben. Die Leiterin des Museums, die alle Gäste des Museums als Experten bezeichnete, da ja alle einen sehr persönlichen Berührungspunkt zur Schule hätten, hat viele Pläne für die Zukunft. Nach dem großen Erfolg der Dokumentationen über das jüdische Schulmädchen Anneliese Erlanger und ihre Tagebucheinträge möchte sie weiter den Weg in Richtung Demokratiebildung einschlagen und hat bereits eine vom Anne-Frank-Museum in Berlin zusammengestellte Ausstellung „Deine Anne“ im Fokus für den kommenden Herbst, von der sie sich eine große Resonanz verspricht.
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