Gute fünf Wochen sind es noch bis zum Start in die Freibadsaison. Bis dahin soll im Nichtschwimmer- und Planschbecken noch einiges repariert werden - allerdings auch nur das Allernötigste. In der Bau- und Umweltausschuss-Sitzung im Februar hatten die Mitglieder beschlossen, heuer nur 17.000 Euro zu investieren. Mehr lässt die Finanzlage nicht zu. In der jüngsten Stadtratssitzung mussten die Räte darüber entscheiden, wie es ab Herbst im Freibad weitergeht und ob dann im großen Stil saniert werden soll. Zuletzt machten Zahlen zwischen 74.000 und 800.000 Euro die Runde.
Um das städtische Freibad ist es nicht mehr ganz so gut bestellt. Wie Fachplaner Walter Spleis in seiner Präsentation zeigte, ist die Folie im Nichtschwimmerbecken verschlissen, im 18 Quadratmeter großen Planschbecken ist der Untergrund marode, in beiden Bereichen ist die Badewassertechnik veraltet. Bis zum Start im Mai sollen Nichtschwimmer- und Planschbecken mit einer neuen Folie ausgekleidet werden, außerdem wird das System der Beckenentleerung und -absaugung saniert. Die Stadt rechnet mit Gesamtkosten von etwa 17.000 Euro.
Vor der Badesaison 2023 wird das alte Planschbecken im Freibad Ichenhausen herausgerissen
Doch bei der Stadt waren sich alle längst bewusst, dass es damit nicht getan ist. Nachdem zuletzt immer mal wieder hier und dort im kleinen Stil saniert wurde, braucht das in die Jahre gekommene Bad eine größere Überholung. Möglichkeiten gibt es einige. Die teuerste - eine Vollsanierung des Nichtschwimmerbeckens mit Edelstahlbecken, Überlaufrinne und neuer Badewassertechnik sowie im selben Aufwasch ein Edelstahl-Planschbecken würde knapp 800.000 Euro kosten. "Natürlich könnten wir uns für die große Lösung entscheiden, aber das entspricht nicht unserer Finanzkraft", betonte Bürgermeister Robert Strobel. Im Bewusstsein, dass die Finanzlage nicht mehr zulässt, entschied sich der Stadtrat einstimmig für eine günstigere Variante.
Und die sieht so aus: Vor der Badesaison 2023 wird das alte Planschbecken herausgerissen und durch eines aus Edelstahl ersetzt. Auch die Wassertechnik wird neu angelegt, insgesamt kommt das auf ungefähr 136.000 Euro. Das Nichtschwimmerbecken soll hingegen nicht komplett erneuert, sondern lediglich mit neuer Folien ausgekleidet werden. Zusätzlich werden die Beckenanschlüsse saniert. Die Kosten hierfür belaufen sich auf etwa 100.000 Euro.
Stadtbadreferent Heinrich Welscher (CSU) machte keinen Hehl daraus, dass ihm eine große Lösung für das Nichtschwimmerbecken deutlich lieber gewesen wäre. "Aber wir können nicht mehr Geld ausgeben als wir haben." Es sei richtig, dass die Stadt zeitlich so vorgehe und erst 2023 die größeren Reparaturen in Angriff nehme. Christian Gorzitze (Freie Wählervereinigung) stimmte zwar für den Vorschlag, fand aber die vorgelegten Pläne für das neue Planschbecken nicht berauschend. Es sei aus seiner Sicht leider viel Geld "für wenig Pfiff". Bürgermeister Strobel meinte daraufhin, dass der Planer ja nicht das letzte Wort haben müsse und es sicher noch andere Lösungen gebe. Der Planer bekam deshalb den Auftrag mit auf den Weg, eine Alternative vorzulegen.
Vorschläge der LIB/Grünen lehnt der Stadtrat Ichenhausen ab
Zwei Vorschläge, die die Fraktion der LIB/Grünen im Vorfeld eingebracht hatte, lehnten die Räte einstimmig ab. Die Fraktion hatte ins Spiel gebracht, für das Nichtschwimmerbecken Wasser aus der Günz zu entnehmen. Das Ingenieurbüro trat dem jedoch vehement entgegen, da der Kostenaufwand für eine entsprechende Aufbereitung und Beheizung dieses Wassers aus ökologischer und wirtschaftlicher Sicht nicht sinnvoll sei. Von der zweiten Forderung der Grünen, auf Eintrittsgelder zu verzichten, riet die Stadt dringend ab. Die Eintrittspreise sind laut Strobel ohnehin moderat. Würden diese komplett wegfallen, würden der Stadt nicht nur Einnahmen im Bereich zwischen 10.000 und 15.000 Euro entgehen.
Sie würde vor allem ihre Vorsteuerabzugsberechtigung verlieren. Zum Hintergrund: Im Jahr 2020 hatte die Stadt beim Finanzamt Neu-Ulm für den Betrieb des Freibads Ichenhausen einen Antrag auf Behandlung als Betrieb gewerblicher Art gestellt. Bei einem Verzicht auf die Eintrittsgebühren und einem Wegfall der Absicht, Einnahmen zu erzielen, würde das Freibad nicht mehr als Betrieb gewerblicher Art gelten. Neben dem Verlust des Vorsteuerabzugs änderten sich die Verhältnisse und bereits gezogene Vorsteuern des Anlagevermögens müssten entsprechend korrigiert werden. Auch Stadtrat Christian Gorzitze, selbst Steuerberater, appellierte daran, bloß nicht an diesem Status zu rütteln und auf Einnahmen zu verzichten. Sein Auftritt war so überzeugend, dass die Grünen von ihrem Antrag abrückten und bei der Beschlussfassung wie alle anderen Räte dafür plädierten, weiterhin Eintrittsgelder zu erheben.