Der Familienstützpunkt in Ichenhausen hatte nach der Coronakrise gerade wieder Fahrt aufgenommen. Sozialpädagogin Anne Jäger, die im Herbst 2021 neu dazugestoßen war, hat der Einrichtung, die in erster Linie Angebote der Familienbildung, -freizeit und -erholung sowie Beratung in seinem Portfolio hat, Leben eingehaucht. Doch die junge Frau hat Ichenhausen schon wieder verlassen, die Stelle ist derzeit unbesetzt. Vermutlich erst im Oktober kehrt die in Elternzeit weilende Vorgängerin zurück. Wie die Mitglieder des Stadtrats in der jüngsten Sitzung erfuhren, sei es schwierig, für die auf wenige Monate befristete Stelle einen Ersatz zu finden.
Der Familienstützpunkt musste in den vergangenen Jahren mehrere Krisen überstehen. Zusätzlich zur Coronapandemie mit Lockdown-Maßnahmen und Kontaktbeschränkungen sorgte ein Brand am Familienstützpunkt für Unruhe. Danach hatten vermutlich viele nicht mehr auf dem Schirm, wer und was sich überhaupt dahinter verbirgt. Das änderte sich im Herbst 2021, als Anne Jäger ihre in Elternzeit weilende Vorgängerin vertrat und ab diesem Zeitpunkt 15 Stunden in der Woche im Einsatz war. Die Sozialpädagogin versuchte mit neuen Angeboten, den Familienstützpunkt wieder positiv ins Bewusstsein der Menschen zu bringen.
Familienstützpunkt berät vor allem Hilfe suchende Frauen
Das sei auch durchaus gelungen, erklärte Jasmin Mader, Koordinatorin der Familienstützpunkte im Landkreis Günzburg, in der jüngsten Stadtratssitzung. Sie präsentierte den Jahresbericht aus Ichenhausen. Im Jahr 2023 fanden laut Mader 33 Beratungskontakte statt. Die Beratung der Hilfesuchenden erfolgt überwiegend per E-Mail oder telefonisch. Hauptsächlich nutzten Frauen das Angebot, knapp über die Hälfte der Ratsuchenden hätten Migrationshintergrund. Die Schwerpunktthemen umfassten den Bereich Schriftverkehr und Anträge, die Weitervermittlung an andere Stellen sowie Fragen in den Bereichen Schwangerschaft und Geburt.
Die Erfahrungen während der Pandemie hätten gezeigt, dass insbesondere die Familienbildung von digitalen Angeboten profitiert. Daher standen auch 2023 einige Online-Vorträge auf dem Programm. Insbesondere die Reihe zum Thema Pubertät als Kooperationsprojekt mit allen sechs Familienstützpunkten im Landkreis sei auf große Resonanz gestoßen. Highlight laut Mader waren die 14 Veranstaltungen in Präsenz der Bildungsreihe "Familie in Fahrt", zwei davon fanden in Ichenhausen statt. Regen Zulauf habe auch das Babycafé erfahren, das einmal monatlich als offener, niederschwelliger Treff für junge Eltern gedacht ist.
Stelle für Familienstützpunkt ist ausgeschrieben
Da es momentan keine Stützpunktleitung in Ichenhausen gibt, wurden für 2024 vorerst keine Veranstaltungen organisiert. Das Projekt "Familie in Fahrt" soll im Frühjahr wieder angeboten werden, drei Veranstaltungen, die seitens des Stützpunkts Ichenhausen geplant worden waren, könnten laut Jasmin Mader von Kooperationen übernommen werden. Doch wie geht es in Ichenhausen jetzt weiter? Bürgermeister Robert Strobel bedauerte, dass Anne Jäger dem Familienstützpunkt nicht mehr zur Verfügung steht, "wir haben sie ungern ziehen lassen". Leider sei es nicht gelungen, die Stelle nachzubesetzen.
Der Geschäftsführer von Pro Arbeit, Robert Kailbach, erklärte gegenüber dem Stadtrat, dass auf allen möglichen Portalen die Stelle ausgeschrieben sei und sich auch einige Interessenten gemeldet hätten. Da die Position jedoch auf wenige Monate befristet sei, hätte es wohl potenzielle Kandidaten abgeschreckt. "Es ist unwahrscheinlich, dass wir es jetzt noch schaffen, die Stelle zu besetzen", teilte er mit. Nach jetzigem Stand kehrt die bisherige Leiterin im Oktober aus der Elternzeit zurück.