„Seit Fünfazwanzg Jahur dia dau, die dau immer sitzat!“ Dieser Spruch prangt in schwarzen Lettern unübersehbar über der Bühne der Theaterfreunde Hochwang im Schützenheim und verrät: Hier gibt es ein Jubiläum zu feiern. Seit 1995 bringt der Verein jedes Jahr, mit Ausnahme der Coronazeit, ein amüsantes Stück zur Aufführung und begeistert damit die Zuschauerinnen und Zuschauer. Auch bei der Premiere von „Im Schrank ist der Teufel los“ bleibt im voll besetzten Saal kein Auge trocken. Kein Wunder, bedient das ländliche Lustspiel in drei Akten von Andrea Döring doch allerlei Klischees – vom betrunkenen Dauergast im Wirtshaus über den simulierenden Ehemann, der sich vor der Arbeit drückt, bis hin zum „Ossi-Vater“, der dialektgetreu von der alten Heimat erzählt sowie mit derben Sprüchen und Sticheleien seinen Sohn auf Trab hält.
Dreh- und Angelpunkt des Schauspiels ist das Hinterzimmer der Wirtsstube von Wirt Werner und seiner Frau Karin, die vor allem den Haushalt schmeißt und sich in jeglicher Hinsicht mehr Unterstützung von ihrem hypochondrisch veranlagten Ehemann wünscht. Der aber zeigt täglich neue Symptome, die ihm die Arbeit unmöglich machen und für die er sich Inspiration in seinem Gesundheitsbuch holt. „Kopfschmerzen können vielfältige Ursachen haben“, liest er laut vor und probiert die Krankheit gleich mal aus. Mit seinem Freund Robert hat er beste Unterstützung. Der will zwar eigentlich nur einen Krankenbesuch abstatten, steckt sich dann aber selbst mit Kopfschmerzen an. Ihm kommt das ganz gelegen, hat er doch auf den sechswöchigen Besuch des Schweizer Onkels seiner Frau Birgit so gar keine Lust.
Wie gut, dass es Bedienung Silke gibt, die tatkräftig anpackt und allein mit der Bewirtung der Stammgäste Harald und dem immer durstigen Gustav – „Silke, no‘ a Bier“ – alle Hände voll zu tun hat. Immerhin bringt Charly seinen grünen Smoothie selbst mit. Lediglich die Disziplin von Magd Elli, die sich in ihrer Pause gerne eine oder mehrere Flaschen Bier gönnt, lässt nach dem Geschmack der Wirtsleute zu wünschen übrig. Deswegen legt Elli großen Wert darauf, in ihren Pausen nicht gesehen zu werden. Wenn nötig, verschwindet sie dafür kurzerhand im Schrank. Dieser birgt noch so manche Überraschungen, die Werner und Robert fast zur Verzweiflung bringen. Da kann auch Handwerker Jochen nicht helfen. Elli, Werners Vater Richard, den sein nichtsnutziger Sohn auf die Palme bringt, die Stammgäste und sogar Birgits Onkel Karl verschwinden einfach in dem Schrank oder tauchen dort plötzlich wieder auf. Und zu allem Überfluss „geht auch noch der alte Koffer auf dem Schrank auf und zu, und ruft: huhu.“
Wird die singende Schwiegermutter Wirt Werner heilen?
Werner und Robert sind überzeugt: „Der Kasten ist verhext.“ Oder spielen ihnen die Sinne einen Streich? Leiden sie möglicherweise an einer Nervenentzündung im Hirn? Wenigstens kümmern sich ihre Frauen und Karin, die mit dem Onkel zuvor einen trügerischen Plan ausgeheckt haben, abwechselnd rührend um die Patienten. Vor allem Werner weiß zwar nicht, ob ihm das geheuer ist, schließlich hat früher niemand seine Krankheiten ernst genommen. Aber solang es hilft, trinkt der Wirt brav literweise Kamillentee. Seine Schrank-Halluzinationen scheint der jedoch auch nicht zu lindern. Die Situation spitzt sich gar so weit zu, dass er verspricht: „Wenn da jetzt meine Schwiegermutter im Schrank steht und ein Lied singt, dann bin ich für immer geheilt.“
Georg Kiehbacher als Wirt Werner schafft es, mit seiner übertriebenen Jammerei und der in Selbstmitleid zerfließenden Darstellung, das Publikum zu lautstarkem Lachen zu bringen. Peter Persch amüsiert in der Rolle des Vaters mit ostdeutschem Dialekt und rauen Sprüchen, die unter die Gürtellinie gehen. Auch Claudia Fahrenschon als tüchtige Hausfrau Karin erntet Applaus, wenn sie Klischees bedient, indem sie etwa erklärt, dass Männer nur eine Sache machen können. Markus Eberle punktet in seiner zwiegespaltenen Rolle des Robert und Witzen wie: „Warum eine Frau nicht gleichzeitig hübsch und intelligent sein kann? Dann wär es ein Mann.“
Nach der Aufführung holt Bruno Angermeyer vom Schützenverein Fortuna Hochwang die Theaterspielerinnen und -Spieler der allerersten Aufführung von 1995 auf die Bühne und teilt Erinnerungen an frühere Produktionen mit dem Publikum. Schließlich besinnt sich auch der erfahrene Schauspieler und Bühnenbildner Peter Persch auf die Anfänge: „Als wir den Verein gegründet haben, wusste keiner, wie lange das alles geht.“ Das ist jetzt 25 Jahre her.
Die Darstellerinnen und Darsteller
Werner: Georg Kiehbacher Karin: Claudia Fahrenschon Richard: Peter Persch Elli: Ramona Persch Robert: Markus Eberle Birgit: Yvonne Rotter Silke: Sabine Marek Jochen: Leon Rotter Harald: Matthias Rotter Charly: Sven Rotter Gustav: Patrick Persch Karl: Dominik Adomeit Weitere Aufführungen von „Im Schrank ist der Teufel los“ im Schützenheim Hochwang sind am Freitag, 22. November, und Samstag, 23. November, jeweils um 19.30 Uhr (Einlass ab 18.30 Uhr).
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