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Handball: Wie Jürgen und Peter Kees über den Frauenhandball im VfL Günzburg denken

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Wie Jürgen und Peter Kees über den Frauenhandball im VfL Günzburg denken

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    Als Trainer des VfL Günzburg prägten Peter und Jürgen Kees eine Ära im weiblichen Handball. Nun hören sie auf – und sind damit Teil eines gewaltigen Umbruchs.
    Als Trainer des VfL Günzburg prägten Peter und Jürgen Kees eine Ära im weiblichen Handball. Nun hören sie auf – und sind damit Teil eines gewaltigen Umbruchs. Foto: Ernst Mayer

    Sie beide stehen als langjährige Trainer für eine nun zu Ende gehende Ära im Günzburger Frauenhandball. Ihren Rückzug zum Saisonende hatten Sie schon vor geraumer Zeit vermeldet, die Spielerinnen verabschieden sich jetzt mit dem Klassenerhalt freiwillig aus der Bayernliga, demnächst stehen massive Umwälzungen in der Sparte an. Doch während die Mädels erkennbar angefasst sind, wirken Sie zumindest nach außen hin cool. Wie schaut’s innendrin aus, Jürgen Kees?

    Jürgen Kees: Es ist auch für uns beide ein trauriger Tag. Dass da jetzt so plötzlich alles zusammenbricht, ist natürlich hart. Aber für diesen Anlass war der jüngste Heimsieg und der damit verbundene Klassenerhalt der perfekte Abschluss. Schöner hätte das Spiel nicht laufen können. Natürlich ist das emotional, das wussten wir. Einige ehemalige Spielerinnen sind da gewesen, zum Beispiel Svenja Engelmann oder Lena Götz. Aber das ist das Leben.

    Peter Kees: "Viel Zeit in diese Mannschaft gesteckt"

    Teilen Sie diese Gedanken, Peter Kees?

    Peter Kees: Klar, das ist definitiv so. Wir beide haben sehr lange relativ viel Zeit in diese Mannschaft gesteckt. Es sind, glaube ich, sieben oder acht Jahre. Und es hat Spaß gemacht.

    Totales Engagement: Die Trainer Peter Kees (links) und Jürgen Kees während des Spiels der Frauen-Bayernliga zwischen dem VfL Günzburg und dem TSV Winkelhaid.
    Totales Engagement: Die Trainer Peter Kees (links) und Jürgen Kees während des Spiels der Frauen-Bayernliga zwischen dem VfL Günzburg und dem TSV Winkelhaid. Foto: Radoslaw Polizio

    Beim abschließenden Heimspiel fanden ungewöhnlich viele Fans den Weg in die Rebayhalle. Atmosphärisch stark vertreten waren unter anderem die Männer aus dem Bayernliga-Team des Vereins. Ein Wort zum Support?

    Peter Kees: Das war echt gut. Die Fans haben Stimmung gemacht, sie haben honoriert, was wir in den vergangenen Jahren geleistet haben. Das fand ich sehr positiv – und die Mädels auch.

    Von außen wirken die jüngsten Entwicklungen wie ein Dominoeffekt; als hätte der Stups an den ersten Stein ruckzuck eine Kettenreaktion ausgelöst.

    Peter Kees: Es hat sich alles tatsächlich kurzfristig ergeben. Das war schon erst mal ein Schock. Aber wenn man es im Nachhinein nüchtern betrachtet, war es nur noch eine Frage der Zeit. Wir hatten in der zurückliegenden Saison ja schon ähnliche Personalprobleme. Schade, dass es jetzt so schnell gegangen ist.

    Der Fokus lag mehr auf den Männern

    Hat man abteilungs- oder vereinsintern die sich abzeichnende Entwicklung unterschätzt?

    Peter Kees: Ich bin nicht der Meinung, dass man abteilungsintern einen Fehler gemacht hat. Die Sache ist die: Wenn wir mal die erste Männermannschaft rausnehmen, machen das die meisten Leute hier beim VfL Günzburg ehrenamtlich. Und diese Leute brauchst du. Man kann von außen immer zur Abteilung sagen: Kümmere dich mehr um den Damenhandball. Aber du brauchst dort halt einen, der das auch macht. 

    Jürgen Kees: Man muss kritisch sagen, dass der Fokus in den vergangenen Jahren schon eher auf den Männern lag. Die Frauen wurden da ein bisschen vernachlässigt. Was jetzt passiert, ist ein bisschen die Konsequenz daraus.

    Sprechen Sie damit auch das Finanzielle an?

    Jürgen Kees: Nicht unbedingt. Aber was die Jugendarbeit angeht, zum Beispiel. Es gibt bei uns auch keinen Sportlichen Leiter für die Damen. Mit dem Wegfall von Wolfgang Behm hatte sich da keiner mehr wirklich drum gekümmert.

    Peter Kees: Hätten wir im laufenden Spieljahr so einen Menschen gehabt, wäre es vielleicht nicht so weit gekommen.

    Jürgen Kees: "Zu wenige Leute für die Landesliga"

    Sie beide sind natürlich in die Planungen für die Zukunft eingebunden. Die Fans interessiert unter anderem brennend, wie weit es nach unten geht. Das Thema Neustart in der Landesliga scheint dem Vernehmen nach keine ernsthafte Option zu sein.

    Jürgen Kees: Ja, es sind einfach zu wenige Leute für die Landesliga. Es bleiben wohl nur vier oder fünf Feldspielerinnen aus dem Bayernliga-Kader übrig. Kathrin Stern, Gracia Abmayr, Carla Pfetsch und Hannah Sperandio fallen mir spontan ein. Lena Groll bleibt auch. Um diese Sportlerinnen herum müssen wir aufbauen.

    Und wie sieht es strukturell aus?

    Jürgen Kees: Wir müssen beim Wiederaufbau unten anfangen, in der weiblichen Jugend. So, wie wir selbst es damals mit diesem 2000er-Baujahr gemacht haben, der jetzt in der Frauen-Bayernliga spielte. Peter und ich haben diesen Jahrgang ja in der B-Jugend übernommen.

    Auch ein Trainer fehlt bislang. Der öffentlich bereits als Ihr Nachfolger vorgestellte Lutz Augner ist aufgrund der aktuellen Geschehnisse raus.

    Jürgen Kees: Das ist richtig. Wir suchen. Und es gibt derzeit einen Kandidaten, der sich die Sache überlegt. Aber wir wissen ja zum Beispiel noch nicht, in welcher Liga es weitergeht, ob wir zwei Damenmannschaften stellen können und so weiter.

    Es geht auch ums Drumherum

    Täuscht der Eindruck – oder ist tatsächlich noch sehr viel im Unklaren?

    Jürgen Kees: Es geht ja auch um sehr viel und es ist nicht immer nur die Spielklasse entscheidend. Es geht ums Vereinsleben, darum, dass du eine funktionierende Mannschaft kreierst, ums Dabeisein und ums Helfen – bei Jugendturnieren und anderen Geschichten, die alle im Hintergrund laufen. Schaun mer mal, es werden noch spannende Tage.

    Liegt es zum Teil an der Region? In Ballungszentren wäre es vermutlich ein Leichtes, genügend Spielerinnen zu rekrutieren. Zumal der VfL Günzburg als Traditionsverein ja eine gewisse Sogwirkung hat.

    Peter Kees: In einem anderen Raum ginge es tatsächlich wahrscheinlich anders. Aber hier ist es halt echt schwierig handballtechnisch.

    Die Spielgemeinschaft als Modell der Zukunft?

    Wenn die Handball-Region so dünn besetzt ist: Der TSV Niederraunau hat ja gerade im weiblichen Bereich ein bemerkenswertes Aufbauprogramm gestartet und erntet auch schon die ersten Früchte. Ist da eventuell an ein Kooperationsmodell oder gar eine Spielgemeinschaft zu denken?

    Peter Kees: Das machen viele Vereine und darüber muss man wahrscheinlich in der heutigen Zeit nachdenken. Wir haben das schon mal gemacht – da stand allerdings der Name TV Gundelfingen im Raum. Wir hatten einfach mitbekommen, dass die im Damenbereich ganz ähnliche Probleme haben. Nur: Das ist nicht ganz so einfach. Dann heißt es SG. Dann ist die Frage: Unter welchem Namen spielst du? Machst Du es komplett oder nur im weiblichen Bereich oder nur in der Jugend? Es gab Gespräche, aber man wurde sich nicht einig. Aber auf lange Frist gesehen werden wir hier in der Region um diese Frage nicht herumkommen.

    Ansprache während einer Auszeit im Bayernliga-Heimspiel gegen Laim: In wenigen Sätzen vermittelt Peter Kees seinen Spielerinnen ein neues Konzept.
    Ansprache während einer Auszeit im Bayernliga-Heimspiel gegen Laim: In wenigen Sätzen vermittelt Peter Kees seinen Spielerinnen ein neues Konzept. Foto: Ernst Mayer

    Einmal noch treten Ihre Handballerinnen in der Bayernliga an. Am Samstag, 13. Mai, geht es nach Würzburg an das Flüsschen Pleichach. Für beide Teams steht sportlich nichts mehr auf dem Spiel. Was ist geplant?

    Jürgen Kees: Wir fahren mit dem großen Bus hin, geben noch mal unser Bestes und machen dann eine große Abschiedsparty.

    Das abschließende Spiel

    Anpfiff zum Saisonabschluss in der Bayernliga-Abstiegsrunde ist am Samstag, 13. Mai, um 17.30 Uhr. Die Handballerinnen des VfL Günzburg treten dann bei der HSG Pleichach an.

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