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Interview: Die Handballer des VfL Günzburg wollen zurück in die 3. Liga

Interview

Die Handballer des VfL Günzburg wollen zurück in die 3. Liga

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    Trainer Stephan Hofmeister freut sich, dass er in der Bayernliga-Runde 23/24 auf (von links) Leo Spengler, Gabriel Scholz, Julian Lohner, Kilian Weigl und Beni Telalovic bauen kann.
    Trainer Stephan Hofmeister freut sich, dass er in der Bayernliga-Runde 23/24 auf (von links) Leo Spengler, Gabriel Scholz, Julian Lohner, Kilian Weigl und Beni Telalovic bauen kann. Foto: Jan Kubica

    Knapp hat der VfL Günzburg in der zurückliegenden Runde den Wiederaufstieg in die 3. Liga verpasst, wurde Bayernliga-Dritter. Aus dem Mannschaftskreis war allerdings immer wieder zu hören, dass dieser sportliche Erfolg nur aufgeschoben sein soll. Konkret, Herr Hofmeister: Wohin soll die Reise der Günzburger Handballer in der Runde 23/24 gehen?

    Stephan Hofmeister: Der VfL Günzburg will wie immer aufsteigen. Die Spieler wollen unbedingt in dieser Konstellation noch einmal in die 3. Liga. Und sie sind jetzt noch im besten Handball-Alter. Doch einige andere Bayernliga-Vereine werden das genauso wollen und darum können wir uns auf eine spanende Saison freuen.

    Zum Saisonfinale im Frühjahr 2023 gab’s einen Erfolg gegen den späteren Vizemeister , gegen Überflieger HT München allerdings kassierte der VfL Günzburg vier Niederlagen.

    Hofmeister: Und deshalb war deren Titelgewinn nicht ungerecht.

    Eine ganze Reihe Favoriten

    Die Oberbayern sind jetzt ja weg. Wen sehen Sie aktuell als ernsthafte Kontrahenten im Titelkampf?

    Hofmeister: Da gibt es eine ganze Reihe. Zuerst Absteiger HaSpo Bayreuth, aber auch die DJK Waldbüttelbrunn, natürlich die SG Regensburg und scheinbar auch der TV Erlangen/Bruck – wobei wir über die Nord-Vereine traditionell weniger wissen.

    Doch die sind jetzt wieder dabei, nachdem 22/23 die Bayernligisten im Nach-Corona-Modus zunächst in eine Nord- und eine Süd-Gruppe aufgeteilt gewesen waren.

    Hofmeister: Jetzt läuft alles wieder regulär – und Gott sei dank ohne den zunächst befürchteten, verschärften Abstieg.

    Ursprünglich wollte der BHV ja die Bayernliga auf ein Dutzend Teilnehmer reduzieren, jetzt mischen doch 14 Mannschaften mit. Wie kam’s zu dieser Wendung?

    Hofmeister: Die Bayernligisten sind geschlossen gegen diese Idee aufgestanden und der Verband hat sich diesem Votum dann auch gerne gebeugt. Es wären einfach zu wenige Heimspiele gewesen. Wir müssen die Sportart ja auch verkaufen.

    Der Meister steigt nicht direkt auf

    Eine bittere Pille hat der Bayerische Handball-Verband den Günzburgern und allen anderen Titelkandidaten aber verabreicht.

    Hofmeister: Nicht ändern konnten wir, dass der Bayerische Meister diesmal nicht direkt aufsteigt, sondern in eine Relegation gehen muss. Der Modus dafür ist noch nicht veröffentlicht.

    Vom Aufstieg träumen und ihn realisieren sind ja oft genug zwei verschiedene Dinge. Ist die Mannschaft im Vergleich zur Vorsaison wirklich besser geworden?

    Hofmeister: Wir haben uns jung und dynamisch ergänzt. In Kilian Weigl haben wir das herausragende Talent im schwäbischen Handball verpflichtet. Er ist noch A-Jugendlicher, war aber bereits in der vergangenen Saison die wirkvollste Figur im Spiel des TSV Friedberg. Mit seiner Dynamik ist er für uns die ideale Ergänzung. Er bringt andere Qualitäten mit als die bereits im Kader vorhandenen Rückraumspieler, die eher stark im Abschluss aus der Distanz sind. Dann haben wir Gabriel Scholz vom TSV Niederraunau bekommen, der vergangene Saison schon ein vollwertiger Landesligaspieler war und der den Weg zur Bayernligareife in der Vorbereitung deutlich verkürzt hat. Torwart Julian Lohner ist ein Bayernauswahlspieler. Er ist so alt wie Scholz, mit dem er in Niederraunau in der A-Jugend spielte. Er bekam in der vergangenen Saison beim TSV Blaustein einige Viertliga-Einsätze. Aus der eigenen Jugend haben wir schließlich Beni Telalovic und Leo Spengler in den Kader genommen. 

    Zurück auf dem Günzburger Weg

    Das hört sich verdächtig nach Günzburger Weg an, zumal sich ja auch im Trainerteam ein bisschen was getan hat: Patrick Rösch, der seine aktive Laufbahn beenden musste, steigt ab sofort als Torwarttrainer mit ein.

    Hofmeister: Auch darüber freuen wir uns. Letztlich sind wir nach dem Abstieg aus der 3. Liga auf diesen Günzburger Weg zurückgekehrt. Sicher, weil es eine finanzielle Notwendigkeit war. Aber auch, weil wir das besser können als alles andere.

    Nun ist es beileibe kein Automatismus, dass aus dem eigenen Verein oder aus dem größeren Umland immer wieder herausragende Talente nach oben kommen. Geht das System noch lange gut?

    Hofmeister: Die Talente in Schwaben werden tatsächlich immer weniger. In der kommenden Saison werden wir sie hier nicht mehr in dieser Form finden. Die Corona-Zeit hat bei den Vereinen gewütet, insbesondere im B-Jugend- und im A-Jugend-Bereich haben die Vereine Spieler und damit Leistungsniveau verloren. Insgesamt wird sich der VfL Günzburg da ordentlich Gedanken machen müssen. Denn gleichzeitig ist es so, dass unsere Spieler immer mehr ins Berufsleben eintauchen. Sie können sich jetzt noch voll dem Handball widmen, aber das wird in den kommenden Jahren zunehmend schwierig. Und beides zusammengenommen bedeutet: Wir müssen für die Zukunft sehr darüber nachdenken, wie das mit dem Günzburger Weg weitergeht. Es wird spätestens in der nächsten Saison nicht mehr in dieser Form möglich sein, den Kader so abzudecken, wie wir das am liebsten tun würden. Ein Gedanke, der – das kann sich jeder ausmalen – auch finanziell neue Herausforderungen stellt.

    Hofmeister: "Wir müssen nicht nach oben"

    Von Vereinsseite wird gleichzeitig immer wieder betont, dass es kein Zurück zum Profihandball geben wird, wie er zumindest teilweise in der Drittklassigkeit Einzug gehalten hatte. Ein bisschen kess gefragt: Macht es dann überhaupt Sinn, nach oben zu schielen?

    Hofmeister: Der Aufstieg ist kein absolutes Ziel; wir müssen nicht nach oben. Uns bringt ein weiteres Bayernliga-Jahr nicht um. Für mich ist klar: Im Zentrum sollen immer eigene Spieler stehen. Danach überlegen wir, auf welchen Positionen wir uns von auswärts verstärken müssen, damit die Spieler, die schon immer hier waren, auch weiterhin Resultate erhalten, die Spaß machen. Aber ich betone: Das ist alles in die Zukunft gesprochen.

    Also zurück zum Hier und Jetzt. Wie viele Spieler umfasst der aktuelle Kader?

    Hofmeister: Wir verfügen über drei Torhüter und 17 Feldspieler. Ab dieser Saison dürfen insgesamt 16 Mann auf dem Spielberichtsbogen stehen (vorher waren es nur 14). Das ist eine erfreuliche Entwicklung. Und Spieler, die da trotzdem nicht zum Einsatz kommen, sollten im Zweifelsfall in der zweiten Mannschaft oder in der Jugend ran.

    Wie beurteilen Sie die Qualität der Vorbereitung?

    Hofmeister: Es war super. Das Trainergespann mit Andreas Theimer und Sandro Jooß hat sehr gut funktioniert. Und auch die Spieler konnten trotz ihrer hohen beruflichen Belastung fast alle Einheiten absolvieren. Der einzige echte Wermutstropfen war der Achillessehnenriss von Jakob Hermann. Er ist übrigens bereits operiert und arbeitet auch schon wieder im Fitnessstudio.

    Aber es wird lange dauern, bis er wieder mitmischen kann.

    Hofmeister: Man rechnet mit acht Monaten Ausfallzeit. Ich weiß demnach nicht, ob er am Ende der Saison noch ein paar Spiele machen kann.

    Gab es spielerisch messbare Fortschritte?

    Hofmeister: Das kommt selten vor, aber wir haben uns tatsächlich von Test zu Test weiterentwickelt. Die jungen Leute sind alle einsetzbar. Wir sind heiß auf die Runde und wir fühlen uns stark.

    Wer zu spät kommt...

    Lassen Sie uns noch einmal eine Brücke von der Vergangenheit in die Zukunft schlagen. Der Handball im VfL Günzburg besteht ja nicht nur aus dem Männer-Team in der Bayernliga. Im Unterschied zu früher aber gibt es keine A-Jugend-Bundesliga und auch keine Frauen-Bayernliga mehr. Hat der Verein daraus Lehren gezogen – und kann er das Rad wieder wenden?

    Hofmeister: Die Lehre muss sein, dass wir alles, was wir nach außen gut darstellen können, wirklich hegen und pflegen und Strukturprobleme sehr rechtzeitig erkennen. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben – auch im Handball. Und da kommen auf den VfL Günzburg noch enorme Herausforderungen zu, denn grundsätzlich steht er heute schlechter da als zuvor.

    Das erste Spiel

    Zum Saisonauftakt in der Bayernliga gastiert der VfL Günzburg am Sonntag, 17. September 2023, beim HSC 2000 Coburg II. Anwurf ist um 16 Uhr.

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