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Wohl am Silvesterabend wird das Atomkraftwerk Gundremmingen abgeschaltet
![Eine Ansicht, die bald Alltag sein wird: das Atomkraftwerk Gundremmingen ohne Dampf. Eine Ansicht, die bald Alltag sein wird: das Atomkraftwerk Gundremmingen ohne Dampf.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715673836705-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Die Vorbereitungen für den historischen Tag in Gundremmingen laufen bereits. Während die Zeichen auf Rückbau stehen, müssen auch neue Gebäude errichtet werden.
An Silvester wird das Atomkraftwerk (AKW) Gundremmingen für immer vom Netz genommen. Zu welcher Uhrzeit kann Anlagenleiter Heiko Ringel zwar noch nicht sagen, aber es werde wohl in der zweiten Tageshälfte sein, wahrscheinlich in den Abendstunden. Das erklärte er am Dienstag bei einem virtuellen Pressegespräch. Es werde nicht anders laufen als bei den Revisionen der vergangenen Jahre, die Bürgerinnen und Bürger würden davon nichts merken. Erst wenn die Dampffahne aus dem Kühlturm von Block C kleiner und dann endgültig verschwunden sein wird, ist auch von außen klar: Die Atomstromproduktion im einst größten Kernkraftwerk Deutschlands ist Geschichte. Das Prozedere selbst ist unspektakulär, vielmehr Routine für das Personal - wenngleich der Anlass es natürlich nicht ist. Die Vorbereitungen laufen.
So hat bereits im Oktober der sogenannte Streckbetrieb begonnen, also das langsame Absenken der Leistung. An Silvester wird die vollständige Mannschaft der Warte von Block C im Dienst sein, jemand noch nicht Benanntes aus ihren Reihen wird den entscheidenden Knopf drücken - wenngleich es eine ganze Reihe von Knöpfen und Schaltern zu betätigen gibt. Der wichtigste "Akt" wird das Einfahren der Steuerstäbe sein, um so die Kettenreaktion zu unterbrechen.
Nach einem festgelegten Plan werden die Systeme nach und nach außer Betrieb genommen. Im neuen Jahr wird der Reaktordeckel geöffnet, um die Brennstäbe ins Lagerbecken zu bringen. Innerhalb von vier bis fünf Jahren kommen sie sukzessive in Castorbehälter und dann ins Standortzwischenlager, das der Bund verantwortet. Voraussichtlich im Jahr 2026 wird das Kraftwerk frei von Brennelementen sein. In Block B wurden zuletzt von Februar bis Juni 13 Castoren verladen, zehn weitere in der Kampagne von September bis Dezember. Somit fehlen dann nur noch 16. In Block C befinden sich 57. Wie lange die Castoren in Gundremmingen bleiben, hängt davon ab, wann ein Atommüll-Endlager gefunden ist und in Betrieb gehen kann.
Der Rückbau von Block B in Gundremmingen läuft auf Hochtouren
Im März war in Gundremmingen die Schwelle von 700 Milliarden Kilowattstunden Strom erreicht worden seit der Inbetriebnahme der Anlage. Damit könne man mehr als neunmal den bayerischen Strombedarf des Jahres 2019 decken, sagte Ringel. In den vergangenen beiden Jahren habe es nur zwei meldepflichtige Ereignisse auf niedrigster Stufe gegeben, heuer noch keines. Während die Produktion in Block C bald endet, laufen die Rückbauarbeiten des Ende 2017 abgeschalteten Blocks B auf Hochtouren. Ein paar Zahlen, die verdeutlichen, wie es auch bei C ablaufen wird. Pro Block sind zur Vorbereitung auf die eigentlichen Arbeiten 52 Tonnen Setzsteine, 700 Tonnen großformatige Betonsteine und 184 Tonnen Strahlenschutzwände auszubauen, um Platz für die Rückbautechnik zu schaffen. Gerade läuft in Block B der Ausbau des Generators, der "Läufer" steht bereits auf dem Hof.
![Das Ende der Atomstrom-Produktion im Kernkraftwerk Gundremmingen Zum Jahresende endet die Produktion von Atomstrom im Kernkraftwerk Gundremmingen. Generationen von Hobbyfotografen nahmen die Kühltürme als höchste Gebäude im Landkreis zu allen Jahreszeiten gerne in den Sucher und füllten damit unzählige Fotoalben.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715673836705-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Eine gesetzliche Vorgabe ist, die Menge des Abfalls so gering wie möglich zu halten. In jedem Fall muss das, was ausgebaut wird, so zerkleinert werden, dass es in Transportboxen passt, die etwa ein Meter mal ein Meter groß sind. "Deshalb dauert der Rückbau auch so lange", erläuterte Ringel. Das erleichtert das Dekontaminieren beziehungsweise Freimessen.
Auf dem Gundremminger AKW-Gelände werden neue Gebäude errichtet
Was nicht dem Wertstoffkreislauf zugeführt oder entsorgt werden kann, weil es radioaktiv belastet ist und bleibt - der geringste Teil der Masse -, kommt in Fässer, die wiederum in Container umgelagert werden, um sie in das zentrale Zwischenlager Mitterteich für schwach- und mittelradioaktive Abfälle aus kerntechnischen Anlagen in Bayern zu bringen. Frühestens 2027 soll das zentrale Endlager Konrad für schwach- und mittelradioaktive Abfälle in Niedersachsen starten. Auf dem Gelände des Kraftwerks wird gerade eine neue Infrastruktur geschaffen: Bis sie zur Endlagerung kommen können, werden die Abfälle zur Transportbereitstellung gelagert. Dazu zählen unter anderem eine Logistikhalle und eine Heizzentrale. Denn bevor Konrad bereit steht, werden die Kapazitäten in Mitterteich erschöpft sein.
Nach wie vor unklar ist, wie es auf dem Kraftwerksgelände weitergeht, wenn etwa Mitte der 2030er-Jahre die Gebäude entkernt sind. Bis dahin wird von außen auch nicht viel vom Rückbau zu sehen sein. Ebenfalls noch nicht entschieden ist nach Ringels Worten, ob die Kühltürme rückgebaut werden.
Hören Sie sich dazu auch unsere Podcast-Serie "Gespalten – Gundremmingen und das Ende der Atomkraft" an:
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Hoffentlich können wir in Zukunft weiterhin ohne Not Strom Aggregate aus. In anderen Ländern sind diese üblich, da immer mal wieder Unterbrechungen der Stromversorgung auftreten.