Bis einschließlich 9. Juni haben Bayerinnen im Alter von mindestens 18 bis einschließlich 30 Jahren die Chance, sich für das "BayFiD"-Programm zu bewerben. BayFiD steht für "Bayerns Frauen in Digitalberufen" und ist ein kostenloses Talentprogramm des Bayerischen Staatsministeriums für Digitales. Mehr junge Frauen sollen sich für technische Berufe begeistern, ihre Leidenschaft für Digitalisierung soll gefördert werden und sie werden Teil des BayFiD-Netzwerks aus Patinnen, Rolemodels (deutsch: Vorbilder) und Talenten. Eine von ihnen ist Stefanie Wagner.
Die 29-Jährige ist seit zwei Jahren als Business Development Managerin in der digitalen Welt zu Hause. Sie hat den Sprung in die Männerdomäne des Roboterbereichs von Kuka in Augsburg geschafft und möchte Frauen ermutigen, ebenfalls den Sprung in Digitalberufe zu wagen. Ein IT-Studium sei dazu nicht zwingend nötig, sie selbst hat nach dem Abitur am Albertus-Magnus-Gymnasium in Lauingen informationsorientierte Betriebswirtschaftslehre an der Uni Augsburg studiert.
Statt Puppen spielte Stefanie Wagner mit Lego-Steinen
Vielleicht hat das Interesse an Technik aber schon viel ältere Wurzeln. Stefanie Wagner erzählt: „Ich habe einen Zwillingsbruder, und wir wurden von unseren Eltern einfach gleich behandelt. Da gab es keine Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen. Mein Hauptspielzeug waren nicht Puppen, sondern Lego-Steine, allen voran die Bionicle-Serie.“ Technik-Nerd ist Wagner trotzdem nicht, schon im Bachelor-Studiengang entdeckte sie ihre Leidenschaft für Menschen. Eine erste Ahnung, wohin es beruflich gehen könnte, gab es mit dem Bachelor in der Tasche und einem Auslandssemester in Australien. „Ein Beruf, in dem es um Menschen und um die IT geht, wäre ganz nett“, dachte sie.
Einmal an der Schnittstelle zwischen neuen Technologien und den Menschen, die sie anwenden, zu sitzen: Dieser Wunsch führte die Gundremmingerin nach Regensburg zum Masterstudiengang. "Think digital", denke digital, war ihr da längst in Fleisch und Blut übergegangen, eine spannende Zeit erlebte sie beim „Think Digital Stipendium“ im München, das sie in die Hubert Burda Media-Verlagswelt führte. Stefanie Wagner arbeitete im Technik-Testzentrum der Zeitschrift "Chip" mit. Eine coole Zeit sei es gewesen, auch wenn es oft ein Sprung ins kalte Wasser war. Unerschrocken stellt sie sich auch jetzt den Herausforderungen in ihrem Job. Sie ist die Expertin, wenn Kunden digitale Services der Kuka-Roboter nutzen möchten.
Digitalbranche bietet eine Vielfalt an Berufen
Nach zwei Jahren im Beruf zieht sie ein selbstbewusstes Fazit: „Es ist vielleicht als Frau nicht der einfachste Weg, aber thematisch macht es mir einfach Spaß. Es ist hart, wenn man merkt, dass man als Frau 120 Prozent leisten muss. Oder unterschätzt wird.“ Es könne durchaus passieren, dass sie nicht als Referentin angesehen werde, sondern von Kunden nach dem Motto „wir trinken jetzt zusammen eine Tasse Kaffee, bis der Referent kommt“ in die Warteschleife geschickt werde. Eine falsche Ansicht, die sich schneller ändern würde, wenn mehr Frauen in Digitalberufen unterwegs wären.
Rückhalt gibt Stefanie Wagner ihr großes Frauennetzwerk, das sie sich auch dank des bayerischen Talentprogramms BayFiD aufbauen konnte. „Irgendwo gibt es Vorbilder für Frauen in der Tec-Branche, nur findet und sieht man sie nicht so oft.“ Motivierende Eltern und inspirierende Frauen hätten ihr geholfen. Wichtig ist für Wagner der Austausch zwischen Frauen. Nachdem es das weibliche Geschlecht nach wie vor oft schwer hätte, in die Netzwerke der männerdominierten Berufe hineinzukommen, müsste es sich eigene schaffen. „BayFiD sucht keine IT-Expertinnen, sondern Frauen, die offen sind für Neues und für die Digitalbranche. Azubi, Studentin, Berufsanfängerin, die 30 Jahre alte Berufserfahrene, alle können sich bewerben. Ich würde mich richtig freuen, wenn eine Frau aus dem Landkreis teilnehmen könnte.“
Frauen und Technik und Familie? Das geht, sagt die Gundremmingerin
Voraussetzung dafür ist eine Bewerbung. Und wenn es beim ersten Mal nicht klappt, dann einfach noch einmal versuchen. So der Tipp von Wagner, bei der es auch erst beim zweiten Mal geklappt hat. Und nachdem es für junge Frauen durchaus legitim ist, sich über eine eigene Familie Gedanken zu machen, hat die 29-Jährige auch zu diesem Thema eine ganz klare Meinung: „Die Digitalbranche ist dank Home-Office familienfreundlich.“ Sie kennt Mentorinnen und Patinnen, die Digitalberuf und Familie hervorragend vereinen können.
Und wenn frau doch einen sozialen Beruf ergreifen möchte? „Dann kann sie 'Scrum Master' werden und dafür sorgen, dass die Zusammenarbeit im Team reibungslos abläuft.“ Viele wüssten gar nicht, welche Vielfalt an Berufen die Digitalbranche biete. Außerdem kommen ständig neue hinzu. Das bayerische Talentprogramm setzt hier ebenfalls an und zeigt den Teilnehmerinnen ihre Möglichkeiten auf. Infos und den Link zur Online-Bewerbung gibt es unter dem Stichwort BayFiD im Internet.