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Günzburg: Trotz Corona: Schüler erobern die Klassenzimmer zurück

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Trotz Corona: Schüler erobern die Klassenzimmer zurück

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    So sieht der Unterricht für die Abiturientinnen im Maria-Ward-Gymnasium aktuell aus.
    So sieht der Unterricht für die Abiturientinnen im Maria-Ward-Gymnasium aktuell aus. Foto: Bernhard Weizenegger

    Es ist der erste Schultag nach sechs Wochen im Homeschooling – zumindest für die Abschlussschüler. In den Gängen des Maria-Ward-Gymnasiums und der -Realschule in Günzburg herrscht ungewöhnliche Stille. An jedem Eingang ist ein Tisch aufgestellt. Dort sitzt bei Schulbeginn eine Lehrkraft, die den ankommenden Schülern Atemschutzmasken anbietet. Viele haben allerdings ihre eigenen dabei, besonders diejenigen, die mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs waren. „Zunächst haben wir außerdem darauf geachtet, dass sich die Mädchen nach sechswöchiger Trennung nicht gegenseitig um den Hals fallen“, sagt Schulleiter Christian Hörtrich. Das sei jedoch gar nicht nötig gewesen. „Die Schülerinnen haben sich vorbildlich verhalten.“

    Masken im Unterricht: nur optional

    Und das ist auch gut so. Denn die vom Kultusministerium vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen funktionieren nur, wenn jeder mitmacht. Zu diesen neuen Vorschriften gehört auch das Tragen von Mund-Nase-Masken in den Gängen und in den Pausen. Im Unterricht dürfen die Schülerinnen die Masken zwar abnehmen, manche lassen sie jedoch trotzdem auf. Jeder hat einen Tisch für sich, zwischen den Schülerinnen herrscht Abstand. Alle Lehrer der Abschlussklassen sind gekommen – auch diejenigen, die zur Risikogruppe gehören oder Vorerkrankungen haben. „Wir haben das vorher mit den betroffenen Lehrkräften abgeklärt. Aber keiner wollte seine Schüler im Stich lassen“, erzählt Hörtrich.

    Im Eingangsbereich der Maria-Ward-Realschule Günzburg bekam jede Schülerin eine Maske, die noch keine hatte.
    Im Eingangsbereich der Maria-Ward-Realschule Günzburg bekam jede Schülerin eine Maske, die noch keine hatte. Foto: Bernhard Weizenegger

    Die fest angestellten Reinigungskräfte arbeiten jetzt früher, putzen mehrmals täglich die Toiletten und desinfizieren Türklinken. In den Toilettenräumen darf sich nur noch eine Person aufhalten. Um das sicherzustellen, steht neben jeder Toilettentür ein kleines Plastikhütchen. Geht eine Schülerin hinein, schiebt sie das Hütchen direkt vor die Tür. Besetzt.

    Abiturientinnen sind froh über normalen Unterricht

    Im Gymnasium werden nur noch die Abiturfächer unterrichtet, die je nach Wahl individuell ausfallen. Die noch ausstehenden Klausuren wurden abgesagt, alles dreht sich um die Abiturvorbereitung. Am Maria-Ward-Gymnasium fiebern 29 Schülerinnen auf den Stichtag, 20. Mai, hin. „Wir haben Glück, dass wir heuer so einen kleinen Jahrgang haben“, sagt Hörtrich. So mussten nur zwei Kurse geteilt werden, um den gebotenen Mindestabstand im Klassenzimmer einhalten zu können. Insgesamt sind alle froh über die Möglichkeit, die letzten Wochen vor dem Abitur im normalen Unterricht zu verbringen.

    Während der Corona-Krise besuchen die Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen ab 27. April 2020 wieder die Schule.  So wie hier am Maria-Ward-Gymnasium in Günzburg.
    Während der Corona-Krise besuchen die Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen ab 27. April 2020 wieder die Schule. So wie hier am Maria-Ward-Gymnasium in Günzburg. Foto: Bernhard Weizenegger

    Das sehen auch die Abiturientinnen Amelie, Vanessa, Lea und Larissa so. Denn die Vorbereitung zuhause war schwierig. „In Lernfächern wie Deutsch oder Englisch ging es eigentlich ganz gut“, erzählt Amelie. Doch Fächer wie Mathe, die auf Verständnis basieren, seien im Selbststudium schwer machbar gewesen. Da hätten auch die gelegentlichen Videokonferenzen nicht viel gebracht. Das sei im normalen Unterricht schon einfacher.

    Zwei bis vier Stunden Unterricht am Tag

    Die Schülerinnen haben jeden Tag zwei bis vier Stunden Schule, in denen ausschließlich Frontalunterricht stattfindet. Jede andere Unterrichtsform wie beispielsweise Gruppenarbeit funktioniert mit den Hygienevorschriften nicht. Für die Kolloquiumsfächer, also die Fächer, in denen die Schülerinnen ihre mündlichen Prüfungen ablegen, gibt es zum Teil individuelle Regelungen. So ist beispielsweise Larissa die Einzige, die Chemie gewählt hat. Sie möchte sich für eine Unterrichtsstunde mit ihrem Lehrer persönlich treffen, doch kurze Nachfragen kann sie als einzige Kursteilnehmerin wie in den letzten Wochen online klären. „Das ist einfach viel unkomplizierter und schneller“, erklärt sie. Doch trotz der intensiven Vorbereitungen und den verbleibenden drei Wochen bis zum Abitur sehen die Schülerinnen den Prüfungen mit gemischten Gefühlen entgegen.

    Realschule: Verpasste Schulaufgaben werden nachgeholt

    An der Realschule ist der Unterricht etwas anders geregelt: Die insgesamt 50 Schülerinnen, die Ende Juni ihre Abschlussprüfungen schreiben, werden nach wie vor in allen Fächern unterrichtet, nur der Sportunterricht entfällt. Schulaufgaben werden nachgeholt, die zwei Abschlussklassen wurden auf vier aufgeteilt, die Lehrer unterrichten in Schichten. So hat etwa die eine Hälfte einer Klasse Deutsch und die andere Mathe, dann wird getauscht. So werden alle Schülerinnen von ihren gewohnten Lehrern unterrichtet. Dafür wurde ein extra Stundenplan erstellt.

    Rektor Christian Hörtrich bereitete den Start des Unterrichts während der Corona-Krise vor. Der Abstand der Sitzreihen beträgt mindestens 1,5 Meter.
    Rektor Christian Hörtrich bereitete den Start des Unterrichts während der Corona-Krise vor. Der Abstand der Sitzreihen beträgt mindestens 1,5 Meter. Foto: Bernhard Weizenegger

    Waltraud Wittmann, Mathelehrerin an der Maria-Ward-Realschule, hat ihre Klasse erst mit der Schulschließung vor sechs Wochen übernommen. In der Zeit des digitalen Unterrichts hat sie unter anderem mit Videos und Sprachnachrichten gearbeitet. Dennoch hätten sich manche Schülerinnen schwer getan. „Die Spanne zwischen gut und schlecht ist jetzt schon deutlich“, sagt Wittmann. Dennoch ist sie zuversichtlich: „Ich bin sicher, dass wir das schaffen.“

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