Das französische Unternehmen Arkema beschäftigt sich mit der Herstellung von Spezialchemikalien und ist mit einem Milliardenumsatz einer der weltweit führenden Chemiekonzerne. Eine der Niederlassungen in Deutschland liegt im Günzburger Stadtteil Wasserburg, der vor einem halben Jahr schwer vom Hochwasser getroffen wurde. Nun hat sich die Unternehmensleitung mit Landrat Hans Reichhart, Günzburgs Oberbürgermeister Gerhard Jauernig und der städtischen Wirtschaftsbeauftragten Beate Agemar getroffen, um über die Folgen der Naturkatastrophe zu sprechen.
Die 1955 gegründete Arkema-Niederlassung in Günzburg mit 150 Angestellten produziert organische Peroxide, die für die Herstellung von Kunststoffen zum Einsatz kommen. Im Juni dieses Jahres waren die Mitarbeiter und die Unternehmensleitung mit einem noch nie dagewesenen Hochwasser in der Region konfrontiert. Zwischen 20 Zentimetern und zwei Metern hoch stand das Wasser auf dem Werksgelände zwischen Günz und Butzengünz, teilte Niederlassungsleiter Christian Wille mit. „Das Wichtigste ist, dass es bei uns weder einen Personen- noch einen Umweltschaden gegeben hat. Dank des frühzeitigen Ausrufens des Katastrophenfalls im Landkreis, des sehr guten Austausches mit dem Landratsamt und dank unseres qualifizierten Personals konnten wir unsere Produktion zeitig herunterfahren und die Anlagen sogar noch reinigen“, sagte Wille.
Trotz des rasant steigenden Wasserpegels konnten viele Stoffe innerhalb weniger Stunden sicher in externe Ersatzlager gebracht werden. „Ich sehe in der Kommunikation mit dem Landratsamt und der Stadt kaum Verbesserungspotenzial, trotzdem hatten wir nach der Flut über Monate einen Produktionsausfall und uns ist ein materieller Schaden in zweistelliger Millionenhöhe entstanden“, machte Wille beim Gespräch deutlich.
In Wasserburg habe man laut Romuald de Haut de Sigy, Arkema Business Unit Präsident, in den vergangenen Jahren eine gewisse Fluterfahrung sammeln können, aber so schlimm wie diesmal habe es den Standort noch nie getroffen. „Es war nie eine Frage, ob wir viel Geld in den Wiederaufbau investieren. Wir bekennen uns klar zum Standort Günzburg“, so der BU-Präsident, der froh ist, dass die Produktion bereits seit Herbst Schritt für Schritt wieder angelaufen ist. Für die Zukunft fordere er zusätzliche Schutzmaßnahmen – vom Bund, Land, Landkreis und Stadt. Das Unternehmen selbst möchte alle Möglichkeiten ausschöpfen, um den Standort auch mit eigenen Maßnahmen zu sichern.
Am Hochwasserschutz wird mit Hochdruck gearbeitet
Landrat Hans Reichhart setzt sich für die Umsetzung rascher Schutzmaßnahmen ein. „Wir müssen für die Zukunft auch pragmatische und kleinteilige Lösungen finden, die nicht viele Jahre auf sich warten lassen dürfen. Wir arbeiten mit Hochdruck an solchen Lösungen. Ein großes Lob an die Stadt Günzburg, die bereits kurz nach dem Hochwasser Strömungskarten erstellen ließ“, sagte Reichhart. Er verwies auch auf die entlang der Günz von 2014 bis voraussichtlich 2030 entstehenden fünf Hochwasserrückhaltebecken, die auch für den Landkreis eine Entlastung mit sich bringen.
Gerhard Jauernig zeigte sich erfreut über das deutliche Standortbekenntnis des Chemieunternehmens: „Wir stehen im Gegenzug auch deutlich zu Ihrem Unternehmen und nehmen das Hochwasserereignis nicht einfach hin. Wir wollen und werden Dinge schnellstmöglich verbessern, auch wenn einige technische Maßnahmen Jahre in Anspruch nehmen.“ Nach einer ersten Bewertung des Büros Blasy Överland aus Inning am Ammersee, das Modelle für den Hochwasserschutz entwickelte, seien grundsätzlich Verbesserungen im Bereich des Stadtgebiets möglich, ohne Nachteile für andere Gebiete hervorzurufen. Jede Maßnahme, so Jauernig, bedarf einer Abstimmung mit den Fachbehörden, insbesondere dem Wasserwirtschaftsamt Donauwörth. Einen vollumfänglichen Schutz vor einem 3000-jährigen Hochwasser wie im Juni dieses Jahres werde es allerdings nicht geben. (AZ)
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden