Wenn am Samstagabend die dritte Sommernacht im Freizeitpark Legoland Deutschland in Günzburg von Tausenden Lichtern erleuchtet wird, steht mit der Feuershow der Höhepunkt des Tages bevor. Die Veranstaltung findet trotz des Achterbahn-Unfalls wie geplant statt. Dann erfreuen sich viele Menschen an einer fast acht Minuten langen Komposition aus Musik und Effekten. Eine akribisch geplante Show mit Lichteffekten aus Kugelbomben, Komet-Sternen und Römischen Lichtern. Verantwortlich dafür ist das erfahrene Team von Edgar Rohr. Welchen Aufwand der erfahrene Pyrotechniker betreibt, dass das Feuerwerk zum sicheren Erlebnis wird.
Über 3500 Feuerwerke hat der 56 Jahre alte Edgar Rohr aus Dettingen an der Iller bereits gezündet. Mehr als 100 davon erleuchteten den Himmel über dem Landkreis Günzburg. Seit 2003 hat er im Legoland 80 klassische Großfeuerwerke gezündet, dazu etliche kleinere Feuershows. Der Sachverständige für angewandte Pyrotechnik versteht die Sorge der Waldbesitzer und Bürger, die angesichts wochenlanger Trockenheit Kritik geäußert hatten, dass an den abendlichen Feuershows im Legoland festgehalten wurde. „Ich bin jeden Tag im Wald, weil sich unser Betriebsgelände ebenfalls im Wald befindet. Daher kann ich einschätzen, wie trocken es ist und was passieren kann“, sagt Rohr. Der Waldbrandindex (WBI) mit den Stufen 1 bis 5 ist jedoch nur ein Messwert. In die sicherheitstechnische Betrachtung fließt ein ganzes „Sammelsurium an Charakteristika“ ein.
Für den Pyrotechniker hat Sicherheit höchste Priorität
„Sicherheit hat bei uns höchste Priorität“, sagt Edgar Rohr. Die eigene 38-jährige Berufserfahrung und seine Tätigkeit als Sachverständiger trägt zum Wissen über mögliche Gefahren bei. „Das Lernen aus Beinahe-Unfällen ist Teil vorgeschriebener Wiederholungsschulungen. Das schützt alle davor, leichtsinnig zu werden“, sagt der Unternehmer. Alle Mitarbeiter seines Teams sind sachkundig geschult und werden von staatlicher Seite geprüft. Bei einem Feuerwerk der Größenordnung wie im Legoland arbeiten sieben Personen vor Ort. „Wir sind froh über einen Partner, auf den wir uns verlassen können“, sagt Legoland-Presssprecherin Kathrin Stadlmayr.
Edgar Rohr überlässt dabei nichts dem Zufall. „Wir sind selbst zertifizierter Produzent von Feuerwerken mit eigener Entwicklung und Produktion Asien“, erklärt er. Im Rahmen der engen Vorgaben des Sprengstoffgesetzes, das primäre Leistungsdaten festlegt, kann Rohr die Zusammensetzung des Feuerwerks verändern. Daran sind jedoch immer genaue Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen gekoppelt. So wurde beispielsweise am vergangenen Samstag die Länge der Abschussrohre verlängert. Das führte dazu, dass sich die Abschusshöhe von Kugelbomben von 160 Meter auf 180 bis 210 Meter erhöhte, um möglichen Gefahren entgegenzuwirken.
Feuerwerk soll Zuschauer in Günzburg zum Staunen bringen
„Wir machen Kunst am Himmel – basierend auf einer sicherheitstechnischen Betrachtung“, sagt Rohr. Dabei klinken sich die Sicherheitsstandards nahtlos in die Vorgaben des Legoland-Eigentümers Merlin Entertainment ein. „Darunter ziehen wir ein zusätzliches Fangnetz“, beschreibt der Pyrotechniker bildlich die Maßnahmen, die für Außenstehende unsichtbar bleiben. Zur Gefährdungsanalyse wird Ablauf und Ausführung mit dem Veranstalter und der Feuerwehr explizit definiert. Der Einsatzleiter ist an der Leitstelle des Feuerwerks abseits des Abschussplatzes dabei oder in direkter Funkverbindung. Am vorab gewässerten Abschussplatz selbst stehen die ausgerollten Löschschläuche der
Sollte es zu einer unvorhergesehenen Änderung von Windmenge oder der Windrichtung kommen, kann das Feuerwerk unmittelbar angepasst werden. Etwa 30 Zündempfänger sind mit getunnelten Funkverbindungen jederzeit steuerbar. Dies ermöglicht auch, Effekte zu variieren und Überraschungseffekte einzubauen. „Die Feuerwerk-Fans unter den Besuchern erkennen genau, ob sich die Show im Vergleich zur Vorwoche verändert hat“, weiß Rohr an den vielen Rückmeldungen, die ihn erreichen. „Am Ende bin ich glücklich, wenn wir mit unserer Show die Emotionen der Zuschauer wecken konnten und sie zum begeisterten Staunen gebracht haben“, sagt Rohr.