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Günzburg: Pfarrer Bauer verlässt Günzburg und orientiert sich neu

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Pfarrer Bauer verlässt Günzburg und orientiert sich neu

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    Pfarrer Alexander Bauer und seine Gattin Jutta Tanzen-Bauer verlassen nach 23 Jahren Günzburg. Auch Kater Schorschi zieht mit nach Gröbenzell um.
    Pfarrer Alexander Bauer und seine Gattin Jutta Tanzen-Bauer verlassen nach 23 Jahren Günzburg. Auch Kater Schorschi zieht mit nach Gröbenzell um. Foto: Sandra Kraus

    Nach fast 23 Jahren verlässt Pfarrer Alexander Bauer Günzburg. Am Erntedanksonntag, 1. Oktober, findet ab 15 Uhr in der Auferstehungskirche in

    In 23 Jahren sammelt sich einiges an, zumal Alexander Bauer ein Sammler ist. Räuchermännchen bevölkern das Wohnzimmer, die Modelleisenbahn ist riesig und Blechspielzeug lädt zum Staunen ein. Für das Ehepaar hat der Umzug nach Gröbenzell etwas von Nachhausekommen. In der Zachäuskirche von

    Jutta studierte Lehramt Grundschule in Regensburg, Alexander Theologie in München und Heidelberg. 1988 ging es zum Vikariat nach Schwandorf in die Opferpfalz, 1989 wurde geheiratet, 1991 folgte die erste Pfarrerstelle in Lappersdorf bei Regensburg. Auch die beiden Söhne Lukas (1995) und Florian (1998) wurden dort geboren. Rechtzeitig vor deren Einschulung bewarb sich Alexander Bauer auf die Stelle in Günzburg. Einen Umzug während der Schulzeit wollte er seinen Jungs niemals zumuten. Er erinnert sich: „Als ich als Neunjähriger von Stuttgart nach Olching umziehen musste, war das ein Kulturschock für mich. Wir sind deshalb früher umgezogen und länger geblieben.“ 

    Für Alexander Bauer und Ehefrau Jutta waren es glückliche Jahre in Günzburg

    Seine Eltern – beide in den 80ern und topfit – wohnen nach wie vor in Olching, ein weiterer Grund für die Neuorientierung. Und zur vom Papa übernommenen kleinen Segeljolle am Ammersee ist es künftig auch nicht mehr so weit. Ein Familienstück ist der in Günzburg bekannte Oldtimer VW-Bulli, Baujahr 1987, und das Brautauto der Bauers. Noch immer machen die Camping-Begeisterten mit dem Bulli Urlaub.

    Die Jahre in Günzburg waren glückliche. Der Werbeslogan „#glücklich in Günzburg“ passe, sind sie sich einig. Jutta Tanzen-Bauer, die zuletzt als Religionslehrerin in der Grundschule auf der Bleiche und in der Montessori-Schule tätig war, schätzte es, fast alles mit dem Fahrrad erledigen zu können. Schwer fällt ihr der Abschied aus der ehrenamtlichen Tätigkeit im Altenheim der Heiliggeist-Spitalstiftung. Für Alexander Bauer ist Günzburg überschaubar und familiär, der Kontakt zu Oberbürgermeister und Landrat sei sensationell gut. „Das Nichtwechseln als Pfarrer hatte für mich den Vorteil, dass ich vielen beim Groß- und Erwachsenwerden zuschauen konnte. Mein Herz schlägt für die Kinder und Jugendlichen. Es geht in der Kirche doch darum, die Herzen der Menschen zu gewinnen, vor allem der jungen Menschen.“ 

    Es waren unzählige Freizeiten, auf die das Ehepaar mit der evangelischen Jugend gefahren ist. Als Ehemann gibt Alexander Bauer offen zu: „Beziehungstechnisch sind gemeinsame Interessen von Vorteil.“ Als klassische Pfarrfrau ist Jutta Bauer bei Mini-Gottesdiensten, Kinderbibeltagen und der Konfi-Arbeit dabei, übernimmt den Papierkram und die Abrechnungen, ist da für Gespräche, wenn es schwer wird für den Menschen, der hinter dem lustigen und fröhlichen Pfarrer Bauer steckt, der mit Gitarre und Cajón mühelos andere mitreißt. Pfarrer sein heißt eben unter Umständen auch, Kinder zu beerdigen. „Das Evangelium und Herr Jesus halten mich im Glauben.“ 

    Pfarrer Alexander Bauer bezeichnet sich als politischen Menschen

    Alexander Bauer gehört zu denen, die ihre Meinung durchaus auch zu Papier bringen. Seine Leserbriefe in der Günzburger Zeitung im überregionalen oder im Lokalteil werden manchen fehlen. „Ich bin ein politischer Mensch. Wenn die Kirche unpolitisch ist, ist sie extrem politisch, weil sie denen Raum gibt, die wider das Evangelium Politik machen.“ Ein Satz, der nachdenken lässt. Ebenso, wenn Pfarrer Bauer etwas frei einen Theologen zitiert: „Dogmen sind wie Straßenlaternen, die bei Nacht den Weg zeigen. Doch nur Besoffene halten sich an ihnen fest.“ Er möchte als Mensch da sein, alles stehen und liegen lassen und kommen, wenn er gerufen wird. 

    Die Zukunft der Kirche sieht er in der Ökumene. „Ich hatte immer Glück, dass ich nette evangelische und katholische Kolleginnen und Kollegen hatte. Wenn wir nicht zusammenwachsen, kann die Kirche einpacken. Das Glaubwürdigkeitsproblem wird immer größer, die Pfarrer werden immer weniger, die Doppelstruktur ist nicht mehr vermittelbar.“ Mit nach Gröbenzell umziehen werden die Katzengeschwister Schorschi und Marie sowie die Buntbarsche im Aquarium. Alexander Bauers fünfjähriger Wallach Odin wird hier bleiben. Das Reiten und für Jutta Bauer das Balletttanzen werden die beiden auch künftig nach Günzburg führen. 

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