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Günzburg/Neu-Ulm: Der Tod von Walter Kaiser macht fassungslos

Günzburg/Neu-Ulm

Der Tod von Walter Kaiser macht fassungslos

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    Der langjährige Redaktionsleiter der Günzburger und der Neu-Ulmer Zeitung, Walter Kaiser, ist überraschend gestorben. Auf der Terrasse über den Dächern von Reisensburg brachte er gerne seine Gedanken auf Papier.
    Der langjährige Redaktionsleiter der Günzburger und der Neu-Ulmer Zeitung, Walter Kaiser, ist überraschend gestorben. Auf der Terrasse über den Dächern von Reisensburg brachte er gerne seine Gedanken auf Papier. Foto: Bernhard Weizenegger (Archivbild)

    Das Wort Schock wird von Journalistinnen und Journalisten oft allzu leichtfertig gebraucht. Aber in diesem Fall war die Nachricht tatsächlich ein schwerer Schock für die Redaktion: Walter Kaiser lebt nicht mehr. Völlig unerwartet ist er im Alter von 73 Jahren gestorben. Er war lange Jahre Redaktionsleiter sowohl der Günzburger als auch der Neu-Ulmer Zeitung. Alle, die je mit ihm zusammengearbeitet haben, werden ihn nie vergessen. Er war nicht nur ein großartiger Chef und Kollege, er war auch ein Vorbild und für viele von uns ein Freund. Der Lokaljournalismus in Westschwaben verliert einen seiner prägenden Charaktere. In diesem Nachruf schreiben zwei ehemalige Kollegen und eine Kollegin teils sehr persönlich, wie sie Walter Kaiser erlebt haben und wie er - das kann man ohne Übertreibung so formulieren - ihr Leben mitgeprägt hat.

    Till Hofmann, Leiter der Lokalredaktion Günzburg: Walter Kaiser war ein Vertreter des Lokaljournalismus, wie es ihn nicht mehr häufig gibt. Jahrzehntelange Erfahrung haben sich gepaart mit Detailwissen, sprachlicher Eleganz, Fleiß und Disziplin. Kaiser redete und schrieb niemandem nach dem Mund. Immer dabeisein, aber nicht dazugehören: nach dieser Devise handelte er und bewahrte sich damit seine journalistische Unabhängigkeit. Ruhestand bedeutete für ihn nicht, ruhig zu sein. Der Günzburger Zeitung war Walter Kaiser, der im Stadtteil Reisensburg lebte, auch in dieser Phase seines Lebens eng verbunden. Er nahm als freier Mitarbeiter viele Termine wahr, recherchierte, ordnete ein, erklärte. Niemals gab er trotz seiner journalistischen Expertise den Besserwisser, die Redaktion war stets der Souverän. Walter Kaiser hat dem gesamten GZ-Team viel bedeutet. Wir verneigen uns vor dem Journalisten und Menschen Walter Kaiser. Sein Tod macht diejenigen, die mit ihm zu tun hatten, traurig und fassungslos.

    Rebekka Jakob, verantwortliche Redakteurin der Illertisser Zeitung und ehemalige stellvertretende Redaktionsleiterin der GZ: Es war im März 2007, als Walter Kaiser zum zweiten Mal zur Günzburger Zeitung kam. Für seine damalige Redaktion war er ein Chef, wie man ihn sich basteln würde, wenn man könnte: Wertschätzend, überaus humorvoll, gelassen, empathisch, aber auch streitbar, wenn es um die Belange seiner Redaktion ging. Walter war ein Redaktionsleiter, bei dem man sich auf die tägliche Konferenz gefreut hat. Meistens hatte er da schon die nächste große Geschichte dabei, die er in seinem „Kommunikationszentrum Milch-Mayer“ in Reisensburg oder bei einem Treffen seines sagenumwobenen „Club der Männer“ erfahren hatte. Wie Walter Kaiser alle diese Geschichten anging, hat den Stil der Kollegen geprägt, die mit ihm arbeiten durften. Als er im Dezember 2010 als Redaktionsleiter in den Ruhestand verabschiedet wurde, fand die Verabschiedung im Forum am Hofgarten statt. Ein großer Bahnhof, wie er ihm eigentlich noch nie wirklich recht war. Seine Leidenschaft war das Schreiben, das Repräsentieren nur die Pflicht. „Ich kann mir bis heute keinen schöneren Beruf vorstellen als den des Lokaljournalisten“, bekannte er damals. Und er meinte das auch so. Wahrscheinlich auch deshalb, weil er in diesem Beruf, in dieser Stadt, seine Frau Greta traf. Ohne die Augsburger Allgemeine, die ihn 1985 nach Günzburg versetzt hatte, hätte er sie wohl nie kennengelernt: „Das ist eine Vorstellung, die ich mir gar nicht vorstellen möchte.“

    Ronald Hinzpeter, Redaktionsleiter der Neu-Ulmer Zeitung, ehemaliger Redaktionsleiter der Günzburger Zeitung: Ohne Walter Kaiser wäre ich sicherlich nicht die Person als Chef, die ich heute bin. Als junger Redakteur der Illertisser und später der Neu-Ulmer Zeitung hatte ich schon einmal einen großartigen Vorgesetzten, den damaligen Redaktionsleiter Gerd D. Balken. Das war auch der Mann, der Walter Kaiser geprägt hat, als einen Chef, der stets auf Ausgleich bedacht war und sich vor seine Leute stellte, wenn sie mal Mist gebaut hatten. So einer war auch Walter Kaiser: ruhig und unaufgeregt leitete er die Zeitungsredaktion trotz aller arbeitsbedingter Hektik, fast immer bereit Fehler zu verzeihen, denn Menschen sind nun mal nicht perfekt. „Mehr Güte“, lautete einer seiner Leitsprüche - und von denen hatte er viele. Seine ironischen Bemerkungen sind legendär. Gespräche mit ihm arteten gerne in ein intellektuelles Pingpong aus, bei dem man sich gegenseitig launige Bemerkungen an den Kopf warf und wartete, was der andere darauf antwortete. Aber gegen den hellwachen Intellekt von Walter hatte man keine Chance: Sein Wissen und sein Fundus an schlauen Sätzen waren unerschöpflich. Die sprach er gerne in die rauchgeschwängerte Luft seines Chefzimmers, wenn man mit ihm bei ein, zwei Zigaretten zusammensaß. Walter Kaiser genoss es, mit seinen Kolleginnen und Kollegen zusammen zu sein, egal ob in Neu-Ulm oder Günzburg. Der Abschied von diesem Mann fällt entsetzlich schwer.

    Eng verbunden war Walter Kaiser mit dem Günzburger Oberbürgermeister Gerhard Jauernig, der sich ebenfalls mit Wehmut an ihn erinnert: Die Medienlandschaft verliert nach seiner Einschätzung mit Walter Kaiser einen der begnadetsten Redakteure und die Stadt Günzburg eine echte Persönlichkeit. Gerhard Jauernig, der tief betroffen auf den unerwarteten Tod Walter Kaisers reagiert, erinnerte sich aber auch an viele persönliche, vertrauliche Gespräche und Begegnungen, in denen er den Menschen Walter Kaiser als geistreiche, humorvolle und in hohem Maße hintersinnige und feinfühlige Persönlichkeit wahrgenommen habe. In der Vergangenheit habe Walter Kaiser auf so vielfältige Art seine so außergewöhnliche soziale Kompetenz bewiesen, im Umgang im Kollegenkreis, der Politik, des Historischen Vereins der Stadt oder einfach, wenn es darum ging, das Leben in Günzburg ein Stück weit besser zu machen.

    Walter Kaiser hinterlässt seine Frau Greta und vier Kinder.

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