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Günzburg nach dem Hochwasser: Was nun? Antworten auf brennende Fragen

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Nach dem Jahrhunderthochwasser in Günzburg: Die wichtigsten Fragen und Antworten

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    Viele Günzburger haben die Bilder des verheerenden Hochwassers vom Juni noch vor Augen.
    Viele Günzburger haben die Bilder des verheerenden Hochwassers vom Juni noch vor Augen. Foto: picture alliance, dpa

    Längst sind nicht alle Schäden beseitigt, die das verheerende Hochwasser Anfang Juni im Landkreis Günzburg verursacht hat. Auch Günzburg wurde dabei hart getroffen. Dutzende Gebäude wurden überschwemmt. Die Folgen der Katastrophe werden noch über Monate oder gar Jahre spürbar sein. Die Einwohnerinnen und Einwohner beschäftigt das Hochwasser und seine Folgen noch stark. Deshalb hat die Verwaltung der Stadt Günzburg nun einen Überblick gegeben und beantwortet Fragen, die von Bürgerinnen und Bürgern in den vergangenen Wochen gestellt wurden. Das Hochwasser und die Folgen werden auch ein großes Thema bei der Bürgerversammlung für die Kernstadt am Samstag, 19. Oktober, ab 14 Uhr im Forum am Hofgarten sein.

    Wie wahrscheinlich ist es, dass sich solch ein Hochwasser wiederholt?
    Bislang wurde das Juni-Hochwasser häufig als ein Jahrhundert-Hochwasser (HQ100) bezeichnet. Nach Rücksprache mit dem Wasserwirtschaftsamt in Donauwörth handelte es sich beim Günzhochwasser um ein außergewöhnliches Naturereignis, das nach den bisherigen Auswertungen der Rohdaten und betroffenen Bereiche einen Abfluss eines HQextrems überschritten hat. Das heißt, statistisch gesehen, kommt solch ein Hochwasser seltener als alle 1000 Jahre vor. Da es sich um einen statistischen Wert handelt, kann ein Ereignis auch häufiger in diesem Zeitraum eintreten. Das Wasserwirtschaftsamt erklärt zudem, dass in der Region mittlere Niederschlagsmengen von rund 90 Liter pro Quadratmeter pro Monat auftreten. An den vier Dauerregentagen seien es in Summe 150 bis 200 Liter pro Quadratmeter gewesen. Dieser großflächige Extremniederschlag sammelte sich in allen Seitenbächen und Flüssen der Region und führte zu extremen Abflüssen.

    Wurden absichtlich Dämme geöffnet?
    Bei Höselhurst wurde mit einem Bagger bewusst eine Überlaufstrecke der Günz geöffnet, damit sich das Wasser westlich des eigentlichen Flusslaufes auf Feldern ausbreiten konnte, aber keine Gebäude gefährdete. Diese Maßnahme entlastete den Abfluss um etwa 30 Kubikmeter pro Sekunde und führte zu einem Zeitgewinn, um Menschen außer Gefahr zu bringen und Gebäude besser zu schützen. Bei einem Hochwasser HQ100 in der Günz beträgt der Abfluss 130 Kubikmeter pro Sekunde, Anfang Juni lag dieser Wert laut Wasserwirtschaftsamt in der Spitze weit über dem HQ100-Wert, nach vorläufigen Rohdaten bei bis zu 300 Kubikmeter pro Sekunde.

    Stimmt es, dass ein Damm gebrochen ist und die Hochwassersituation verschlimmert hat?
    Am Oberrieder Weiher sind am Samstag, 1. Juni, zwei Dämme gebrochen, so die Information vom Wasserwirtschaftsamt. Diese Dämme dienen der Aufteilung der ehemaligen Baggerseen und nicht dem Hochwasserschutz. Aufgrund der ohnehin vorhandenen enormen Wassermassen hat dies die Gesamtsituation des Extremereignisses allerdings nicht wesentlich beeinflusst.

    Durch das heftige Hochwasser ist in Günzburg großer Schaden entstanden.
    Durch das heftige Hochwasser ist in Günzburg großer Schaden entstanden. Foto: Matthias Balk/dpa (Archivbild)

    Warum wurde die Bevölkerung nicht noch früher gewarnt?
    Aufgrund des extremen Dauerregens im Landkreis Günzburg und der zu erwartenden Hochwasserlage hat Landrat Hans Reichhart für den Landkreis Günzburg frühzeitig und als erster in ganz Bayern den Katastrophenfall ausgerufen; am Freitag, 31. Mai. Dieser Katastrophenfall galt bis zum 12. Juni im Landkreis Günzburg. Wie das Wasserwirtschaftsamt mitteilt, kommen die aktuellsten Prognosen über die zu erwartbaren Niederschlagsmengen etwa alle vier Stunden vom Deutschen Wetterdienst. Aufgrund dieser Werte können dann die Prognosen über die möglichen Pegelstände abgegeben werden. Je extremer ein Naturereignis ist, desto ungenauer wird die Prognosemöglichkeit, da es hierfür kaum oder gar keine Vorerfahrungen gibt. Die Bevölkerung wurde auf der Homepage der Stadt und des Landkreises sowie über alle zur Verfügung stehenden sozialen Kanäle ab Freitagmittag informiert.

    So sah es am 1. Juni beim Kraftwerk in Günzburg aus: Die Donau ist über die Ufer getreten.
    So sah es am 1. Juni beim Kraftwerk in Günzburg aus: Die Donau ist über die Ufer getreten. Foto: Stefan Puchner/dpa (Archivbild)

    Hochwassernachrichten und -warnungen mit Vorhersagen (für die nächsten sechs Stunden) sowie Prognosen (für die nächsten zwei Tage) für Günz-Pegel Nattenhausen und Waldstetten gab es zudem auf der Seite des Hochwassernachrichtendienstes (HND) Bayern. Am Freitagabend war die Feuerwehr Günzburg in den ersten Straßenzügen unterwegs und warnte die Bevölkerung mittels Lautsprecherdurchsagen. Diese Warnungen wurden in den nächsten Stunden stetig ausgeweitet, die Einsatzkräfte klopften bei den bedrohten Gebieten zudem an den Eingangstüren. Sobald die Stadt Günzburg neue Informationen über die Gefahrenlage erhielt, hat sie diese unmittelbar im Internet veröffentlicht. „Ich verstehe die Menschen sehr gut, die sich Informationen gerne noch früher gewünscht hätten. Wir als Stadt können aber keine Informationen weitergeben, die wir selbst nicht haben“, teilt Günzburgs Oberbürgermeister Gerhard Jauernig mit.

    Lohnt es sich, weiter in das Wohngebiet „Auf der Bleiche“ zu investieren?
    Die Verwaltung räumt mit Gerüchten auf, wonach die Stadt Günzburg das Kinderhaus Hagenweide oder die Grundschule Auf der Bleiche künftig nicht mehr nutzen wird. „Wir erhalten sowohl den Standort der Grundschule Auf der Bleiche als auch den des
    Kinderhauses Hagenweide“, macht Gerhard Jauernig unmissverständlich klar. Es wird allerdings einige Monate dauern, bis beide Gebäude wieder komplett genutzt werden können. Das Wohngebiet Auf der Bleiche ist ein Gebiet, in dem es sich sowohl für die Stadt als auch für Privatpersonen lohnt, weiter zu investieren, so Günzburgs Oberbürgermeister.

    Wie sieht es mit einem staatlichen Hochwasserschutz auf Landkreisebene aus?
    Der staatliche Hochwasserschutz hat zum Ziel, bebauten Raum bis zu einem Ereignis HQ100 und einem Klimaänderungsfaktor von plus 15 Prozent zu schützen. Die meisten Bereiche in Günzburg, die im Juni vom Hochwasser betroffen waren, liegen außerhalb
    dieses Grenzwertes – deshalb wird es von staatlicher Seite dort voraussichtlich keine Maßnahmen geben, den Hochwasserschutz zu verbessern. Die Stadt Günzburg hat allerdings selbst direkt nach dem Hochwasser einen Gutachter beauftragt, der mögliche
    Maßnahmen für einen höheren Hochwasserschutz untersucht. Die daraus ermittelten potenziellen Maßnahmen müssen allerdings mit dem Wasserrecht des Landratsamtes und Wasserwirtschaftsamt abgestimmt werden. Es ist beispielsweise nicht erlaubt, dass eine Maßnahme zum Wohle der einen Kommune einen Nachteil für eine andere Kommune darstellt.

    Ministerpräsident Markus Söder und Innenminister Joachim Hermann machten sich während des Hochwassers in Günzburg ein Bild der Lage.
    Ministerpräsident Markus Söder und Innenminister Joachim Hermann machten sich während des Hochwassers in Günzburg ein Bild der Lage. Foto: Mario Obeser (Archivbild)

    Was bedeutet das Hochwasser für die Landesgartenschau 2029?
    Die Geschichte der Stadt Günzburg beginnt an ihren Flüssen: Donau, Günz und Nau durchziehen und prägen Stadt und Landschaft. Dies möchte die Stadt bei der Landesgartenschau 2029 herausstellen und wird diesen Ansatz um die Komponente Hochwasserschutz erweitern. „Ich setze mich mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln dafür ein, dass wir bauliche Optimierungen erreichen und stehe deshalb in Kontakt mit dem Bayerischen Umweltminister Thorsten Glauber“, sagt Gerhard Jauernig. Die Landesgartenschau wird 2029 in Günzburg stattfinden, so der OB, da sie eine einmalige Chance ist, Projekte der Stadtentwicklung, aber auch des Hochwasserschutzes umzusetzen, die sonst nicht realisiert werden könnten.

    Welche Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung gibt es für Betroffene?
    Es gibt einen Online-Antrag auf Gewährung einer staatlichen Soforthilfe „Haushalt/Hausrat“ in Höhe von bis zu 5000 Euro je Haushalt. Zudem gibt es einen Antrag auf Gewährung einer staatlichen Soforthilfe „Ölschäden an Gebäuden“ in Höhe von bis zu 10.000 Euro. Diese Anträge müssen bis spätestens 31. August beim Landratsamt eingereicht werden und sind sowohl auf der Homepage des Landkreises als auch der Stadt Günzburg zu finden. Neben den Soforthilfen besteht sowohl für Privathaushalte als auch für Unternehmen in Fällen einer Existenzgefährdung die Möglichkeit einer Hilfe im Rahmen der Härtefondsrichtlinie aus dem Jahr 2020. Für Unternehmen ist die Regierung von Schwaben zuständig, das Landratsamt Günzburg nimmt Anträge von natürlichen Personen und Privathaushalten, Vereinen, Wohnungsbaugesellschaften, Genossenschaften, landwirtschaftlichen Unternehmen sowie sozialen Einrichtungen entgegen.

    Wie viel wurde bislang gespendet? Und was geschieht mit den Spenden an die Stadt Günzburg?
    Bislang sind zahlreiche Einzelspenden an die von der Stadt Günzburg verwalteten Stiftungen eingegangen. An die Armenstiftung, die bedürftige Einzelpersonen unterstützt, wurden knapp 26.000 Euro gespendet. Ein Antragsformular hierfür kann über die
    Homepage der Stadt unter https://www.guenzburg.de/rathaus-buergerservice/stiftungen/ oder das BürgerServiceCenter erhalten werden. Eingereicht werden die Anträge über den Familienstützpunkt in Günzburg, dessen Stellungnahme benötigt wird. An die Stiftung „Ein Herz für Günzburg“, damit werden Projekte wie Wiederaufbau von Kindergärten, Schule und Pflegeheim unterstützt, gingen Spenden in Höhe von rund 31.000 Euro – dorthin gingen auch die Pfandspenden des Guntiafestes. (AZ)

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