Bekannte Namen haben seit jeher eine große Strahlkraft, das wurde am Donnerstagabend in Günzburg im Forum am Hofgarten einmal mehr unter Beweis gestellt. Die Besucher erlebten im ausverkauften Saal einen streckenweise recht unterhaltsamen Abend, der die Erwartungen vieler Fans erfüllte. Wie groß der Fankreis von Gerd Dudenhöffer, alias Heinz Becker ist, zeigte sich bereits zu Beginn, als er mit frenetischem Applaus beim Betreten der Bühne begrüßt wurde.
Dass er auch ohne seine Sketchpartnerin und Fernsehehefrau Hilde auf der Bühne brillieren kann, ist seit Jahrzehnten bekannt. Der nörglerische Spießer, der am Küchentisch seine Plattitüden über Gott und die Welt von sich gibt und zu jedem Thema eine sehr eigenwillige Meinung hat und diese auch öffentlich kundtut, sorgt für Lachsalven bei den Zuschauern aber auch für verständnisloses Kopfschütteln. Für den Einstieg in das Programm wählte er den Dauerbrenner des deutschen Spießbürgertums, die nachbarschaftlichen Streitigkeiten, die oft aus Nichtigkeiten entstehen und dann ausufern.
Heinz Becker und der falsch eingestellte Laubsauger
Man leidet förmlich mit ihm mit, wie er die Geschichte vom falsch eingestellten Laubsauger erzählt, der das Laub statt es einzusaugen in den Garten des Nachbarn bläst. Dieser ist alles andere als erfreut über das herbstliche Farbenspiel, da er nur Tannenbäume hat. Mit einer gehörigen Portion Boshaftigkeit gepaart mit gespielter Naivität berichtet er davon, wie er sich scheinheilig bei seinem anderen Nachbarn nach dem Grund des Absterbens der in seinen Garten hinein wuchernden Brombeerhecke erkundigt. Zuvor hatte er dem belustigten Auditorium detailliert geschildert, wie er mit einer Gießkanne voll Unkrautvernichtungsmittel die überstehenden Ranken bearbeitet hat.
Witzig die Geschichten, die sich um seine Erstkommunion ranken, die die Moralvorstellungen der 50er-Jahre widerspiegeln. Einen großen Lacher erntete der Kommentar seines Vaters zu dem zum Fest eingeladenen Patenonkel, der SPD-Mitglied war: „Da haben wir bei der heiligen Kommunion die Kommunisten im Haus.“
In Günzburg geht es auch um den Missbrauchsskandal der Kirche
Auch zu dem Missbrauchsskandal der Kirche hat Heinz Becker eine Meinung: „Die, die was gewusst haben, wissen nicht mehr, dass sie was gewusst haben und wenn sie was gewusst haben, dann wissen sie es nicht mehr.“ Viel praktischer und ohne jegliche moralische Bedenken sieht er die sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, bei der er keine Überlegung scheut, wie man einen möglichen Übergriff auf seinen Sohn finanziell so ausschlachten könnte, dass dabei die Finanzierung des Balkonumbaus herausspringt.
Bierwitze, wie der vom ehemaligen Standesbeamten Reinhold Obermeier, der Heinz Becker den Lapsus mit dem über seine Hosen geschütteten Bier mit den Worten entschuldigt, dass es ja dessen Bier gewesen sei, sorgten für Begeisterung beim Publikum. Grenzwertig waren seine Bemerkungen zur Todesstrafe, die er mit der Abschaffung und Wiedereinführung der Sommerzeit verglich und dabei die Grenzlinien der Satire sehr weit ausdehnte. Große Belustigung beim Publikum erzeugte er mit dem Versuch, die Beschneidung des besten Teils des Mannes zu erklären und sich dabei in einer Vielzahl von Andeutungen und Wortfetzen verlor.
Dem nörgelnden Spießbürger abgeschaute Stammtischparolen zum Thema Klimaneutralität brachten große Heiterkeit. „Früher hat man Rabattmarken geklebt, heute klebt sich die Letzte Generation auf die Straße.“ Seiner Meinung nach könne man dem Herrgott auf den Knien danken, dass das die letzten sind. Unvorstellbar, wenn da noch welche nachkämen.