Erika Schram, die am heutigen Samstag, 23. September, ihren 95. Geburtstag feiert, erzählt gerne von ihrer glücklichen Kindheit, die sie zusammen mit ihren drei Schwestern im elterlichen Haus am Rande der städtischen Anlagen gegenüber der ehemaligen Hirschbrauerei verbrachte. Sie erinnert sich daran, dass sie sehr früh das Schwimmen gelernt hatte und unbeschwerte Stunden beim Baden und Planschen in der Donau verbrachte.
Damals gab es unweit der Sankt Martinskirche eine Badeanstalt direkt am Fluss. Ihr Vater, Ludwig Welzhofer, der als Besitzer der Günzburger Hirschbrauerei sich gerne einen Sohn als Nachfolger gewünscht hätte, legte großen Wert darauf, dass seine Töchter eine gute Ausbildung erhalten, was in der damaligen Zeit keine Selbstverständlichkeit war. So durfte Erika wie ihre Schwestern auch das Realgymnasium der Englischen Fräulein bis zur Mittleren Reife besuchen. Ein schwerer Schicksalsschlag traf die Familie Welzhofer als die Brauerei im April 1945 beim großen Bombenangriff auf den Günzburger Bahnhof versehentlich getroffen und vollständig zerstört wurde. Deshalb folgte sie nach Kriegsende zunächst einem staatlichen Aufruf und arbeitete als Hilfslehrerin an den Volksschulen in Leipheim und Röfingen.
Brauereischule in Weihenstephan besucht
Obwohl sie selbst gerade erst 17 Jahre alt war, fiel ihr aufgrund der Erfahrungen mit ihren Schwestern der Umgang mit den Kindern nicht schwer. Nach einem Jahr entschloss sie sich, selbst wieder zur Schule zu gehen und ihr Abitur am Dossenberger Gymnasium zu machen. Auf Wunsch ihres Vaters schrieb sie sich anschließend an der Hochschule in Weihenstephan ein, um das Brauereiwesen zu studieren, denn er wollte, dass sie später die Hirschbrauerei übernehmen solle. Mit einem großen Schmunzeln erzählt sie, dass in dem ganzen Studiengang neben ihr nur noch eine weitere Frau zu finden war, was ihr doch ein gewisses Alleinstellungsmerkmal verlieh. Mit dem Diplom in der Tasche kehrte sie in den elterlichen Betrieb zurück und kümmerte sich vor allem um die Administration und die Pflege der langjährigen Stammkunden.
1957 heiratete sie den Brauerei Diplomingenieur Wolfgang Schram, der fortan als Geschäftsführer in der Hirschbrauerei tätig war. Das junge Paar baute sich ein eigenes Haus auf dem großen Grundstück des Elternhauses von Erika Schram, wo die Jubilarin bis zum heutigen Tag lebt. Als einen ganz großen Glücksfall in ihrem Leben bezeichnet sie die Entscheidung ein Kind zu adoptieren, nachdem sich der Wunsch nach einem eigenen Kind nach zehnjähriger Ehe nicht erfüllt hatte. So wurde Gabriela vom ersten Tag an zum heiß geliebten Sonnenschein der ganzen Familie. Die Geburt des Enkels Alex vor 25 Jahren vervollständigte das Glück.
Bridge und Gedichte machen der Jubilarin Freude
In ihrer Freizeit führte die rüstige Seniorin ein sehr erfülltes Leben. Sie machte den Jagdschein und hatte zusammen mit ihrem Mann ein eigenes Jagdrevier. Mit Leidenschaft spielte sie fast 50 Jahre mehrmals wöchentlich Bridge und schrieb Gedichte, die sie auch in einem kleinen Buch herausgab. Sie hatte einen großen Freundeskreis und gab viele tolle Feste in ihrem gepflegten Haus in der Reisensburger Straße. Noch heute besucht sie mit großer Freude jeden Samstag ihren Stammtisch, wo sie sich gerne mit ihren Freunden austauscht. Sie ist glücklich darüber, dass sie trotz ihres hohen Alters ohne fremde Hilfe in ihrem Haus leben und sich selbst versorgen kann und regelmäßig von ihrer Tochter Gabriela besucht wird, die seit einiger Zeit im benachbarten Haus der Großeltern lebt. Der Geburtstag der Jubilarin wird gehörig gefeiert. Am heutigen Samstag im Kreis der Familie und kommende Woche mit den Freunden.