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Günzburg: Fundsachenversteigerung auf Günzburger Volksfest endet überraschend

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Fundsachenversteigerung auf Günzburger Volksfest endet überraschend

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    Ein Rad für zwei Euro zu teuer? Dann halt noch Plüschtiere dazu. So wurde im Festzelt von Georg Weishaupt (links) alles an den Mann beziehungsweise die Frau gebracht.
    Ein Rad für zwei Euro zu teuer? Dann halt noch Plüschtiere dazu. So wurde im Festzelt von Georg Weishaupt (links) alles an den Mann beziehungsweise die Frau gebracht. Foto: Gertrud Adlassnig

    Es ist Tradition, dass am ersten Samstag des Günzburger Volksfestes all das unter den Hammer kommt, was vergessliche Menschen in der Stadt liegen gelassen haben, die bis zum Ablauf der Wartefrist noch immer nicht im Fundbüro aufgetaucht sind. In diesem Jahr, erklärt Ordnungsamtsleiter Georg Weishaupt, ist es nicht all zu viel, was Touristen vergessen haben, aber nicht etwa, weil sie mit ihrem Besitz sorgfältiger umgehen würden, sondern weil sie coronabedingt gar nicht erst in die Stadt gekommen waren. So sind es vor allem Gegenstände, die wohl von den Einheimischen selber zurückgelassen worden sind: Fahrräder über Fahrräder sind es, rund 50 Zweiräder, teilweise einfach oder sogar doppelt gesichert.

    Zum Start der Aktion um 13.30 Uhr ist das Interesse der Besucher eher mäßig, weit weniger sind da als in den Jahren zuvor, weiß Weishaupt. Gerade einmal die erste Tischreihe ist gut besetzt. Auf der Tribüne liegen Pakete mit Kleidung und liebevoll arrangierte Plüschtiere, nach den Fahrrädern offensichtlich die beliebtesten Objekte des Vergessens.

    Wer bekommt in Günzburg den Riesenhusky aus Plüsch?

    Gepackt wurden die Überraschungstüten von den Mitarbeitern des Ordnungsamtes, die bunte Mischungen zusammen gestellt, dabei aber darauf geachtet haben, Damen-, Herren- und Kinderkleidung getrennt einzutüten. Ein paar wenige Rucksäcke spiegeln indirekt die geringe Besucherquote wider. Auch Schmuck wurde wenig zurückgelassen, nur eine Handvoll Ringe liegen zur Besichtigung aus. Es gibt aber durchaus Kurioses in dieser Fundsachenschau, das zum Fantasieren und Geschichtenspinnen einlädt: Etwa bei dem fast neuen Kinderwagen. Wer, so fragt man sich, vergisst so etwas und fahndet nicht danach? Auch bei einem Riesenhusky aus Plüsch ist Wundern angesagt. „Der hat vielleicht nicht mehr ins Auto gepasst und bei der Frage das Kind oder der Hund fiel die Entscheidung schließlich auf das Kind“, scherzt Weishaupt. Doch bis der Hund ein neues Herrchen oder Frauchen gefunden haben wird, werden noch Stunden vergehen. Denn so eine Auktion braucht Zeit. Punkt 14 Uhr Uhr eröffnet Auktionator Weishaupt die diesjährige Versteigerung. Es wird in Zwei-Euro-Schritten geboten, gibt es ein Bietergefecht, kann der Auktionator die Spannen ändern.

    Schon schiebt ein Helfer das erste Fahrrad auf die Bühne. Zwei Euro für ein 18-Gang Bubenrad. Niemand hebt die Hand. Erst als Weishaupt mit einer Dreingabe lockt, einer Mütze, erbarmt sich ein Bieter und nimmt für zwei Euro Rad und Kopfbedeckung mit. Solche mageren Erträge sind bedauerlich, denn der Reingewinn der Auktion kommt den Günzburger Stiftungen „Ein Herz für Günzburg“ und der „Armenstiftung“ zugute.

    Die Rottaler Freunde von Mario Hainz (vorn Mitte) haben für Marie den heiß ersehnten Husky ersteigert.
    Die Rottaler Freunde von Mario Hainz (vorn Mitte) haben für Marie den heiß ersehnten Husky ersteigert. Foto: Gertrud Adlassnig

    Elfjähriger ersteigert in Günzburg ein Mountainbike für 16 Euro

    Des einen Freud, das andern Leid: Da bekommen zwei Kinderräder mitsamt Plüschtieren für 16 Euro einen neuen Besitzer und Dustin, 11, aus Wittislingen freut sich, dass es ihm nach vielfachem Mitbieten endlich gelungen ist, ein Schnäppchen zu machen. „Mein Papa hat mir eine Grenze bis 18 Euro gesetzt. Ich bin aber bei allem, was mir gefallen hat, überboten worden. Jetzt habe ich ein tolles Mountainbike für 16 Euro bekommen.“ Sein Vater hatte die Fundsachenversteigerung vor Jahren zufällig entdeckt, seitdem ist die Familie regelmäßig da und macht sich einen schönen Nachmittag. Sie gehören zu den zahlreichen Stammbesuchern, die den Samstagnachmittag genießen und das eine oder andere Stück ersteigern, so wie auch Gisela. Die Offingerin bietet nach Lust und Laune und kommt bei einem Damenrad für zehn Euro zum Zug, später wird sie noch weitere Schnäppchen einheimsen. Für Festzeltbedienung Dunja ist die Versteigerung ein Zufallsereignis, das sie spontan nutzt, um sich ein Mountainbike für 22 Euro zu sichern.

    Festzeltbedienung Dunja hat zwischen Bierservieren und Abräumen kurzentschlossen ein Mountainbike ersteigert.
    Festzeltbedienung Dunja hat zwischen Bierservieren und Abräumen kurzentschlossen ein Mountainbike ersteigert. Foto: Gertrud Adlassnig

    Andere haben sich bei der Besichtigung ganz gezielt ein Objekt ausgesucht. Glücklich ist Safak Orham, der am Vortag von seiner Schwester nach einem Rad gefragt wurde, und ihr nun ein Damenrad für 30 Euro präsentieren kann. Deutlich mehr hat Lissy Züringer aus Bubesheim hingelegt. Mit 140 Euro für ein fast neuwertiges Hollandrad mit Weißwandreifen und weißem Ledersattel ist sie hoch zufrieden. Strahlend erklärt sie, dass sie sich ein Limit von 150 Euro gesetzt hatte und nun trotz eines Bietergefechts sogar darunter bleiben konnte.

    Gruppe aus dem Rottal wird zu edlen Spendern für Günzburger Stiftungen

    Richtig Geld machen kann Weishaupt zunächst nur mit den wenigen Smartphones und den Überraschungstüten mit elektronischem Zubehör. Doch dann schlägt die Stimmung um, es setzen Bietergefechte ein und immer wieder machen junge Männer in karierten Hemden und kurzen Lederhosen das Rennen, die grinsend zur Tribüne schlendern und Fahrräder, Kinderwagen, Kleiderpakete und andere Fundstücke abholen. Es ist eine Gruppe aus dem Rottal, die den Junggesellenabschied ihres Freundes nachfeiert. Ihr Kumpel Mario Hainz ist der Liebe wegen nach Günzburg gezogen und nun wird gemeinsam gefeiert. Die Zehnergruppe macht sich einen Heidenspaß daraus mitzubieten, egal was da oben gerade angeboten wird, und so werden sie ungeplant zu Spendern für die Günzburger Stiftungen.

    Ihre Großzügigkeit darf auch Marie erfahren. Die Achtjährige, die mit Eltern und Bruder da ist, hat die große Hoffnung, den Riesenhusky zu bekommen. Vater Roman Kalenda und Sohn Moritz sind schon glückliche Besitzer eines sehr gepflegten Mountainbikes. Dann kommt der Husky zum Aufruf. Und die Gebote explodieren. Wer wird am Ende Hundebesitzer? Natürlich sind es wieder einmal die Rottaler Burschen, die das Rennen machen mit 45 Euro. Aber sie machen es nicht für sich. Sie haben zusammengelegt und überreichen der kleinen Marie vom Nebentisch den heiß ersehnten Husky.

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