Falstaff – Verdis letzte Oper wird als Geniestreich voller musikalischer Raffinesse bezeichnet. Für den in Denzingen aufgewachsenen Jakob Nistler wird dieses Stück in ewig guter Erinnerung bleiben. In dieser Aufführung hat er vor Kurzem seine erste Premiere als fest angestelltes Ensemblemitglied als Solist feiern dürfen. Die Anfang Oktober stattgefundene Erstaufführung der Neuinszenierung der Oper am Innsbrucker Landestheater fand eine positive Resonanz sowohl in der Tiroler Tagespresse als auch im österreichischen Fernsehen.
Für den 27-jährigen Tenor, der gerade dabei ist, seinen Master in Musikdramatischer Darstellung zu machen, kommt dies einem Volltreffer im Lotto gleich. Eigentlich hatte er sich im Frühjahr dieses Jahres schon darauf eingestellt, mal wieder mit Kellnern seinen Lebensunterhalt und damit sein Studium zu finanzieren, da die meisten Termine für ein Vorsingen und dem damit verbundenen möglichen Engagement für die kommende Saison in der Regel bereits im Frühjahr abgeschlossen seien. Als er dann Mitte Mai eine Einladung zum Vorsingen beim Landestheater in Innsbruck erhielt, ergriff er die Chance mit beiden Händen und konnte sein Glück kaum fassen, als er dann seinen Vertrag als Mitglied des Solistenensembles empfing. Mit Bravour absolvierte er seine Feuertaufe in Innsbruck bereits im Juni. Er durfte überraschend für einen erkrankten Kollegen einspringen und in der Operette Frau Luna den Fritz Steppke geben. Es war eine große Herausforderung, innerhalb von drei Tagen die Rolle einzustudieren, was ihm mithilfe seiner Kollegen am Theater und in einigen Nachtschichten auch gut gelungen ist.
Der junge Nistler rechnet mit einer Rüge, erhält dann aber eine große Chance
Dass er einmal auf einer großen Bühne den Applaus des begeisterten Publikums genießen dürfte, daran hatte er einst selbst nicht geglaubt. Mit einem großen Schmunzeln erzählt er von seinem schlechten Gewissen, als ihn damals in der siebten Klasse Peter Neuburger, sein Musiklehrer am Dossenberger Gymnasium, aufrief und für ein Gespräch nach der Stunde einbestellt hatte. „Ich hatte eigentlich damit gerechnet, eine Zurechtweisung zu kassieren, denn ich gehörte damals nicht zu den ruhigsten Kindern der Klasse“, erinnert sich der als Jüngster von vier Geschwistern aufgewachsene Tenor. Es kam jedoch anders: Statt einen Tadel zu kassieren, sollte er jedoch Skalen nachsingen, die ihm sein Lehrer auf dem Klavier vorspielte. Das war die eigentliche Geburtsstunde seines späteren beruflichen Weges. Es folgten zwei Jahre gezielter Stimmbildungsunterricht bei Peter Neuburger und danach bei Danuta Debski an der Städtischen Musikschule in Günzburg.
Ein erster Höhepunkt der noch sehr jungen Karriere war der Gewinn eines ersten Preises beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ im Jahr 2014. Im Laufe der Jahre hatte sich Jakob Nistler in heimischen Gefilden längst einen kleinen Namen als Sänger gemacht – mit Solopartien bei Musicalaufführungen des Gymnasiums im Forum am Hofgarten sowie bei Auftritten des Heilig-Geist-Ensembles. Rückblickend sagt er heute, dass es für ihn damals schon sein großer Traum war, später einmal Sänger zu werden. Allerdings brauchte es trotz sehr intensiver und gezielter Vorbereitung drei Anläufe, bis er nach seinem Abitur endlich im Herbst 2017 die Zusage für einen Studienplatz an der MDW, der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien, erhielt. Neben Danuta Debski hatte daran auch seine Wiener Gesangslehrerin Regine Kögler einen großen Anteil. Sie hatte das Potenzial des jungen Sängers erkannt und bereitete ihn gezielt auf das Aufnahmeprüfungsprogramm vor.
Jetzt, wo er die ersten Stufen seiner Karriereleiter erklommen hat, denkt er auch dankbar an die Unterstützung, die er stets von seinen Eltern erhalten hat. „Sie haben mir nicht nur geholfen, mich finanziell über Wasser zu halten, sondern mir vor allem auch mental den Rücken gestärkt und an mich geglaubt.“ Seine ersten Erfahrungen auf der großen Bühne machte er später während seines Studiums als Chormitglied der Konzertvereinigung der Wiener Staatsoper. Nistler hatte auch immer wieder Engagements als Solist an verschiedenen Theatern in Deutschland und in Österreich. Aktuell lebt er in Innsbruck.
Am Freitag singt Jakob Nistler auf dem Landkreisfestival in Ichenhausen
Am kommenden Freitag wird Jakob Nistler im Rahmen des Landkreisfestivals „Come ToGZer“ in der Synagoge in Ichenhausen zu hören sein. Für seinen Auftritt hat er sich Werke der beiden bekannten Wiener Komponisten und Kabarettisten Hermann Leopoldi und Georg Kreisler ausgesucht, die aufgrund ihrer jüdischen Herkunft während des Dritten Reiches heftigen Repressalien ausgesetzt waren und den Krieg in Amerika überlebt hatten. Begleitet wird der Tenor von Miku Nishimoto am Flügel.
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