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Handball: Handballerinnen des VfL Günzburg scheiden aus Bayernliga aus

Handball

Handballerinnen des VfL Günzburg scheiden aus Bayernliga aus

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    Aus und vorbei: Die Handballerinnen des VfL Günzburg (hier Antonia Leis) verlassen nach der aktuellen Saison das Bayernliga-Spielfeld.
    Aus und vorbei: Die Handballerinnen des VfL Günzburg (hier Antonia Leis) verlassen nach der aktuellen Saison das Bayernliga-Spielfeld. Foto: Ernst Mayer

    Der 2. Mai 2023 wird als ein trauriger Tag in die Geschichte des VfL Günzburg eingehen. Die Handballerinnen ziehen sich freiwillig aus der Bayernliga zurück. Der Großverein verliert mit Ende der laufenden Saison sein mit Abstand größtes Aushängeschild im weiblichen Mannschaftssport. Dabei schienen die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft bereits gestellt.

    Das Team ist, wie der aktuelle Heimsieg unterstrich, auf die Erfolgsspur zurückgekehrt. Ein Sieg aus den verbleibenden beiden Bayernliga-Begegnungen genügt nun, um den Klassenerhalt zu sichern. Außerdem wurde mit Lutz Augner bereits ein hoch qualifizierter Nachfolger für die Trainer-Brüder Peter und Jürgen Kees gefunden, der sich im Hintergrund gleich engagiert an die Arbeit gemacht hat.

    Die Ereignisse überschlagen sich

    Anschließend freilich überschlugen sich bei unverändert dünnem Kader die Ereignisse. Bereits seit geraumer Zeit stand fest, dass Sina Bosch zurück zum Drittligisten TSV Haunstetten geht. Selina Schlund kündigte an, dass sie aus privaten Gründen kürzer treten müsse. Schließlich musste Energiebündel Alena Harder für die Saison 2023/2024 absagen. Sie muss auf ihren Körper hören. Man sieht es der Rückraumspielerin zwar nicht an, doch ihre aufopferungsvolle Spielweise, selbst durch die kleinste Lücke durchzubrechen, fordert seit einiger Zeit ihren Tribut. Eine Verletzung jagte die andere, Handball begann weh zu tun. Aus wenigen Handballerinnen waren urplötzlich sehr wenige geworden.

    Weiter, immer weiter: Alena Harder wirft in jeden Zweikampf alles rein, was sie hat. Diese Spielweise fordert nun ihren Tribut.
    Weiter, immer weiter: Alena Harder wirft in jeden Zweikampf alles rein, was sie hat. Diese Spielweise fordert nun ihren Tribut. Foto: Ernst Mayer

    Schon in dieser Runde mussten Bayernligaspiele bei Erkrankungen oder Verletzungsvorfällen verlegt oder gar abgesagt werden. Allein die lange verletzte Tanja Stoll war in der Vorrunde kaum zu ersetzen. Fehlten auch noch Martina Jahn, Alena Harder oder andere, mangelte es schlicht an der Bayernliga-Tauglichkeit. Obwohl die Mannschaft immer alles gab, rutschten die Erfolgsverwöhnten trotz größten Einsatzes in eine Niederlagen-Serie und erlebten vereinzelt Debakel. Das machte die Verantwortlichen, vor allem aber die Spielerinnen nachdenklich.

    Die neue Personal-Situation bietet nun nach abteilungs-interner Auffassung keine Perspektive mehr, in der Bayernliga konkurrenzfähig mitzuspielen. Alle Spielerinnen gingen trotz hoher Belastungen in Beruf oder Studium Woche für Woche an und über ihre Grenzen. Ein sehr sachliches Gespräch ergab, dass auch Martina Jahn aus beruflichen sowie Tanja Stoll und Antonia Leis aus gesundheitlichen Gründen den Aufwand unter noch extremeren Personalbedingungen nicht mehr stemmen können. 

    Alle Werkzeuge bemüht

    Selbstverständlich hatten Verantwortliche und Trainer die üblichen Werkzeuge bemüht, um einen solchen Schritt zu vermeiden. Höherklassiger Frauenhandball findet in der Region bis zum Augsburger Raum sonst nirgendwo statt. Es ist daher unmöglich, wie im Männerbereich einfach mal viertliga-spielfähige Talente aus dem Umland zu verpflichten. Die VfL-Juniorinnen sind noch nicht so weit; der Sprung in die Bayernliga wäre für sie viel zu hoch. Auch der Leistungsunterschied zwischen erster und zweiter Mannschaft ist zu groß. Ausländische Vertragsspielerinnen gibt es, nur passt das nicht zum Günzburger Weg und ist darüber hinaus nicht zu finanzieren. Der VfL muss jeden Cent umdrehen. Das Personalproblem war aus all diesen Gründen schlicht nicht lösbar. Handball-Chefcoach Stephan Hofmeister bemerkt dazu mit trauriger Miene: „Als Verein muss man das schweren Herzens akzeptieren.“

    Wie geht es nun weiter? Der VfL Günzburg informierte mittlerweile den Bayerischen Handball-Verband (BHV), aber auch die Konkurrenz im Kampf um den sportlichen Klassenerhalt, dass der Verein sein Team nach der laufenden Saison zurückzieht. Damit verbunden ist eigentlich das Antrittsrecht in der Landesliga-Spielzeit 23/24. Die Spielordnung des BHV sieht aber auch die Möglichkeit vor, dass eine Mannschaft auf Antrag in einer noch tieferen Klasse, etwa der Bezirksoberliga, eingruppiert wird. Ob ein solcher Antrag seitens des VfL Günzburg gestellt wird, entscheidet sich nach einem weiteren Gespräch mit den verbleibenden Spielerinnen.

    Nun ist die Mannschaft des VfL Günzburg am Ende

    Übrig bleibt für den Moment Niedergeschlagenheit. Dieses Bayernliga-Team war ein Glücksfall für den Verein, aus der eigenen Jugend erarbeitet. Franziska Aust und Wolfgang Behm legten in der D- und C-Jugend den Grundstein. Dann übernahmen die Kees-Brüder. Urplötzlich ging es um bayerische Mädchen-Meisterschaften und um einen Aufstieg in die Nachwuchs-Bundesliga, für die Frauen ging es von der Landesliga hoch in die Bayernliga. Zwischendurch wurde mit fantastischem Handball gar von der 3. Liga geträumt. Dann schied Leistungsträgerin Lena Götz wegen anhaltender Knieprobleme aus, schon das schmerzte nicht nur sie. Schließlich kippte die Mannschaft personell. Nun ist sie am Ende. (AZ)

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