Von Plus 30 bis Minus 20 Grad: Das, was die Schülerinnen und Schüler des Dossenberger Gymnasiums in rund sieben Jahren miterlebt haben, hat sie abgehärtet. Der sogenannte „Sonnenbau“, ein zweistöckiger Container, machte in den heißen Monaten seinem Namen alle Ehre, im Winter wurde es hier zum „Eisbau“. „Es hieß immer, am Fenster sei ein guter Platz, aber ich sage Ihnen, das war nicht so“, erzählt Sercan Gecim, Schülersprecher und in der elften Klasse des Dossenbergers. In seiner Ansprache zur Einweihung des neuen Schulhauses lässt er die unterschiedlichen Bauphasen aus Sicht eines Schülers Revue passieren – auch die unangenehmen Phasen, die im Container stattgefunden haben.
Zentrale Mitte im Günzburger Gymnasium ist der neue überdachte Pausenraum
Der Raum, in dem er am Freitagmittag steht, sieht ganz anders und nagelneu aus: Es fällt viel Licht von oben in die „Aula“, Holzelemente schaffen einen gemütlichen Charakter und eine neue Klimaanlage sorgt für frische Luft. Offiziell heißt die neue Aula „überdachter Pausenraum“. Die Erleichterung und Freude über das sanierte Schulgebäude sind Schulleiter Peter Lang anzumerken: „Es war ein umfangreiches und anspruchsvolles Projekt, im laufenden Schulbetrieb zu sanieren.“ Doch jeder in die Bildung investierte Euro sei bestens angelegt. Er bedankt sich bei seinem Kollegium und der Schulgemeinschaft für die Geduld, auch wenn es einmal „drunter und drüber“ ging, man die lauten Bohrer im Klassenzimmer nebenan hörte oder die Schülerinnen und Schüler im Container schwitzten. All das habe man bewältigt. Herausgekommen sind nach vier Bauphasen nicht nur ein neuer Pausenraum mit Bühne, der auch als Versammlungs- und Veranstaltungsort dient, sondern gemütliche Lernlandschaften auf einem zweiten Geschoss links und rechts davon, moderne Fachräume, eine neue Bibliothek und vieles mehr. Viel offener gestaltet sind die Zimmer, es ist beispielsweise möglich, den Kunstunterricht nach draußen zu verlegen. „Nutzt die Möglichkeit und entfaltet hier eure Talente“, appelliert Lang. Während der Umbauphase sind nicht nur neue Räume wie ein „Maker Space“ und ein Sprachdorf entstanden, sondern sogar neue Klassen.
Sercan Gecim ist selbst Teil der ersten iPad-Klasse des Dossenbergers, inzwischen gibt es eine ganze iPad-Jahrgangsstufe – eine Entwicklung, die die Corona-Pandemie beschleunigt habe.
Um die 26 Millionen Euro hat die Sanierung des „Dossis“ gekostet, eine Summe, bei der mancher Gast im neuen Pausenraum kurz aufschnappen muss. Und auch Landrat Hans Reichhart gibt zu, dass die Sanierung „uns nicht nur lieb, sondern auch sehr teuer“ gewesen sei. Eine „Mammutaufgabe“ nennt er diese, der zehn Jahre Planungszeit vorausgingen. Die Schule sei nicht nur „eine Investition in die Zukunft unserer Kinder“, sondern auch ein Ort eines tollen Miteinanders. Nicht zuletzt habe das die Schulfamilie während des Hochwassers bewiesen. „Übergangsweise mussten wir Menschen, die ihr Zuhause verloren haben, in der Turnhalle unterbringen. Von den Betroffenen kam mehrmals der Satz, sie seien noch nie so herzlich aufgenommen worden wie hier.“
Skizziert und schließlich geplant hat das neue „Dossi“ Architekt Wolfgang Obel aus Donauwörth, der selbst seinen Redebeitrag mit der Aussage: „Habt ihr die Lobeshymne über mich gehört? Ich wäre dankbar, wenn das meine Mutter hätte hören können“ eröffnet. Etwas Sorge habe er, sagt er mit einem Augenzwinkern, dass er hier im Saal den Tragwerksplaner beziehungsweise Statiker nicht ausfindig machen könne. Musik, Tanz, Kunst, Theater – die Mußen des Lebens seien seiner Ansicht nach die wichtigsten Dinge. Die neue zentrale Mitte des Gymnasiums, die zweigeschossige, in den ehemaligen Innenhof geplante Pausenhalle, könne bei Veranstaltungen zu einem Zuschauerraum mit Bühne verwandelt werden. Diese soll genutzt werden – wenn es nach Obel geht, dann auch gern außerhalb der Schule für öffentliche (kulturelle) Veranstaltungen.
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